Zeitraum: 14.02.2024 - 28.02.2024
Revier: Atlantik, Karibik, Guadeloupe, Pointe-á-Pitre - Guadeloupe, Baie Mahaut
Boot: eMMa - Moody 44 - Markus
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 66 - Zeit zu zweit!

Valentinstag ist gleichzeitig in diesem Jahr der Aschermittwoch. Normalerweise schenken wir uns nichts zum Valentinstag, weil unser Jahrestag am 20.02. ist. Und der ist uns viel wichtiger. Aber dieses Mal kommt Markus morgens vom Brötchen holen wieder und überreicht Melanie eine sehr schöne, rote Rose. Die Überraschung ist geglückt! Der Aschermittwoch wird hier mit einer Black and White Parade begangen. Gemeinsam mit Vereinskameraden des Trans Ocean Vereins (TO), schauen wir uns das Spektakel an. Es ist wirklich interessant, unterhaltsam und der Rhythmus ist wie immer ansteckend. Wir sind jedoch alle etwas platt und machen uns nach den ersten Gruppen langsam auf den Rückweg. Zurück an Bord ziehen wir beide wieder in unsere Achterkabine.

In den folgenden Tagen widmen wir uns unter anderem dem Umbau unseres Wassersystems. Wir bauen ein zusätzliches Filtersystem ein. Der Grund dafür ist ganz einfach. Unsere Wassertanks sind so alt wie unser Boot. Über all die Jahre hat sich Kalk in den Tanks abgelagert. Nun produzieren wir seit 2 1/2 Jahren unser Wasser ausschließlich mit unserem Wassermacher. Das Wasser enthält überhaupt keinen Kalk mehr. Dieser Umstand und die vielen kräftigen Schiffsbewegungen beim Segeln, fangen scheinbar an die Kalkablagerungen zu lösen. Das ist natürlich erst einmal gut. Der Nachteil: nun lagern sich die Kalkplättchen im Leitungssystem ab, mit Vorliebe in den beiden 90° Winkeln direkt vor der Wasserpumpe. Wir haben aber keine Lust ständig unsere Wasserleitung auseinander zu nehmen, von Kalkplättchen zu befreien, danach wieder zusammen zu bauen und anschließend die Bilge wieder trocken zu legen, weil sich jedesmal mehrere Liter Wasser hinein ergießen. Dabei haben wir diesen Vorgang in den Wochen wirklich perfektioniert! Wir kamen auf unter 10 Minuten!
Doch stattdessen machen wir uns jetzt einmal die Arbeit. Wir bauen zwei Absperrhähne ein, für jeden Wassertank einen, und setzen in direkt nach dem T-Stück einen Mehrwegfilter ein. Somit können wir jetzt beide Hähne zu machen, das Filterglas abschrauben, reinigen, wieder festschrauben und die Hähne wieder öffnen. Dabei werden nur wenige Tropfen Wasser in die Bilge wandern, die rasch weggewischt werden können. Im gleichen Zuge tauschen wir die Leitungen zwischen den Tanks und der Wasserpumpe aus. Gesagt, getan! Zunächst einmal besorgen wir alle noch notwendigen Teile bei einem Yachtausrüster vor Ort. Auf unserer Liste stehen noch einige weitere Ersatzteile, die für die kommenden Wochen benötigt werden. Zudem tauschen wir unsere alten Frühstücksteller gegen neue aus. Sie passen nun auch viel besser zum restlichen Geschirr.In der direkten Nähe des Yachtausrüsters befindet sich auch ein Tauchshop. So findet dann auch eine kleine Stageflasche ihren Weg an Bord.
Natürlich nimmt der Umbau des Wassersystems einen ganzen Tag in Anspruch. Die Zuleitung vom Steuerbordtank lassen wir bestehen, da er sich nicht so einfach lösen lässt. Dieser halbe Meter Schlauch wird somit zunächst vertagt.

Am 18.02.2024 segeln wir weiter. Es geht auf die Westseite der Insel bis hinter dem Kap am Leuchtturm. Dort fällt unser Anker auf 10 Meter Wassertiefe. Die Sicht nach unten ist nicht besonders gut und die Ankerkontrolle ergibt, der Anker liegt im Korallenriff. Das geht natürlich gar nicht und so gehen wir wieder Anker auf, verholen eMMa ein paar Schiffslängen nach hinten, wo nur noch Schlick zu finden ist und ankern neu. Der Anker hält und Markus taucht den Anker direkt wieder ab. Nun liegt er viel besser und die Kette kann so auch keinen Schaden anrichten. Für uns gibt es hier sowieso nur einen Übernachtungsstop.

Am folgenden Tag geht es weiter bis zum Reservé Cousteau. Hier bleiben wir bis zum 23.02.2024. Wir tauchen im Korallengarten. Arbeiten. Schnorcheln und Tauchen am Wrack der Janfrack, füllen unsere Flaschen, führen Reparaturen am Kompressor mittels MacGyver-Methode durch und arbeiten nach und nach unsere To-Do-Liste weiter ab. Dank der vielen Regenschauern gibt es immer wieder tolle Regenbögen und an einem Abend auch einen wunderschönen Sonnenuntergang! Zudem jagt ein Delfin knapp neben eMMa entlang und wir können die Fregattevögel bei der Jagd beobachten. Wir genießen unsere Zeit zu zweit sehr!

Die Nacht vom 22. auf den 23.02.2024 ist total rollig und unruhig. Ständig werden wir wach, weil eMMa sich richtiggehend aufschaukelt. Schiffschaukel mal anders. Wir beschließen noch vor dem Frühstück nach Deshaies (gesprochen Dehé) abzulegen. Dort sind wir sowieso am Abend mit weiteren Vereinsmitgliedern unseres TO´s verabredet. Diesmal handelt es sich um die Familien-Crew der SY LeeLoo. Wir kennen uns noch nicht persönlich, hatten nur über unsere TO-WhatsApp-Gruppe bereits sehr netten Kontakt. Kaum fahren wir in die relativ volle Ankerbucht ein, fällt unser Blick auf ein großes, deutsches Boot. Den Namen können wir nicht erkennen, aber der nackige Skipper grüßt uns freundlich. Er ist nicht etwa gerade am Duschen oder kommt vom Schwimmen. Er läuft den ganzen Tag nackt herum. Ganz egal, was er dabei gerade macht. Er putzt nackt das Deck, repariert nackt das Dinghy und sitzt nackt mit seiner Frau im Cockpit beim Essen. Es ist echt zum Fremdschämen! Wir sind definitiv nicht prüde. An der Ostsee haben wir regelmäßig FKK gebadet. Da ist das allerdings auch etwas anderes. Hier in der Karibik sind viele Einheimische sehr religiös. Für sie ist es vielleicht völlig inakzeptabel, wenn Menschen nackt durch die Gegend laufen. In einer einsamen Ankerbucht könnten wir das ja vielleicht sogar noch nachvollziehen, aber diese Bucht hier ist so voll wie Port Sollér auf Mallorca im Hochsommer! Ständig fahren die kleinen Fährschiffe und Touristenschaukler rein und raus und diese Yacht liegt mitten in der Einflugschneise! Unser erster Gedanke ist, hoffentlich ist das nicht die SY LeeLoo! Wir liegen etwa 2 Stunden vor Anker, als sich ein Dinghy mit einer Frau und zwei Kindern nähert. Sie stellen sich als 3 von 5 Crewmitgliedern der SY LeeLoo vor und wirken sehr sympathisch. Im Gesprächsverlauf zeigen sie auf ihr Boot, welches zum Glück nicht das Boot der Nackideis ist. Uns fällt ein Stein vom Herzen! So fahren wir am Abend voller Vorfreude hinüber zur LeeLoo und werden sehr herzlich empfangen. Mit Dirk und Lena liegen wir total auf einer Wellenlänge. Auch ihre drei Kinder Emilia, Luise und Hannes sind sehr sympathisch. Und so verbringen wir einen sehr schönen, aber viel zu kurzen Abend miteinander. Leider trennen sich unsere Wege bereits am nächsten Morgen wieder, denn die SY LeeLoo hat nur ein Jahr Auszeit und macht sich auf den Weg Richtung Antigua.

Wir bleiben noch zwei Nächte hier, erkunden etwas die Umgebung und überlegen einen Plan für die nächsten Tage. Die Entscheidung fällt auf die Überfahrt nach Saint-Rose, einer Ankerbucht, die innerhalb des Riffs liegt. Dort kann man sehr ruhig und geschützt in den Mangroven ankern. Das Wasser ist ganz ruhig und so können wir unter optimalen Bedingungen unser vorausschauendes Echolot einsetzen, denn die Seekarte ist hier stellenweise nicht ganz detailliert. Es ist schon ein gewisser Nervenkitzel sich so voran zu tasten! Nach einigen Schreckmomenten und nur 20 cm Platz unter dem Kiel liegen wir in einer Mangrovenbucht, die so ruhig wie ein Ententeich ist! Um uns herum nur Tölpel, Pelikane, Wasserhühner, Schwalben und viel anderes Getier. Nach Sonnenuntergang scheint der Vollmond über uns und spiegelt sich im glatten Wasser.

Am 26.02.2024 erfolgt die Weiterfahrt raus aus dem Riff. Wir segeln an der Riffkante entlang und dann wieder rein in das Riff. Eine direkte Durchfahrt bleibt uns aufgrund unseres Tiefgangs verwehrt. Plötzlich begleiten uns Delfine und wir können uns an ihnen nicht sattsehen! Wir ankern sehr geschützt in der nördlichen Bucht von Pointe-à-Pitre bei Mahaut. Der Weg hierher hat sich gelohnt. Guter Ankergrund, viel Platz, gute Verkehrsanbindung, an an den Flughafen und nach Pointe-à-Pitre. Also sind alle wichtigen Geschäfte gut erreichbar und das Verproviantieren für die erste Zeit mit Lara und Jannik können wir von hier aus auch erledigen. Neben dem Arbeiten fürs PECA-Institut stehen auch einige Punkte der To-Do-Liste auf dem Plan. Unter anderem der Austausch des letzten Stück Schlauchs zum Steuerbordtank hin Außerplanmäßig kommt auch noch das Flicken des Dinghys dazu. Wir haben eine Boje, die knapp unter Wasser lag, geschrappt und uns dabei viele kleine Löcher in den Dinghyschlauch gerissen. Nun wird es ein kräftiges Flickwerk, doch es muss gemacht werden, denn schließlich kommen Lara und Jannik bald am 29.02.2024 an.

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