Zeitraum: 23.01.2023 - 05.02.2023
Revier: Atlantik, Karibik, Barbados, Bridgetown - Grenada, Prickly Bay
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 51 - die rote Sonne von Barbados

Wir schlafen sehr erholsam und ruhig. Nach dem Aufstehen und Frühstücken springt Markus erst einmal ins türkis-blaue Wasser. Wir müssen uns immer wieder kneifen und die Augen reiben. Türkisfarbenes Wasser, weißer Sandstrand und pastellfarbene Häuser. Wir scheinen wirklich in der Karibik gelandet zu sein! Markus kontrolliert unseren Anker. Er sitzt perfekt. Anschließend kontrolliert er auch den Anker der Nala. Der sitzt auch perfekt, naja oder doch nicht so ganz, denn er liegt mittig auf einem Stahlträger, also muss die Nala umankern. Es dauert etwas, aber dann liegt auch die Nala gut und sicher. In der Zwischenzeit hat eine Schweizer Yacht vor uns geankert. Beim Vorbeifahren sprechen sie uns an, ob wir später noch an Land fahren würden. Ihr Dinghy-Außenborder ist defekt und ob wir sie ggf. mitnehmen würden. Das passt uns gut, denn auch wir müssen ja noch zum Einklarieren an Land fahren. So machen wir uns mit drei Crews auf den Weg zum Kreuzfahrtterminal, denn dort sitzen alle notwendigen Behörden. Zunächst müssen wir zur Gesundheitsbehörde. Es ist schon sehr lustig, denn die Anmeldeformulare sind für alle Schiffe gleich, ganz egal ob Kreuzfahrtschiff, Frachter oder Segelboot. Danach müssen wir zum Zoll und abschließend zur Imigration. Bezahlen müssen wir fürs Einklarieren hier auf Barbados nichts. Bezahlt wird hier erst beim Ausklarieren. Alles ist für uns natürlich neu und spannend. Doch Barbados macht es uns leicht und alle sind sehr freundlich und entspannt. Und zum Glück ist heute auch kein Kreuzfahrtschiff da, somit ist der Kreuzfahrtterminal menschenleer und auch in der Stadt selbst geht es eher ruhig zu. Für uns ist es nach drei Wochen Zweisamkeit aber doch ein wenig eine Reizüberflutung.

Zurück an Bord nehmen wir erst einmal die Q-Flagge ab, denn wir sind ja jetzt einklariert. Und wir hissen stattdessen unter der Steuerbordsaling die Gastlandflagge von Barbados, die wir an Land neu erstanden haben. Am Abend treffen wir uns dann mit den Nalas bei uns an Bord und feiern unsere erfolgreiche Ankunft in der Karibik. Der Atlantik ist überquert! Für diesen Zweck wird eine besondere Flasche Sekt geöffnet. Diese Flasche haben Markus und Melanie vor 4 1/2 Jahren zu ihrer 100-Jahr-Feier geschenkt bekommen (beide wurden wir 40 und hatten unseren 20. Hochzeitstag) und alle Gäste haben darauf unterschrieben. Und schon damals haben wir gesagt, dass wir diese Flasche erst nach der Atlantiküberquerung öffnen werden. Der Sekt schmeckt hervorragend und wir lassen die drei Wochen Atlantik gemeinsam mit den Nalas Revue passieren. Schön, dass wir dieses Erlebnis teilen durften und schön, dass uns diese Erfahrung immer miteinander verbinden wird!

Der Kreuzfahrttourismus ist hier auf Barbados extrem ausgeprägt. Außer am ersten Tag sind jeden Tag mindestens 2 Kreuzfahrtschiffe da, an einigen Tagen sogar 3 oder 4 Stück. Die Schiffe liegen im Hafen und spucken die Touristen zu hunderten aus. Sie verteilen sich dann auf die unterschiedlichsten gebuchten Touren per Bus oder Boot oder ergießen sich an den Strand auf ihre vorher reservierten Strandliegen. Die Restaurants der Umgebung profitieren davon nicht, denn diese Menschen haben ja all-inklusive an Bord gebucht. Vielleicht kaufen sie mal eine Flasche Wasser, ein Eis und ein Souvenir. Mit den Einheimischen kommen sie kaum in Kontakt und sie sehen von der Insel halt nur so viel, wie es in 2 bis 6 Stunden machbar ist. Die Touren werden in den meisten Fällen über Agenten vermittelt, was bedeutet, dass auch hier nur eine kleine Zahl an Einheimischen von profitieren. Das gilt leider für alle Kreuzfahrtschiffe und alle Routen. Wir sind der Meinung, dass man diese Art von Tourismus meiden sollte, da es ökologisch alles andere als nachhaltig ist und auch ökonomisch für die Menschen vor Ort kaum einen Mehrwert bringt. Ökologisch ist es eben so, dass ein ganzes Dorf bewegt werden muss und Strom benötigt, da Klimaanlagen, Eistruhen, Steckdosen und Beleuchtung betrieben werden wollen. Wir haben noch keine Tenderboote gesehen, die mit Strom betrieben werden. Solarflächen sucht man auf den Kreuzfahrtschiffen ebenfalls vergeblich. Es gibt ein paar wenige Kreuzfahrtschiffe, die überhaupt schon die Möglichkeit haben Landstrom anzuschließen, allerdings gibt es bisher erst sehr wenige Häfen, die solche Anschlüsse überhaupt anbieten. Und verpflichtend sind diese Anschlüsse dann auch zumeist nicht. Immer mehr Städte gehen dazu über, dass Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in der Innenstadt liegen dürfen. So zum Beispiel Venedig, die bereits seit 2021 keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der Stadt direkt haben. Die Schadstoffbelastung ging dort um 80% zurück. Auch Amsterdam verbannt nun die Riesen aus ihrer Stadt. Allerdings ist es unserer Meinung nach etwas zu kurz gedacht. Denn Forschungsergebnisse zeigen, dass so ein Kreuzfahrtschiff am Tag so viele Schadstoffe ausstößt wie 31.000 Lastwagen auf der Stadtautobahn (Quelle: tagesschau.de). Nur werden die Kreuzfahrtschiffe ja Amsterdam nicht komplett vom Plan streichen, sondern irgendwo außerhalb an der Nordsee (wahrscheinlich Rotterdam oder ein Hafen in Belgien) einen Hafen anlaufen und die Touristen anschließend mit Bussen nach Amsterdam bringen. Das verlagert das Problem dann nur.

Wir jedenfalls überlegen uns welche Highlights wir auf Barbados noch sehen wollen und entschließen uns zu einem Museumsbesuch im Barbados Museum und Historical Society. Natürlich kommen wir wieder erst viel später los, als gedacht und sind wir erst am Nachmittag beim Museum. Die Ausstellung zeigt die Geschichte von Barbados, die Kolonialzeit, die Versklavung, die Unabhängigkeit und natürlich auch wie die Menschen dort zu unterschiedlichsten Zeiten gelebt haben. Es ist wirklich interessant. Der Kids Room, ein Ausstellungs- und Ausprobierraum für Kinder ist bereits geschlossen, aber die Mitarbeiterin kommt und schließt ihn extra noch einmal für uns auf. So können die kleinen und großen Kinder unterschiedlichste Dinge ausprobieren und würden sich am liebsten noch ein paar Stunden hier aufhalten. Aber irgendwann kommen wir auf die Idee mal zu schauen, wie lange das Museum noch geöffnet hat, denn auf die Zeiten hat von uns niemand am Eingang geachtet. Erkenntnis des Tages: Auf Barbados schließen sie bereits um 17 Uhr. Es ist bereits 17:20 Uhr! Niemand drängelt, niemand schimpft oder motzt. Wir begeben uns zum Ausgang, wo eine Mitarbeiter daneben im Schatten auf der Bank sitzt. Sie ist bereit für den Feierabend, hat ihre Tasche und ihr Handy neben sich auf der Bank und ist ganz relaxt. Sie lächelt uns zu, freut sich, dass wir ihr das Feedback geben, dass es uns sehr gut gefallen hat und öffnet uns das bereits geschlossene Tor. Wir bedanken uns überschwänglich bei ihr! Was für eine entspannte Haltung!

Wir verbringen viel Zeit natürlich auch im Wasser und am Strand. Und wir gehen Schnorcheln an den Wracks, die hier in der Carlisle Bay liegen. Ein wahres Taucherparadies, es dürfen nur gerade keine Kreuzfahrtschiffe da sein. Wir passen ein Zeitfenster ab und haben lediglich eine weitere Schnorchelgruppe am Tauchspot. Die Kreuzfahrttouristen werden direkt mit dem Boot im Hafen abgeholt, zum Spot gefahren und dann haben sie 20 Minuten zum Schnorcheln. Je nach Anbieter haben sie entweder Poolnudeln oder Schwimmwesten um und sehen aus wie viele kleine, gelbe Quietsche-Enten! Gerne hätten wir hier noch einen Tauchgang absolviert, aber das schaffen wir zeitlich leider nicht mehr.

An unserem letzten Tag auf Barbados müssen wir morgens zum Ausklarieren. Was für ein Unterschied zu unserem Ankunftstag! Heute sind 3 große Kreuzfahrtschiffe und ein Kreuzfahrt-Segelschiff im Hafen. Hier tobt der Bär! Dementsprechend dauert auch die Ausklarierung, aber alles läuft reibungslos. Anschließend gehen wir etwas essen und fahren mit einem Taxi zum Aussichtsturm. Wir vereinbaren einen Festpreis für den Hin- und Rückweg und einer Stunde Wartezeit. Am Aussichtsturm genießen wir den Blick über weite Teile von Barbados. Es erinnert ein wenig an die Wiesen und Felder von Mecklenburg-Vorpommern, nur wachsen dort keine Palmen und das Wetter ist dort aktuell weder sonnig, noch warm.

Für uns geht es als nächstes nach Grenada. Eine Strecke von etwa 130 sm ist zurückzulegen. Der Wind sollte passen. Im Großen und Ganzen passt er auch, nur leider gibt es da ein Wolkenband, was sich genau über uns aufhält. Es bringt immer wieder Regenschauer vor und hinter uns mit und damit verbunden auch wechselnde Winde in Stärke und Richtung. So segeln wir gemeinsam mit der Nala in die Nacht, sehen Kreuzfahrtschiffe und Frachter am Horizont an uns vorbeiziehen, sehen die Lichter der Inseln von St. Vincenz und den Grenadinen und müssen Fischbooten ausweichen, die mal wieder kein AIS haben. Am Morgen ist liegt Grenada bereits in Sichtweite vor uns und wir segeln an der Südseite entlang bis in die Prickly Bay.

Der erste Blick auf die Bucht lässt uns ganz schön schlucken! Ein einziges Mastenmeer breitet sich vor uns aus. Beim Näherkommen sehen wir aber, dass es gar nicht so eng ist, wie zunächst befürchtet. Die Bucht zieht sich weit ins Land hinein und sowohl wir, als auch die Nala finden einen guten Ankerplatz. Auch hier steht wieder Einklarieren auf dem Plan, allerdings gibt es das angegebene Büro in der Prickly Bay nicht mehr. Also geht es zum ersten Mal mit dem Bus nach St. Georges.
Busfahren auf Grenada ist sehr günstig, aber auch ein echtes Abenteuer. Die Buslinien sind vorgegeben, es gibt sogar so etwas wie einen Fahrplan. Besser beschreibt es der Begriff Linien-Netz-Plan (den bekommt man übrigens im Tourismusbüro in St. Georges), denn darauf sieht man welche Linie wo entlang fährt und was die Linie kostet. Dabei ist es völlig egal, ob man auf der Strecke nur eine Haltestelle weiterfährt oder von Endstation zu Endstation den Bus nutzt, der Preis bleibt gleich. Je nach Linie kostet der Bus pro Fahrt und Person dann umgerechnet 0,80€ bis etwa 2€. Die Busse sind kleine umgebaute PKW-Busse (Nissan, VW, Mitsubishi, was auch immer), immer gibt es 4 bis 5 Reihen als Bänke, so dass mit etwas Schieben bis zu 20 Personen darin befördert werden können. Ein Platz davon ist natürlich der Fahrer, der auf der rechten Seite vorne sitzt, da hier Linksverkehr herrscht und ein Platz gehört dem „Einsammler und Türöffner“. Der sitzt immer auf der linken Seite außen direkt an der Tür in der Reihe hinter dem Fahrer. Er öffnet und schließt die Tür, schiebt die Leute noch ein Stückchen mehr zusammen, damit noch ein weiterer Fahrgast mitfahren kann, ruft den Leuten unterwegs an der Straße zu, ob sie mitfahren wollen, gibt den Fahrer das Signal zum Anhalten und sammelt das Fahrgeld ein. Bezahlt wird mit Ostkaribischen Dollar in Bar. Am besten ist es, wenn man das Geld passend hat. Nur ein einziges Mal sind wir übers Ohr gehauen worden. Das war einer der ersten Fahrten mit dem Bus und der Einsammler hat gemeint, dass er mehr Geld verlangen kann, weil wir Touristen sind. Wir haben es gezahlt, um weiteren Ärger zu vermeiden. Wir haben es als Lehrgeld verbucht. Heute würden wir es ebenfalls zahlen, aber ein Foto vom Auto, Kennzeichen und der Busnummer machen und uns bei der Lizenzvergabestelle beschweren. Denn diese Busse gehören Privatpersonen, die Lizenzen für die jeweilige Linie erwerben müssen. Dafür dürfen sie die Strecke befahren, wann und so oft sie möchten. Und niemand von denen kann es sich leisten ihre Lizenz zu verlieren. Man weiß zwar nicht, wann genau der nächste Bus fährt, aber tagsüber muss man auf Grenada auch nie lange auf einen Bus warten. Die Busse fahren an einem vorbei und hupen, winkt man zurück, halten sie an und man kann einsteigen. Es gibt auch Bushaltestellen, aber an denen steigt man eher aus als ein. Ist der Bus voll, wartet man auf den nächsten. Die Busse sind in ganz unterschiedlichen Zuständen. Es gibt ein paar, die sind sehr gepflegt und haben zum Teil sogar Klimaanlage. Die meisten sind wahrscheinlich Mitte der 80er oder 90er Jahre gebaut, teilweise auch sehr gepflegt und aufwendig umgebaut, teilweise mit einer besseren Musikanlage als jede Disco und bei einigen hofft man, dass man beim Bergabfahren in St. Georges nicht im Hafenbecken landet, weil eventuell die Bremsen nicht funktionieren. Wir sind überall heile hingekommen! Anschnallgurte sucht man hier vergeblich, aber meistens kann man sowieso nicht verrutschen. Und die Straßen lassen ein Fahren jenseits der 50 km/h auch kaum zu.

Auch vor St. Georges liegen Kreuzfahrtschiffe, aber wir interessieren uns mehr für das alte Fort auf dem Hügel. Es bietet eine tolle Aussicht auf die Stadt und die Bucht. Uns gefällt St. Georges. Alles ist geschmückt, da in ein paar Tagen Nationalfeiertag ist. Grenada ist dann 49 Jahre lang bereits unabhängig von den Briten und darauf ist man hier sehr stolz. Das Schokoladen-Museum entpuppt sich als Schokoladen-Manufaktur. Dort kann man örtlich produzierte Schokoladenprodukte erwerben. Auch Eis, Kakao und Kuchen sind hier zu bekommen. Nebenbei wird auf Plakaten und in Vitrinen dargestellt, wie Kakao wächst, geerntet und weiter zu Schokolade verarbeitet wird. Es ist ganz interessant, aber selbst mit Kuchen essen braucht man dafür nicht mehr als eine Stunde einplanen. Zurück geht es für uns dann natürlich wieder mit dem Bus.

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