Zeitraum: | 12.12.2022 - 01.01.2023 |
Revier: | Atlantik, Spanien, Kanaren, Gran Canaria, Las Palmas |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 49 - Advents- und Weihnachtszeit, Vorbereitungen für den Atlantik
Die letzten drei Wochen des Jahres 2022 werden von den Vorbereitungen für unsere Atlantiküberquerung dominiert. Direkt im neuen Jahr wollen wir gemeinsam mit der Nala den großen Sprung über den Atlantik wagen. Dafür ist aber noch eine Menge zu tun. Der Ringer kommt und prüft bei beiden Booten das stehende Gut. Wir probieren unterschiedliche Supermärkte aus und stellen leider fest, dass die Supermärkte untereinander die Liefergebiete aufgeteilt haben. So kommen für uns mit dem Liefergebiet Hafen nur bestimmte Märkte in Frage. Was sich so einfach anhört, beinhaltet aber eine Menge an Vor- und Nachbereitung. Im Vorfeld müssen Essenspläne und Einkaufslisten geschrieben werden, dann erfolgt der eigentliche Einkauf, der nimmt auch einen ganzen Tag in Anspruch. Und dann werden die Lebensmittel bis an den Steg geliefert. Hier beginnt das Tetris spielen an Bord inklusive Listen abgleichen, Staupläne schreiben und Vorräte checken. Das Hafenleben ist für uns Fluch und Segen zugleich. Einkäufe und Landgänge sind dank Steganschluss deutlich komfortabler, die Privatsphäre ist vor Anker liegend jedoch wesentlich schöner! Der Hafen von Las Palmas de Gran Canaria ist sehr günstig. Wer jedoch Luxus erwartet, wird bitter enttäuscht. Duschen mit kalten Wasser, dazu teilweise auch noch mit wenig Wasserdruck, wahlweise auch beides, sind keine Seltenheit. Aber man kann sich mit allem arrangieren.
Unsere spanische Freundin Ana kommt nach Las Palmas um ihre Familie zu besuchen. Natürlich kommt sie auch zu uns zu Besuch und lernt die Nalas kennen. Kurzentschlossen weiten wir den Besuch auf die Nala, denn Ana liebt es Boote anzuschauen und Ideen für deren eigenes Boot zu sammeln.
Am 23.12. fordern die Nalas das „traditionelles“ Lasagne-Essen bei uns an Bord ein. Schließlich sind sie letztes Jahr damit nach ihrem ersten Überfahrtsversuch Richtung Kanaren von uns empfangen worden. Es wird einer schöner Abend mit viel Gelächter und Schwelgen in Erinnerungen!
Und dann wird Weihnachten gefeiert. Schon seit Wochen ist auch hier auf den Kanaren alles weihnachtlich geschmückt. Lichterglanz an allen Enden und Ecken. Dazu warme Temperaturen. Für uns fühlt es sich gut und richtig an. Die Kälte fehlt uns absolut nicht! Einzig unsere Kinder und Familie vermissen wir ein wenig, aber dafür gibt es ja zum Glück gutes Internet und verschiedenste Möglichkeiten über Telefon, Videocall oder auch bei gemeinsamen Spieleabenden über Online-Plattformen Spiele zu spielen. Es wird gelacht, sehr lecker gegessen und natürlich auch Geschenke ausgepackt. Wir bekommen von den Nalas drei Holzstücke mit eMMa-Logo um unsere Decksluken besser aufstellen zu können! Das haben wir bisher immer mit leeren Getränkeflaschen getan.
Das schöne Wetter nutzen wir für eine Wanderung zum Aussichtspunkt an der Nordspitze von Gran Canaria. Wir wandern zum Gipfelkreuz hoch. Es ist kein sehr hoher Berg, aber die Aussicht von hier ist schon toll und für größere und weitere Wanderungen reicht im Moment unsere Zeit einfach nicht, denn die To-Do-Listen sind mal wieder so lang, dass sie bereits Inhaltsverzeichnis, Danksagung und Impressum haben. Auf dem Rückweg gönnen wir uns einen Döner. In Deutschland hat man unendlich viele Möglichkeiten die unterschiedlichsten internationalen Küchen auszuprobieren, von Fast Food bis zur gehobenen Küche. In den meisten anderen Ländern ist das gar nicht so einfach etwas anderes als gut bürgerlich zu bekommen. Wir lieben das Essen in Spanien, genießen es aber auch, wenn wir mal einen Dönerladen oder ein indisches, griechisches oder chinesisches Restaurant finden.
Weihnachten wird durch einen Starkwind quasi fort gepustet. Veränderter Wasserstand sorgt dafür, dass die Muringleinen viel Spiel haben und wir auf den Steg gedrückt werden. Um eMMa wieder weiter nach vorne zu bekommen, setzen wir die Muringleinen mittels Stropperstek durch. Was sich einfach und nach „mal eben“ anhört, dauert mehrer Stunden und ist eine große Kraftanstrengung. Denn der Wind ist so stark, dass ein Durchsetzen von Hand unmöglich ist. Als holen wir mittels Hilfsleine, Umlenkung und Winsch cm um cm an Deck, bis eMMa einen sicheren Abstand zum Steg hat.
Andere Yachten kreisen derweil durch den Hafen oder vertreiben auf weitere Yachten. Bei uns am Steg haben gleich mehrere Yachten einige Stromkästen beschädigt, da sie mit ihrem Bug immer wieder dagegen knallen. Wir helfen der Crew der Schloss Orth dabei die Yacht ebenfalls weiter nach vorne zu verholen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man sich unter den Seglern hilft und unterstützt, besonders in solch brenzligen Situationen. Und bei uns am Steg lief es im großen und ganzen noch relativ glimpflich ab.
Ein Punkt auf unserer To-Do-Liste ist das Updaten der Navigationsgeräte. Dafür lädt Melanie die jeweils benötigte Software zunächst aus dem Internet herunter, bevor sie anschließend sich mit den Besonderheiten der einzelnen Geräte beschäftigt, um die Updates nun darauf zu bringen. Bei manchen Geräten ist dies ganz einfach, bei einigen etwas komplizierter. Den Vogel schießt aber unser AIS Gerät von Vespermarine ab. Die aktuelle Software ist schnell gefunden und in der Bedienungsanleitung, ja, Melanie liest die Handbücher wirklich, findet sie rasch die Info, dass ein Mini-USB-Kabel angeschlossen werden muss. Kein Problem, schließlich haben wir so ziemlich alle Steckertypen an Bord. Jetzt ist es bei unserem AIS Gerät allerdings so, dass Melanie es damals unter ziemlich üblen Flüchen eingebaut und sich dabei geschworen hat, das Ding NIE WIEDER auszubauen! Der Stecker soll nun aber, wie soll es auch anders sein, auf der Rückseite eingesteckt werden. Ausbauen kommt also nicht in Frage. Doch Melanie hat eine Idee. Direkt daneben ist ja das große Schaltpanel, welches man mittels zwei Schrauben relativ einfach lösen und dann nach vorne klappen kann. So ist genug Platz um das Kabel seitlich einzuführen und an das AIS Gerät einzustecken. Gedacht, gemacht - oder auch nicht, denn die ersten Versuche scheitern. Mittels Handykamera, Taschenlampe und Bedienungsanleitung wird schnell das Problem sichtbar. Der Stecker bei unserem AIS Gerät ist genau andersherum eingebaut als in der Anleitung angegeben, er steht quasi auf dem Kopf. Nachdem diese Besonderheit geklärt ist, ist der Rest ein Kinderspiel. Stecker ebenfalls auf dem Kopf drehen, einstecken, Kabel an den Laptop anschließen, Software Update aufspielen, FERTIG! Und obwohl genau solche Kleinigkeiten immer wieder dafür sorgen, dass geplante Aufgaben statt mal eben kurz den halben Tag benötigen, wird unsere To-Do-Liste nach und nach doch kürzer. Markus wechselt noch unsere Opferanode an der Schraube. Dafür geht er mit Tauchausrüstung ins Wasser, was sehr aufmerksam von den Kindern der Nachbarboote beobachtet wird.
Als Silvester vor der Türe steht, ist nicht nur unsere To-Do-Liste auf wenige Punkte zusammengeschrumpft, sondern auch die To-Do-Liste der Nala zeigt an, dass wir doch so langsam für die Atlantiküberquerung bereit sind. So können wir also gut in das neue Jahr starten und feiern gemeinsam Silvester.
An Neujahr erledigen wir noch zwei Punkte von unseren Listen. Wir malen unser Logo auf die große Hafenmole und wir gehen zum Anbaden. Das Wasser ist aber relativ frisch. Trotzdem genießen wir es sehr, denn wann kann man schon mal an Neujahr in Badezeug am Strand sitzen!
Obst und Gemüse haben wir noch direkt vor Silvester geordert. Es wird aber erst am 02.01. 2023 morgens geliefert.