Zeitraum: | 22.06.2022 - 26.06.2022 |
Revier: | Mittelmeer, Italien, Elba |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 44 - stürmische Zeiten und Veränderungen
Mittwoch, 22.06.2022 - Nachdem wir um 8 Uhr morgens hier vor Anker gegangen sind, haben wir nur noch ein wenig aufgeräumt und sind in die Koje gefallen. Ausgeschlafen haben wir dabei nicht wirklich, denn der Ankerplatz ist sehr rollig. Dabei sieht das Wasser eigentlich ganz ruhig aus. Jedoch kommt permanent ein Grundschwell von Süd in die Bucht. Weht Wind aus Süd- oder Nordrichtungen, dann ist das relativ unproblematisch, weil eMMa sich in diese Richtung ausrichtet. Herrscht aber Flaute, zu wenig Wind oder der Wind kommt aus Südost oder Nordwest, dann liegen wir genau quer zu Welle. Dabei schaukelt eMMa dann wie ein Steh-auf-Männchen hin und her. Die Schiffsbewegung dabei ist das Eine. Sie ist etwas nervig, aber nicht dramatisch. Seekrank wird keiner von uns beiden. Aber manchmal kann sie einem ganz schön auf den Keks gehen. Das Zweite ist die Sache, dass wir alles IMMER seefest haben müssen, denn sonst fliegt es durch die Gegend. Kein Frühstück mit gedecktem Tisch, kein Nähen an der Nähmaschine, arbeiten am Rechner nur mit Antirutschmatte und festem Halt. Zweifel kommen besonders bei Melanie auf. Sie hat sich für die kommenden Wochen einige kleinere Projekte vorgenommen, muss sie diese nun verwerfen? Kann sie sich dabei auf die Unterrichtsvorbereitungen konzentrieren? Hält ihre Laune das auch über einen längeren Zeitpunkt aus? Wir diskutieren lange, versuchen positiv zu denken, schieben die aktuell schlechte Laune auf den Schlafmangel nach der langen Überfahrt und die extrem hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen. Es ist sehr schwül und drückend und so fahren wir erst einmal an den Strand zum Baden. Melanie stürzt sich in die lauwarmen Fluten. Trotzdem sorgt das Wasser für eine Abkühlung und einen kühleren Kopf. Markus macht sich auf den Weg zur Tauchbasis, an der er die nächsten drei Monate lang arbeiten wird. Dort wird er sehr freundlich empfangen, erhält erste Informationen und die Einladung heute oder morgen Abend am gemeinsamen Essen teilzunehmen. Er wird sofort im Abbuchungssystem eingepflegt. „Ich spreche mit meiner Frau darüber und melde mich!“ „Kein Problem“, ist die Antwort, „gib einfach kurz Bescheid damit die Küche planen kann.“ Zurück am Strand besprechen wir, dass wir heute Abend an Bord bleiben wollen und uns erst einmal aklimatisieren müssen. Markus gibt entsprechend an der Basis Bescheid und verabredet sich mit seinem Chef für morgen früh.
Donnerstag, 23.06.2022 - Die Nacht war ruhig, aber rollig. Am Morgen kommt etwas Wind auf und eMMa richtet sich danach aus. Sofort ist die Situation deutlich angenehmer. Markus steht früh auf und fährt zur Tauchbasis rüber. Sein Chef musste leider kurz weg, aber Markus hat ihm gesagt, dass er hier auf ihn warten kann. So steht er an der Basis und schaut sich in aller Ruhe schon einmal an seinem neuen Arbeitsplatz um. Plötzlich sieht er Sara. Sie und er haben gemeinsam die Tauchlehrer-Ausbildung gemacht, er als Tauchlehrer-Anwärter, sie als Tauchlehrer-Ausbilder-Anwärterin. So eine Phase schweißt zusammen und so ist die Freude auf beiden Seiten riesig. Wir verabreden uns für den Grillabend heute. Dann kommt der Leiter der Tauchbasis und Markus und er klären noch einige organisatorische Dinge.
Als Markus wieder an Bord ist, widmen wir uns dem Problem Wassertank. Auf der Überfahrt hatten wir plötzlich „braunes“ Wasser aus dem Wasserhahn. Es ist nicht schlecht, sondern eher so, dass Ablagerungen, insbesondere Kalkablagerungen, durch das Geschaukel sich gelöst haben. Zum Deckwaschen reicht es allemal! Fest entschlossen holen wir den Duschschlauch an Deck, den Schrubber und einen Lappen und legen los. Keine fünf Minuten später ist der Tank leer. Der Sensor hatte sich wohl verklemmt und uns vorgegaukelt, dass der Tank komplett voll sei. Also starten wir unseren Wassermacher. Das dauert jetzt ein wenig. Wir nutzen die Zeit und putzen mit Salzwasser weiter. Eimer um Eimer, schrubben wie die Weltmeister im Curling - und immer noch löst sich Saharasandstaub, der sich besonders auf den Fugen dauerhaft niederlassen wollte. Zum Schluss spülen wir alles noch einmal mit dem frisch produzierten Süßwasser ab. eMMa glänzt wieder. Das Polieren, was dringend notwendig ist und sie sich auch redlich verdient hat, verschieben wir noch mal. Für heute ist das Putz-Gen definitiv aufgebraucht.
Am Nachmittag fahren wir dann gemeinsam wieder mit dem Dinghy an den Strand. Auf dem Weg dahin, sammelt Markus noch einen seiner neuen Kollegen ein. So braucht dieser nicht mit dem Ruderboot zurück paddeln, sondern wird von uns gezogen.
Wir erkunden ein wenig die Gegend. Ganz langsam und mit vielen Pausen, denn die Temperaturen sind nach wie vor hoch und besonders die Luftfeuchtigkeit von über 70 % machen Melanies Kreislauf ein wenig zu schaffen. Wir genießen den Ausblick über die Bucht und gerade Melanie realisiert erst jetzt unsere Leistung der Überfahrt. Die letzte, fast so lange Überfahrt war die Biskayaüberquerung. Und da erging es uns ganz anders! Ein Grund zu feiern! Wir landen in einer kleinen Strandbar, kaufen uns je ein Eis am Stiel und zwei eiskalte Getränke, setzen uns damit in den Schatten und lassen unseren Blick über die Bucht streifen. Zu viertel vor sieben trudeln wir dann am Treffpunkt ein. Sara und ihr Mann Max sehen uns. Sie sind noch in einem Vortrag über Meeresbiologie vertieft, den sie halten, sorgen aber direkt dafür, dass wir Stühle bekommen und zeigen uns, dass wir uns setzen sollen. So lauschen wir den vielen interessanten Informationen, Zahlen, Fakten und Fun Facts, die Sara über die unterschiedlichen Lebewesen des Mittelmeeres zu berichten weiß.
Nach dem Vortrag begrüßen sie und ihr Mann uns beide erst einmal aufs herzlichste und wir suchen uns gemeinsam mit weiteren Tauchern einen Platz an einer langen Tafel. Hier wird es gleich das BBQ geben. Es wird gelacht, erzählt, gestaunt und unterstützt. Dazu fantastisch leckeres italienisches Essen. Das Fleisch vom Grill schmeckt genauso super, wie das Ofengemüse, die Salate, Baguette und die hausgemachte Kräuterbutter. Für die Vegetarier gibt es Grillkartoffeln mit Kräuterquark, Salat und kleine panierte Bällchen. Hier wird jeder satt! Eigentlich sind wir alle kurz vor dem Platzen, aber Nachtisch geht ja schließlich immer. Es gibt hausgemachtes Pannacotta mit Erdbeer- oder Himbeersoße, Zitronensorbet, in einer echten ausgehöhlten Zitrone, sowie Kokossorbet, ebenfalls in einer halben Kokosnuss! Wir probieren alles gegenseitig und können uns gar nicht auf einen Favoriten festlegen. Alles schmeckt einfach göttlich!
Freitag, 24.06.2022 - Der Tag beginnt mit Rollen! Es ist mal wieder Flaute. Zum Glück kommt am Vormittag etwas Wind auf. So ist es zwar etwas schaukelig, aber das Gerolle entfällt. Den Tag verbringen wir mit Faulenzen, Lesen, kleineren Arbeiten am Boot und Haushalt.
Am Abend kommen Sara und Max uns an Bord besuchen. Wir verbringen eine sehr angenehme Zeit mit netten Gesprächen. Schade, dass die beiden morgen schon wieder nach Deutschland zurückreisen. Danke, dass ihr hier wart! Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen irgendwann, irgendwo auf der Welt!
Samstag, 25.06.2022 - Nach einem ausgiebigen Frühstück packt Markus seine Tauchsachen in eine Kiste und wir fahren gemeinsam zur Tauchbasis, damit er seine Utensilien schon verstauen kann. Er bekommt schon mal einen Rundgang, lernt weitere Mitarbeiter kennen und schaut sich den riesigen Kompressorraum an. Melanie quatscht noch mit ein paar Tauchern, die wir arm Donnerstag kennengelernt haben, sowie einer weiteren Mitarbeiterin. Die Atmosphäre ist freundlich, familiär, beschäftigt, aber ohne Stress zu verbreiten. Es gefällt uns sehr.
Zurück an Bord lichten wir unseren Anker und fahren an die Nordseite von Elba nach Portoferraio. Leider schläft mal wieder der Wind komplett ein und wir fahren viel unter Motor. In Portoferraio gibt es eine gut geschützte Ankerbucht. Direkt daneben kommen die Fähren an. Vier verschiedene Fährlinien laufen hier ein und aus. Es ist ein bisschen wie im Taubenschlag.
Als der Anker gut sitzt, machen wir das Dinghy klar, fahren noch kurz bei einem Nachbarlieger ran und fragen ihn nach der besten Möglichkeit zum Anlanden. Seinen Erklärungen folgend gehen wir an Land, laufen bis zur Altstadt, essen unser erstes echtes italienisches Eis und genießen einfach den Abend. Auf dem Rückweg kaufen wir noch etwas ein. Der Weg bis zum Dinghy ist nicht weit und so müssen wir die Sachen also auch nicht ewig schleppen.
Sonntag, 26.06.2022 - Den Sonntag nutzen wir zum Lesen und genießen. Melanie hat wieder einen Roman zu Ende gelesen. Wir lassen die Seele baumeln. Nächste Woche wird anstrengend genug.
Ausblick und Kommentar von Melanie:
Markus muss am Montag hier in Portoferraio noch ein paar Dinge klären. Unter anderem benötigt er eine italienische Steuernummer. Wäsche waschen, einkaufen und einen guten Liegeplatz für die nächste Zeit finden, stehen ebenfalls auf unserem Plan.
Ich habe beschlossen, dass dies hier der letzte Wochenbericht für die kommenden 3 Monate sein wird. Markus arbeitet im Juli, August und September an der örtlichen Tauchbasis als Tauchlehrer. Ich werde mich um Boot und Haushalt kümmern, meine Unterrichtseinheiten für die zweite Jahreshälfte vorbereiten und ab Mitte August wieder online unterrichten. Mit Sicherheit werde ich mir dazwischen auch die Insel anschauen und wir werden Besuch hierher bekommen. Ich möchte so gerne faul in der Hängematte liegen und lesen, vielleicht das ein oder andere Nähprojekt vollenden oder wieder mit dem Malen und Zeichnen anfangen. Wenn ich Lust dazu habe, werde ich euch im Blog von einigen Dingen berichten, die ich hier so erlebe oder die mich bewegen. Ab Oktober könnt ihr hier dann wieder regelmäßig unserer Weiterreise im Wochenbericht folgen. Das kündige ich dann aber auch noch einmal extra an. Bis dahin wünschen wir euch allen einen wunderschönen Sommer!