Zeitraum: | 26.05.2022 - 05.06.2022 |
Revier: | Mittelmeer, Balearen, Mallorca |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie Pia |
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Wochenbericht 40 - Tauchen, Wandern, Segeln - Spiel und Spaß mit Pia
Donnerstag, 26.05.2022 - Wir liegen noch immer in der Bucht von Santa Ponça. Melanie holt Pia vom Flughafen ab. Hier fährt wieder der tib-bus, mit dem wir bereits zum Dorf Valdemossa gefahren sind. Ein- und Auschecken funktioniert dort mittels Kreditkarte. Und deren Nutzung lohnt sich hier auch besonders, denn die Preise sind dann 1.) etwas günstiger als bei Barzahlung und 2.) zusätzlich reduziert sich der Preis noch deutlich, wenn mehr als eine Person mitfährt. Am Flughafen angekommen, steht man zunächst einmal direkt in der Abflughalle. Nach kurzer Suche findet Melanie die Ankunftshalle eine Etage tiefer. Pias Maschine ist bereits gelandet und 5 Minuten später liegen sich die beiden in den Armen. Das letzte Mal haben wir Pia vor über 10 Monaten gesehen! Da dürfen auch ein paar Freudentränen fließen. Markus erwartet uns an der Bushaltestelle. Nach einem Eis und vielen tausend Worten fahren wir mit dem Dinghy zurück an Bord. Es sind gerade nicht die ruhigsten Tage vor Anker, was uns für Pia total leid tut. Sie nimmt das ganze sportlich und nennt es Eingewöhnungsphase. Und auch wenn Pia wirklich wenig Gepäck mit hat, ist für uns trotzdem ein bisschen Weihnachten. Wir hatten im Vorfeld zwei Kleinigkeiten bestellt und zu ihr schicken lassen.
Freitag, 27.05.2022 - Der Freitag Morgen beginnt für unsere Verhältnisse früh, denn um 9:15 Uhr müssen wir bereits mit unseren kompletten Tauchutensilien auf der SY Kiss sein. Die Kiss dient als Treffpunkt, da wir von hier aus mit einem Tauchboot von der örtlichen Tauchbasis eingesammelt werden. Mit sieben Tauchern unserer TO-Runde geht es zu einem Tauchspot vor Mallorca. Es steht noch ganz schön Welle draußen und so wird die Überfahrt dahin eine kräftige Schaukelpartie. Dabei den Papierkram zu erledigen und unser Tauchequipment anzurödeln ist gar nicht so einfach. Angekommen am Tauchspot rollt das Boot wirklich heftig. Aber auch im Wasser ist es zunächst nicht richtig besser. Es herrscht hier kräftig Strömung. Wir treffen uns zum Abtauchen am Anker, wobei wir vom Einstieg bis zur Ankerleine schon kräftig Luft verbrauchen, da die Strömung wirklich heftig ist. Von früheren Tauchgängen in der Ostsee kennen wir so eine Oberflächenströmung auch, aber die verschwindet dann, wenn man etwa so 3 bis 5 Meter abgetaucht ist. Hier ist das leider etwas anders. Beim Anker auf etwa 8 bis 10 Meter angekommen, herrschen noch die gleichen Strömungsverhältnisse. Wie kleine Käfer krallen wir uns an der Ankerleine fest und werden wie Fahnen im Wind hin und her geschwenkt. Melanie ist kurz davor den Tauchgang abzubrechen. Dann gibt unser Guide uns das Zeichen zum Abtauchen und wir gehen auf 18 bis 20 Meter an einer Steilkante herab. Noch immer gibt es hier eine deutliche Strömung gegen an, aber die ist gut machbar und endlich können wir den Tauchgang auch genießen. Die Flaschen sind an dieser Stelle bei den meisten von uns bereits fast halb leer. Schwärme von Fischen kommen uns entgegen. Kleine Fische von nur 5 bis 10 cm Größe, aber auch große Fische, wie der Dentex lassen sich blicken und kommen neugierig heran. Und dann ist da plötzlich dieser riesige Schwarm Barrakudas. Er steht, schon in dem Bereich wo wieder mehr Strömung herrscht, wie eine Wand vor uns. Von der Strömung lassen wir uns zurück zum Ausstieg tragen. Markus nuckelt unterwegs noch ein wenig Luft aus den Flaschen seiner Mädels, da der Luftverbrauch bei allen doch recht hoch war. Ein Anfängertauchgang war das definitiv nicht, Spaß gemacht hat er trotzdem.
Nach dem Tauchgang ist vor dem Aufräumen. Zurück auf der Kiss werden erst einmal die Tauchsachen sortiert und den Besitzern zugeordnet. Markus fährt mit Pia die erste Ladung zur eMMa zurück, holt unsere Tauchflaschen ab und fährt damit direkt zur Tauchbasis, um sie füllen zu lassen. Gemeinsam mit Melanie geht es dann zurück an Bord. Eigentlich sind wir nun alle ein wenig platt. Aber nach einer kleinen Stärkung geht es sofort weiter. Alles wird mit Süßwasser gespült und zum Trocknen aufgehängt. Und natürlich wird das Filmmaterial der GoPro gesichtet, denn Markus hat dabei gefilmt. Tolle Aufnahmen sind dabei entstanden.
Am Abend erörtern wir anhand dieser Aufnahmen, dem Wissen aller und einem kleinen Buch, welche Fische wir denn nun alle dabei genau gesehen haben.
Samstag, 28.05.2022 - Den Samstag lassen wir ruhig angehen. Einkaufen, Spazieren gehen und ein Eis essen, dabei die Seele baumeln lassen. Am Abend gehen im Blockhaus essen. Das Essen ist wirklich gut und lecker.
Sonntag, 29.05.2022 - Der Plan für heute ist die Überfahrt nach Port de Sóller. Zunächst haben wir auch gutes Segelwetter. Nach dem Kap Tramuntana setzt dann die Flaute ein. Wir haben damit bereits gerechnet, denn so war es die letzten Male auch immer. Also schiebt uns der Motor voran. Es herrscht noch etwas Welle, so dass wir die Segel ganz wegnehmen, da sie sonst zu sehr schlagen. Nach ein paar Stunden geht plötzlich einfach der Motor aus. Es ist wieder das gleiche Problem wie damals vor Málaga, nur dass wir diesmal trotz Umpumpen den Motor nicht starten können. Melanie setzt gemeinsam mit Pia das Großsegel um bei 7 kn Wind wenigstens ein wenig manövrierfähig zu bleiben. Markus baut die Dieselleitung um. Dabei schließt er den Vor- und Rücklauf wieder direkt an den großen Tank an und klammert somit unseren Tagestank aus. Bei 28 Grad Celsius unter Deck (im Motorraum definitiv deutlich mehr) und bei etwa 1 m Welle nicht gerade eine Freude. Aber seekrank wird keiner von uns dreien. Unser Buddyboat Nala ist die ganze Zeit treu an unserer Seite und leistet seelischen Beistand. Über Funk halten wir permanent Kontakt. Als der Motor wieder läuft, tuckern wir weiter bis in die geplante Ankerbucht. Der Motor läuft nun einwandfrei und unser Anker hält auf Anhieb. Um die Ursache des Problems müssen wir uns noch einmal in Ruhe kümmern, denn eigentlich ist unser Tagestank eine ganz gute Sache und wir möchten nur ungern auf ihn verzichten.
Montag, 30.05.2022 - Bucht von Sóller, Mückenschutz gebastelt, Einkaufen, Wäsche waschen, Überlegung war eigentlich mit dem Bus von Port de Sóller zum Einstieg in die Schlucht zu fahren, die Schlucht entlang bis zum Meer herunter zu wandern und dann mit dem Touristenschiff wieder zurück nach Port de Sóller zu fahren. Die Einzelfahrt für einen Erwachsenen kostet allerdings stolze 21 €, für Jugendliche und junge Erwachsene sind es immer noch 15€ pro Person. Hinzu käme dann noch die Schwierigkeit, dass das letzte Schiff bereits um 16:50 Uhr von Sa Calobra aus abfährt. Zwar möchten Manuela und Melanie nicht mit zur Wanderung, aber rund 100 € sind dann doch ein bisschen viel, zumal der Zeitdruck dann auch keine entspannte Wanderung zulässt. Markus und Christoph schlagen vor, ob Melanie und Manuela abends die Boote nicht alleine nach Sa Calobra verlegen könnten. Doch da treten die beiden Frauen in den Streik. Der Plan morgen Wandern zu gehen wird also kurzfristig geändert.
Dienstag, 31.05.2022 - Wir fahren nach dem Frühstück los nach Sa Calobra, kreuzen in zwei großen Schlägen, Bucht sieht zunächst sehr voll aus, aber es liegen nur drei Megayachten im vorderen Bereich und lediglich ein weiterer Segler weiter in der Bucht drin. Wir ankern fast genau an den alten Plätzen und genießen diese wunderbare Ruhe, die sich hier am Abend ausbreitet. So können wir einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten, denn die Sonne geht heute Abend sogar direkt im Meer unter.
Mittwoch, 01.06.2022 - Heute steht die bereits geplante Wanderung durch die Schlucht auf dem Programm. Markus, Pia, Christoph, Theo und Alfred werden von dem bestellten Taxi zum Einstieg hoch gebracht. Kein günstiges Vergnügen, aber es kostet deutlich weniger als die Fahrten mit Bus und Schiff nach Sóller. Über das Internet hat Markus eine Seite gefunden, wo der Verlauf der Tour sehr genau beschrieben ist, denn der Abstieg in die Schlucht ist nicht ganz so einfach zu finden. Aber der Aufwand lohnt sich. Gutes Schuhwerk, Sicherungsseil und reichlich Trinkwasser sind dabei Pflicht. An jeder Ecke und hinter jedem Felsen wird man dafür mit atemberaubenden Ausblicken auf die wilde Natur belohnt.
Melanie und Manuela nutzen die Zeit um gemeinsam erst eine Runde SUP zu fahren und dann Essen zu gehen. Am Nachmittag unterrichtet Melanie dann wieder im Online-Unterricht. Die Internetverbindung ist super, obwohl wir hier mitten in der Pampas sind.
Glücklich, müde und erschöpft kehrt die Wandergruppe am Abend pünktlich zu Melanies Feierabend zurück. Wir essen gemütlich im Cockpit und genießen die Aussicht auf die Felsen. Abends gibt es regelmäßig Ziegen TV - spannender als jeder Krimi!
Donnerstag, 02.06.2022 - Action in der Bucht, zuerst hört man Martinshorn bei den Restaurants, dann kommt der Hubschrauber der Guardia Civil, fliegt über die Bucht auf die Schlucht zu, dreht langsam in der Schlucht nach unten und landet dort. Sehen können wir ihn von unserem Ankerplatz nicht, da er fast komplett hinter der Felswand verschwindet. 20 Minuten später hebt er wieder ab und fliegt knapp über unsere Masten hinaus aufs Meer.
Freitag, 03.06.2022 - Heute unternehmen Melanie und Manuela eine Wanderung in die Berge, allerdings nicht ganz so weit und vor allem nicht mit so anspruchsvolle Kletterpassagen, wie die anderen es am Mittwoch gemacht haben. Die Außentemperaturen sind in den letzten Tagen deutlich gestiegen und unsere Körper haben sich noch nicht ganz damit arrangiert. Die zwei machen mehrfach kleine Pausen, trinken Wasser und lassen die Seele baumeln. Mit dem Blick über die Cala Tuent geht das hervorragend. Sie sehen einen Rotschwanz-Milan, der majestätisch in der Thermik segelt, Schafe, die scheinbar am liebsten mit dem Kopf an einer Wand gelehnt im Stehen schlafen und uralte Olivenbäume. Ziegen, die frei lebend über Stock und Stein springen und urplötzlich direkt vor ihnen die Straße überqueren. Sie bewundern Tropfsteine in Ausbuchtungen und Höhlen am Wegesrand und genießen ihre Gespräche. Auf dem Rückweg rufen sie dann die anderen an. So verabreden wir uns dann alle zum Eisessen. Am Morgen ist auch die SY Kiss zu uns in die Bucht gekommen und sie haben netterweise ein sehr schönes Bild von eMMa und Nala vor Anker in Sa Calobra gemacht. Danke noch mal dafür!
Pia und Markus machen am Nachmittag noch einen Tauchgang vom Boot aus an der Steilkante entlang. Sie sehen viel Fische und genießen es sehr. Melanie übt sich im SUP fahren.
Am Abend nutzt Christoph von der Nala die Windstille und macht Drohnenaufnahmen von der Bucht und unseren Booten. Außerdem gibt es mal wieder einen spektakulären Sonnenuntergang mit Sonne im Meer zu bestaunen.
Samstag, 04.06.2022 - Sa Calobra verabschiedet sich bei uns mit tiefhängenden Wolken. Beim Anker aufholen ist die Rollenverteilung üblicherweise so, dass Melanie die Ankerkette bedient und Markus am Steuerrad steht. Wie schon hunderte Male zuvor holt Melanie also die Ankerkette mit der elektrischen Ankerwinsch ein. Dabei läuft die Kette vorne am Bugbeschlag über eine Rolle. Zuletzt zieht sie dann den Anker ebenfalls über diese Rolle und fixiert ihn sicher. So auch diesmal, jedoch mit dem Unterschied, dass genau in dem Moment, in dem der Ankerschaft sich über die Rolle drückt, eine Welle unter eMMa durchrollt. Dabei springt die Kette plötzlich von der Kettennuss und der Anker verschwindet abermals in den Fluten. Geistesgegenwärtig tritt Melanie mit dem Fuß auf die austauschende Kette und kann sie dadurch auch stoppen. Gut, dass sie immer Schuhe an Deck trägt! Sie ruft Markus sofort um Hilfe, denn eine Gewichtsverlagerung ist in dieser Position nicht möglich. Markus kommt, hilft die Kette wieder auf der Nuss einzufädeln und fragt sofort, ob sie sich verletzt hat. „Ich glaube, ich habe mir den Knöchel gestoßen, ist aber nicht so schlimm. Oh, es blutet doch! Kann Pia mir bitte ein Taschentuch bringen?“ So wandert das Taschentuch erst einmal auf den Knöchel, bis Melanie vorne alles sicher verstaut hat. Zurück im Cockpit schaut sie sich die Stelle dann in Ruhe an. Eine Platzwunde ziert den Knöchel, scheinbar hat die Kette ihr das Aufstoppen übel genommen. Pia holt die Erste-Hilfe-Tasche und Melanie versorgt die Wunde selbst. Schwimmen ist damit in den nächsten Tagen nicht drin. Die Überfahrt nach Port de Sóller verläuft gut. Segelwind von achtern. Pia würde ja am liebsten die Passatsegel setzen, aber so lange sind wir nicht unterwegs, dass sich der Aufwand lohnt. Nur die Genua auszubaumen und mit dem Großsegel dann auf Schmetterling zu fahren, tut es doch auch.
Die Bucht von Sóller ist recht voll, doch wir finden noch einen guten Platz. Und hier treffen wir dann auch Thomas von der Tosimotu wieder und unternehmen mit der Nala eine kleine Wanderung, um einen schönen Überblick über die Bucht zu bekommen.
Sonntag, 05.06.2022 - Heute ist Pias letzter Tag und den nutzen wir für einen Ausflug mit dem Bus nach Palma in die Altstadt. Der erste Weg führt uns zum Hard Rock Café Shop. Pia sammelt seit vielen Jahren schon die einfachen weißen T-Shirts mit dem Hard Rock Café Logo und dem jeweiligen Stadtnamen. Sie trägt die T-Shirts dann auch, aber es dürfen nur welche sein, die sie sich selbst gekauft hat, weil sie in der jeweiligen Stadt mal war. Mitbringen darf man ihr die nicht. Da ist sie sehr eigen! Als das Objekt der Begierde also erstanden und in unserem Rucksack verstaut ist, bummeln wir gemütlich durch die Altstadt. Wir beschließen heute kein Museum und auch keine Kirche von innen zu besichtigen. In der Kathedrale von Palma findet sowieso gerade ein Gottesdienst statt. Das hintere Portal steht offen und Weihrauchduft wabert uns entgegen. Aber so können wir auch ganz ohne Eintritt einen kurzen Blick ins Innere erhaschen.
Wir laufen ein Stück um den See unterhalb der Kathedrale, lauschen Straßenmusikern und suchen immer wieder den Schatten. Die Mittagshitze macht sich jetzt bemerkbar und es weht kein Lüftchen.
Ein Gebäude besichtigen wir dann doch noch, La Llotja von Palma ist 1426 bis 1447 als Handelsschule erbaut worden. Der Eintritt ist frei und auf unserem Weg zum Restaurant liegt das gotisch-bürgerliche Bauwerk außerdem auch noch.
Für unser Abschlussessen mit Pia haben wir uns für das Hard Rock Café entschieden. Das Essen ist sehr gut, wir sitzen gemütlich im Schatten draußen auf der Terrasse und genießen Essen und Getränke. Nach der Stärkung schauen wir uns in aller Ruhe in den Räumlichkeiten um und bewundern die ausgestellten Exponate berühmter Künstler aus Rock und Pop. Unser Rückweg führt uns durch das ehemalige Fischerviertel von Palma zurück zum Busbahnhof.
Zurück an Bord muss Melanie erst einmal ihren Fuß hochlegen. Dachten wir gestern noch, dass es nur eine fette Platzwunde sei, so zeigt sich heute durch die Beanspruchung beim Laufen deutlich, dass der Fuß Ruhe braucht. Er ist ordentlich geschwollen und abrollen geht nun auch nicht mehr. Kühlen, hochlagern, Umschläge. Das wird wohl ein paar Tage dauern.
Zum Abschied bekommt Pia noch einmal einen wunderschönen, kitschigen Sonnenuntergang, bei dem die Sonne im Meer versinkt, präsentiert. Ihr Bus hier von Port de Sóller geht morgen früh bereits um 6:30 Uhr. Die Zeit mit ihr ist einfach viel zu schnell vergangen.