Zeitraum: | 09.05.2022 - 15.05.2022 |
Revier: | Mittelmeer, Balearen, Mallorca |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 38 - Sierra de Tramuntana
Meine Güte, wie die Zeit rennt! Wir haben echt schon Mitte Mai!
Die Woche beginnt für uns mit einem Abschiedsfrühstück gemeinsam mit Dorothea und Klaus. Im Mittag packt Markus zunächst Melanie, Dorothea, einen Koffer und unseren Müll ins Dinghy und fährt an den Strand. Bereits heute morgen beim Brötchen holen hat er herausgefunden, dass das Wasser nahe an der Mole entlang deutlich länger tief ist und wir so das Dinghy nur die letzten 10 Meter an den Strand ziehen müssen. Nachdem er seine Fracht ausgeladen hat, fährt er noch einmal zurück, um Klaus und das restliche Gepäck zu holen. Alles klappt wie am Schnürchen und trotzdem sind wir für zwei deutsche Touristen, die mit Klappstühlen am Strand sitzen und aufs Wasser gucken, die Attraktion des Tages. Das sagt schon sehr viel über das vorherrschende Niveau in dieser Urlaubsregion aus. Wir ignorieren die beiden gekonnt, bringen unseren Müll weg und laufen zur Bushaltestelle.
Da der Bustransfer zum Flughafen 5 € pro Fahrt und Person kostet, verzichten wir darauf unseren Besuch heute zum Flughafen zu bringen. So findet die Verabschiedung an der Bushaltestelle statt. Das ist auch nicht ganz einfach, aber deutlich günstiger. Neben der Bushaltestelle befindet sich eine Tankstelle. Wir benötigen Benzin und 2-Takt-Öl für den Dinghymotor. Wann haben wir das letzte Mal an einer normalen Autotankstelle mit Tankwart getankt? Unser Tankwart heute ist weiblich, nimmt uns die beiden 5 Liter Kanister ab und füllt sie jeweils mit exakt 5 Litern Benzin auf. Auf dem Rückweg kommen wir noch einmal an der Bushaltestelle vorbei. Dorothea und Klaus sitzen dort noch, der Bus kommt erst in 8 Minuten. Melanie nutzt die Gelegenheit, um noch einmal beide zu drücken, auch wenn sie sie Ende Oktober schon wiedersehen wird. Auf unserem Rückweg zum Dinghy wollen wir noch Einkaufen. Mit den Benzinkanistern gehen wir natürlich nicht in den Laden. So kauft Markus ein und Melanie wartet draußen. Wir tragen in allen Geschäften und im ÖPNV natürlich weiterhin Maske. Vor dem Geschäft beobachtet Melanie folgenden Szene: eine Frau um die 60 Jahre alt geht auf die Eingangstür des Supermarktes zu. Die Frau sucht in ihrer Tasche nach einer Maske, findet sie auch und nimmt sie in die Hand. In der Zwischenzeit kommen aus dem Supermarkt drei Personen ohne Maske heraus. Die Frau sieht das, steckt die Maske wieder in die Tasche und betritt den Laden ohne Maske. Da kommt die Frage auf, haben solche Menschen so wenige Selbstbewusstsein, dass sie einem gefühlten Gruppenzwang erliegen? Liegt ihnen die eigene Gesundheit nicht am Herzen?
Markus kommt mit zwei vollen Rucksäcken, und natürlich mit Maske auf, aus dem Supermarkt und wir laufen zurück zum Dinghy. Zurück an Bord wird der Einkauf verstaut, alles Segelklar gemacht und wir gehen Anker auf. Gleich hinter der Hafenmole, neben der wir ja geankert hatten, setzen wir die Segel. Zunächst sieht es danach aus, dass wir kreuzen müssen, aber dann dreht der Wind immer weiter mit und wir laufen direkten Kurs auf die Bucht Portals Vells, wo die Nala auf uns wartet. Erst eine halbe Seemeile vor der Bucht nehmen wir die Segel weg, tuckern unter Motor in die Bucht und lassen unseren Anker ganz in der Nähe der Nala fallen. Mit dem Dinghy paddeln wir herüber. Es wird ein gemütlicher Abend im Cockpit. Wir trinken selbstgemachte Sangria und haben uns viel zu erzählen. Außerdem besprechen wir die nächsten Tage.
Am Dienstag herrscht Flaute. Deshalb geht es unter Motor nach Plata de Son Maties. Von hier aus ist der Aldi fußläufig gut zu erreichen. Wir werden die nächsten Tage in Regionen ohne Einkaufsmöglichkeiten verbringen und so erledigen wir hier einen Großeinkauf. Zurück an Bord verstauen wir die Einkäufe und Melanie bereitet alles für ihr heutiges Arbeiten vor. Das Unterrichten macht ihr nach wie vor viel Spaß. Ein wenig Zeit bleibt noch und die nutzt sie, um das Cockpit aufzuräumen und noch ein paar Minuten zu entspannen. Dabei fällt ihr eine Frau in einem Dinghy auf, die mehrfach den Außenborder anzieht. Zweimal geht er auch kurz an, verstummt aber nach kurzer Zeit direkt wieder. So treibt die Frau in dem Dinghy immer weiter raus, denn sie scheint auch keine Paddel dabei zu haben. Melanie fragt sie, ob sie Hilfe benötigt. Sie nickt heftig. Markus springt in unser Dinghy und düst zu ihr hinüber. Er nimmt ihr Dinghy längsseits und fragt sie zu welchem Schiff sie gehört. Es ist das größere Motorboot hinter uns. Als er mit dem Dinghy längsseits dort ankommt, kommt bereits ein Mann auf die Badeplattform und hält einen Benzinkanister in der Hand. Gute Tat für heute erledigt! Wir sind halt nette Menschen, wir helfen sogar Motorbootfahrern.
Für Melanie wird es nun Zeit zu Arbeiten. Während sie vor dem Rechner sitzt, mit Lampe, Mikrophon und Kamera, geht Markus mit Christoph und Manuela zum Eisessen. Unterwegs fragt er auch gleich mal bei der Tauchbasis nach, ob er die Flaschen hier füllen lassen kann, zu welchem Preis und was er mitbringen muss. Klar kann er die Flaschen hier füllen lassen. Die Füllung kostet 7 Euro die Flasche. Sein Brevet muss er allerdings vorzeigen. Das ist natürlich das kleinste Problem. Zurück an Bord lädt er unsere Tauchflaschen ins Dinghy und bringt sie zur Tauchbasis. Morgen früh kann er sie gefüllt wieder abholen.
Nach Feierabend springen wir beide erst einmal ins Wasser und schwimmen, gemeinsam mit Manuela von der Nala, bis zur Boje und wieder zurück. Leider gibt es hier nur toten Sandboden. Bis auf ein paar Seegurken gibt es nichts zu sehen.
Am Mittwoch Morgen gehen wir Anker auf und motoren aus der Bucht. Trotz Leichtwind setzen wir die Segel. Zunächst geht es auf einem Amwindkurs Richtung Kap, raus aus der Bucht von Palma. Nach dem Kap dreht der Wind dann weiter ein, so dass wir einen Raumschotskurs fahren. Amwindkurse bei wenig Wind sind ganz angenehm, bei achterlichen Winden hat man oft das Gefühl auf der Stelle zu stehen. Da der Wind nach kurzer Zeit aber genau von hinten kommt, setzen wir die Passatsegel. Und siehe da, schon machen wir mehr Fahrt. Na ja, liegt wahrscheinlich auch an der größeren Segelfläche. So betucht segeln wir die Südwestküste von Mallorca entlang. Kurzzeitig kommt auf Höhe von Santa Ponça die Überlegung auf, ob wir nicht dort vor Anker gehen. Doch auch wenn es langsam voran geht, es geht voran. Und so fällt die Entscheidung weiter zu segeln. Kurz darauf nimmt legt der Wind auch ein wenig zu und es läuft zügiger. An der Nordwest-Ecke gibt es eine vorgelagerte Insel. Wir nehmen den Düseneffekt mit und haben wunderbares Raumschote-Segeln mit bis zu 22 kn Wind. Durch den Düseneffekt dreht der Wind sogar noch mit und wir können die Passatsegel stehen lassen. Uns ist klar, dass der Wind nach der Ecke einschlafen wird - und genauso kommt es auch. Also muss jetzt der Motor helfen. Wir hatten uns einen uns auf der Seekarte einen Ankerplatz ausgesucht, doch leider erweist er sich als sehr rollig. Gemeinsam mit der Nala entscheiden wir noch etwas weiter zu gehen. In der Cala Gata fällt der Anker dann vor einem wunderschönen Bergpanorama. Bereits auf dem Weg hierher konnten wir uns an dieser atemberaubenden, wunderschönen Natur nicht sattsehen! Die Nordwestseite von Mallorca wird geprägt durch die Sierra de Tramunatana. Das Gebirge umfasst 54 Gipfel, davon sind 11 höher als 1000 m. Das ist sehr beeindruckend, wenn man dicht daneben auf Meereshöhe entlangsegelt. Der höchste Berg Mallorcas liegt ebenfalls hier in der Region. Es ist der Puig Major, der immerhin bis 1445 m über dem Meeresspiegel reicht. Riesige Berge, mit vielen Bergwiesen an den Hängen. Man wartet quasi nur darauf, dass Heidi, der Almöi oder der Ziegenpeter auftauchen. Wir schnorcheln im kristallklaren Wasser und freuen uns über einen schönen Sonnenuntergang.
Der Donnerstag ist für uns alle heute Tauchtag. Nach dem Frühstück packen wir unser Dinghy mit Tauchequipment und den Tauchflaschen voll und fahren an den Strand. Wir beide machen den ersten Tauchgang gemeinsam. Die Unterwasserwelt hier ist artenreich und bezaubernd. Melanie kommt mit einem breitem Grinsen aus dem Wasser. Anschließend geht Markus nacheinander mit allen vier Nalas tauchen. Jeder hat ein anderes tolles Erlebnis und alle kommen breitgrinsend aus dem Wasser. Melanie wartet am Strand. Leider ist weit und breit kein Schatten und natürlich hat sie die Sonnencreme vergessen. Und irgendwann reicht auch das umgehängte Handtuch nicht mehr aus, um den Sonnenbrand zu vermeiden. Abends gehen Markus und die Nalas noch im Dunkeln schnorcheln. Melanie setzt aus und genießt den Mondaufgang, die Stille und den Schein der Taschenlampen im Wasser von Bord aus.
Am Freitag gehen wir nach dem Frühstück Anker auf. Geplant ist für heute die Überfahrt zur Cala Sa Calobra. Die See ist glatt, es ist strahlender Sonnenschein und wir wissen, dass es heute leider keinerlei Segelwind geben wird. Nach einiger Zeit sehen wir Seenebel aufziehen. Das Land verschwindet in den Wolken, über uns scheint die Sonne nur noch milchig durch und obwohl die Nala ganz in unserer Nähe fährt, müssen wir aufpassen, dass der Abstand nicht zu groß wird. Denn dann verschwindet das jeweils andere Boot komplett. Gemeinsam fahren wir unter AIS und Radar. Wir halten über unsere Funkgeräte Kontakt und tauschen unsere jeweiligen Erkenntnisse aus. Es macht viel Spaß die Systeme bei diesen ruhigen Bedingungen so auszuprobieren und zu analysieren. Bis auf ein kleines Motorboot ist unsere Ziel-Bucht komplett leer. Wir ankern und genießen es dem Treiben am Strand zuzusehen. Nach 18 Uhr werden hier die Bordsteine hochgeklappt. Und so ist es auch heute. Die letzten Tagestouristen fahren mit dem Ausflugsboot davon und wir bleiben zurück in einem atemberaubenden Panorama.
Der Samstag wurde gestern noch gemeinschaftlich zum Wandertag erklärt. Wir erkunden heute die Schlucht gemeinsam mit der Nala-Crew. Zweieinhalb Kilometer Luftlinie laufen wir in die Schlucht hinein. Wobei laufen schon sehr wohlwollend ausgedrückt ist. Es entspricht eher einem Kraxeln. Wie die Bergziegen geht es für uns über Stock und Stein. Mehr über Stein und Felsbrocken. Ist der Weg zu Beginn noch eine weite Ebene im Canyon auf der man gut laufen kann, so wird der Abstand nach und nach zwischen den Felsen immer schmaler und die Felsblöcke immer größer. Torent de Pareis heißt die Schlucht und sie ist einfach nur WOW!!! Oft muss man sich den Weg erst selbst suchen. Manchmal ist er eindeutig, manchmal gibt es auch viele verschiedene Möglichkeiten. Wir genießen die Stille, hören den Vögeln zu, beobachten sie, schauen in Felsspalten und Höhlen, entdecken Frösche und Bergziegen. Wir stärken uns bei einem Picknick im Canyon, lachen über so manche Touristen und staunen über einen Hund, der die Wanderung ebenfalls mitmacht. Als nach etwa 2,5 km die Schlucht so schmal und die Felsbrocken so riesig werden, dass man stellenweise nur mit Sicherungsseil weitergehen kann, an den Felsen sind entsprechende Karabiner angebracht, drehen wir um und kraxeln die Strecke zurück bis zur Bucht. Wir biegen noch zum Eisessen ab und kehren mit unendlich vielen wunderschönen Eindrücken an Bord zurück.
Sonntagsfrühstück an Bord von eMMa, mit Omelett und Brot. Und ganz viel Zeit. Wir erledigen heute kleinere Bootsprojekte. Die Rollanlagen von Groß und Genua müssen gefettet werden. Und wir überlegen lange, wie wir unsere Dinge an Heck anders verstauen wollen. Die Gangway bekommt einen neuen Platz, die Tauchflaschen werden wieder unter Deck verstaut und so entsteht ein Platz für eine Nasskiste. Dort können dann die Schnorchelutensilien rasch zugänglich verstaut werden. Melanie geht mit Manuela am Nachmittag schwimmen. Markus macht Siesta. Und am Abend treffen wir uns gemeinsam mit den Nalas bei uns an Deck auf dem Vorschiff zum Sundowner. Dazu wird ein Obst-Schoko-Fondue gereicht. So kann man es sich gutgehen lassen!
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