Zeitraum: | 02.05.2022 - 08.05.2022 |
Revier: | Mittelmeer, Balearen, Mallorca |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie Dorothea Klaus |
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Wochenbericht 37 - die schönen und hässlichen Seiten von Mallorca
Montag, 02.05.2022 - Für heute steht wieder ein Landausflug auf dem Programm. Mit dem Bus geht es von Sóller, oder genauer gesagt von Port de Sóller, in das Bergdorf Valldemossa. Die Fahrt mit dem Bus ist abenteuerlich. Unsere Busfahrerin fährt wirklich super gut und vorsichtig. Oft sind die Straßen aber nur so breit, dass kein Auto mehr daran vorbei passt. Besonders in den Serpentinen müssen die Autos immer wieder an den breitesten Stellen stehen bleiben, damit der Bus passieren kann. Heute hängen Wolken an den Bergen und packen sie zum Teil komplett in Nebel ein. In Valldemossa teilt sich unsere kleine Gruppe heute mal etwas auf. Markus und Klaus schauen sich in dem kleinen Örtchen um, während Melanie und Dorothea sich das Kloster und die Kirche anschauen, einem kleinen Klavierkonzert lauschen, das winzige städtische Museum entdecken, ein Kunstmuseum besuchen und die schönen Gartenanlagen des Klosters bewundern. Und das alles ist im Eintrittspreis des Klosters inbegriffen. Nach dem Kulturprogramm essen wir noch lecker im Bergdorf. Anschließend geht es mit dem Bus dann auch wieder zurück. Busfahren ist hier in der Region übrigens total einfach. Beim Einsteigen legt man seine Kreditkarte auf das Kontaktfeld am Eingang und zwar so oft, wie Personen mitfahren. In unserem Fall also vier Mal. Beim Aussteigen legt man die Kreditkarte wieder auf das Kontaktfeld zum Ausloggen. Abgebucht werden dann die Kosten für die jeweilige Strecke. Unsere Fahrzeit betrug etwa 50 Minuten und bezahlt haben wir weniger als 2,50 € pro Person und Fahrt.
Dienstag, 03.05.2022 - Der morgendliche Wettercheck hat eine kleine Überraschung für uns parat. Eigentlich war der Plan noch einen Tag hier in der Bucht von Sóller zu blieben, aber morgen soll die Welle relativ hoch werden, weshalb wir uns relativ spontan für die Weiterfahrt entscheiden. Wir wollen in die Bucht von Port d’ Andratx. Unterwegs schreiben wir mit der Nala, die gerade auf der Überfahrt von Formentera nach Mallorca sind. Sie geben uns den Hinweis, dass man in der Bucht nur an Moorings festmachen kann, die sehr teuer sind. Unsere Recherchen danach kommen zum gleichen Ergebnis. Kurzentschlossen entscheiden wir uns ebenfalls nach Santa Ponça zur Nala durchzufahren. Die Überfahrt hält mal wieder alles für uns bereit. Segelwind, Motorfahrt bei Flaute, Wind auf die Nase und kräftig Welle gegen an auf dem letzten Seemeilen. Die Ankerbucht ist schon relativ voll, aber wir finden noch ein schönes Plätzchen in der Nähe der Nala. Am Abend kommen Christoph und Manuela zu uns an Bord und lernen so Dorothea und Klaus kennen.
Mittwoch, 04.05.2022 - Bei unserem letzten Besuch hier in der Bucht haben wir noch keinen Fuß an Land gesetzt. Das holen wir heute nach. Gemeinsam mit der gesamten Nala-Crew machen wir uns zu siebt auf den Weg. Klaus setzt heute aus und genießt die Ruhe an Bord. Unser Spaziergang führt uns durch ein Villenviertel zu einem Waldweg, der am Golfplatz entlang führt. Der Weg endet dann leider nach einiger Zeit vor einem verschlossenen Tor und einer halbhohen Mauer. Umdrehen kommt für uns nicht in Frage, denn das wäre ein ziemlich langer Umweg. Also klettern wir kurzentschlossen über die Mauer. Alle kommen wohlbehalten auf der anderen Seite an. Manche ganz alleine, manche mit tatkräftiger Unterstützung der anderen. Unsere geplante Route können wir nun aber leider nicht mehr fortsetzen, da sich auch die restlichen Wege auf dem Privatgelände des Golfclubs befinden. Wie schade! So entscheiden wir uns für eine Route an der Bucht entlang. Bevor es mit den Dinghys wieder zurück an Bord geht, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Supermarkt. So ein abenteuerlicher Spaziergang muss doch mit einem Eis belohnt werden! Und die Einkäufe für die nächsten Tage werden gleich mit erledigt. Oder war die Reihenfolge umgekehrt? Die Nalas verabschieden sich von uns und wir bringen Dorothea zurück an Bord. Wir zwei statten im Anschluss noch der Kiss einen kurzen Besuch ab. Über Videocalls und WhatsApp-Chats hatten wir bereits Kontakt. Nun sehen wir uns also endlich mal live und in Farbe! Die zwei sind uns auf Anhieb sympathisch. Da sie aber noch einen Termin haben, laden sie uns für den Abend zu sich ein. Die Crew der MaLu wird auch da sein. Wir bedanken uns herzlich, können aber nicht versprechen, ob wir es später noch schaffen. Schließlich haben wir Besuch an Bord. Zurück auf eMMa sitzen wir mit Dorothea und Klaus gemütlich im Cockpit und spielen Siedler von Catan. Es macht sehr viel Spaß und ist ein schöner Abend, den wir dann wirklich noch mit dem Besuch auf der Kiss und dem Treffen mit der MaLu abrunden.
Donnerstag, 05.05.2022 - Am Donnerstag ist viel Wind angesagt. Und pünktlich zu Melanies Arbeitsbeginn ist es kräftig am pusten. Eigentlich wollte Markus mit Dorothea und Klaus an Land fahren, aber aufgrund des starken Windes und den damit verbundenen Wellen müssen sie es auf später verschieben. Melanie unterrichtet bereits eine ganze Weile, als der Wind sich etwas beruhigt und die drei eine Runde spazieren gehen können. Abends spielen wir auf der Switch Mario Party und lassen den Tag ausklingen.
Freitag, 06.05.2022 - Für die nächsten Tag ist mal wieder kein Wind angesagt. Um nicht am Sonntag die komplette Strecke bis Palma zurücklegen zu müssen, entscheiden wir uns, heute ein paar Buchten weiter zu gehen. Unser Ziel ist die Bucht Portals Vells. Noch am Ankerplatz setzen wir unser Großsegel. Zunächst kneifen wir hoch am Wind, denn wir müssen zunächst ja aus der Ankerbucht heraus. Nach der Ecke fallen wir auf einen Halbwindkurs ab. Wir runden ein weiteres Kap und fahren in die große Bucht von Palma ein. Links um die Ecke herum befindet sich bereits unser Ziel und erst kurz vor der Bucht nehmen wir die Segel herunter. Es liegen bereits viele Boote hier. Und wir wissen auch warum! Die Bucht ist wunderschön! Gleich drei Sandstrände sind hier zu finden, die auch von Tagesausflüglern stark frequentiert werden, sowohl vom Land aus als auch per Boot. Wir finden trotzdem noch einen Platz. Die Nala sucht noch etwas, aber ihr Anker will an der möglichen Stelle einfach nicht halten. So nehmen wir sie erst einmal ins Päckchen, denn aus Erfahrung wissen wir, dass sich die Bucht zum Abend hin leeren wird. Und so ist es dann auch. Zwischen 17 und 18 Uhr hört man überall die Ankerketten rasseln, die Motoren starten und die Tagesausflügler verschwinden wieder. Auch die Strände leeren sich rasant. Es bleiben etwa eine Handvoll Boote über Nacht. Nun gehört das Wasser uns. Gemeinsam mit den Nalas schwimmen wir vom Boot Richtung Strand. Christoph begleitet uns dabei mit dem Dinghy. Am Strand lädt er Dorothea ein und fährt sie mit dem Dinghy zurück zur eMMa. So muss sie nicht aus dem Wasser heraus unsere Badeleiter hochklettern. Wir schnorcheln und schwimmen lange und sind ziemlich durchgefroren, als wir wieder an Bord sind. Da tut die warme Dusche aus unserer Solardusche richtig gut.
Samstag, 07.05.2022 - Hier in der Bucht Portals Vells gibt es eine Höhle, die wir heute bei einer Wanderung erkunden möchten. Mit den Dinghys fahren wir an den Strand und laufen dann um die gesamte Bucht bis zur Höhle. Hört sich einfach an, ist aber eine ordentliche Kraxelei, denn es geht über Stock und Stein. Dabei haben wir ständig wechselnde Blickwinkel auf die Bucht, die sich im Laufe des Tages wieder mit unzähligen Booten füllt. Die Höhle ist groß und Melanie findet sie auch etwas gruselig. Markus macht sich gleich ans Erkunden und Entdecken. Wir sehen in die Wand gehauene Muster, Verzierungen, Altare, ein altes, verrostetes, Eisengittertor und drei relativ große Höhlenkammern. Deutlich ist zu erkennen, dass diese Höhlen von Menschenhand erstellt wurden. Später recherchieren wir über den Ursprung der Höhle im Internet und finden heraus, dass hier der Sandstein für die Kathedrale von Palma abgebaut wurde. Einige Zeit später strandeten hier Seeleute bei einem schweren Sturm und errichteten die Altare für die Gottesmutter Maria als Dank für ihre Rettung. Nach einer kleinen Stärkung aus unseren Picknick-Rucksäcken, die wir vor dem Höhleneingang mit Blick auf die Bucht zu uns nehmen, setzen wir unsere Wanderung ein paar Höhenmeter weiter oben fort. Es geht entlang der Klippen in Richtung Leuchtturm. Der Blick über das Mittelmeer ist wunderschön von hier oben. Bis zum Leuchtturm wandern wir heute allerdings nicht mehr. Über einen Weg quer über den Hügel geht es zur Bucht wieder zurück. Natürlich nicht ohne an der Strandbar ein Eis zu kaufen. Zurück an unseren Beibooten entledigen wir uns unseren Klamotten, schlüpfen in die mitgebrachte Badebekleidung und kühlen uns vom Strand aus ab, bevor es dann wieder an Bord geht. Markus leiht sich das Standup-Paddelboard von der Nala aus. Während er, kniend, seine ersten SUP Versuche unternimmt, fährt die Kiss-Crew an ihm vorbei. Sie nutzen ihr SUP und das Dinghy heute als Wasserski-Ersatz!
Sonntag, 08.05.2022 - Für uns geht es heute weiter nach Palma, denn Dorothea und Klaus fliegen morgen leider schon zurück nach Deutschland. Es ist schon krass, wie schnell wieder einmal zwei Wochen um sind! Die Nala bleibt hier in der Bucht noch liegen. Morgen Abend wollen wir uns wiedersehen. Passend zum Muttertag gibt es für uns schönstes Sonntagssegeln. Nur die verschiedenen Regattafelder vermiesen uns ein direktes Anliegen. Zeitweise können wir vier verschiedene Regatten identifizieren. Und wir müssen eigentlich das ganze Feld einmal queren! Wir beschließen erst einmal parallel zu fahren und zwischen zwei Feldern durchzugehen. Das funktioniert auch ganz gut, sorgt aber auch dafür, dass wir den Zieleinlauf von zwei Booten hautnah miterleben können. Die beiden lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten und zweiten Platz. Sie fahren über die Ziellinie und es folgt der Abpfiff. Sofort danach fallen die Leichtwindsegel und sie bremsen massiv ab. Anschließend können wir aus nächster Nähe beobachten, wie ein Teammitglied nach dem nächsten, es sind alles Jugendliche bis junge Männer, ans Heck der Yacht geht und über die Reling pinkelt!
Auf der Seekarte konnten wir bereits erkennen, wo der Anmeldesteg für die Marina ist. Wir bereiten eMMa sowohl für das Längsseitsanlegen, als auch für römisch-katholisch Anlegen vor. Die Marina ist sehr eng und den Anmeldesteg gibt es leider nicht mehr. Ein Mariniero steht an Land und beantwortet unsere Frage nach einem freien Liegeplatz mit der Auskunft, dass wir hier nicht kostenlos liegen können, sondern dafür bezahlen müssen. Ach nee! Auf die Idee wären wir nicht gekommen! Nach einigem Hin und Her versteht er, dass wir gerne für eine Nacht einen Liegeplatz hätten, den wir selbstverständlich auch bezahlen wollen. Er hilft uns mit den Heckleinen beim Anlegen. Das Anlegemanöver läuft gut. Melanie steuert eMMa in die vorgegebene Lücke mit dem Heck zum Steg. Sie lässt sich dabei auch nicht von einem kleinen Motorboot aus der Ruhe bringen, welches völlig ignoriert, dass wir gerade ein Anlegemanöver fahren und sich einfach nach hinter unserem Heck durchschlängelt. Klaus gibt die Heckleine über und Markus bringt die Mooring auf der Vorschiffklampe an. Festliegend besprechen wir mit dem Marinemitarbeiter das weitere Vorgehen. Hier an diesem Platz können wir leider nicht liegen bleiben. Er telefoniert mit seinem Chef, wo denn ein Platz frei wäre, nach dem er uns gesagt hat, dass die Marina sehr teuer sei. Auf unsere Frage, wie teuer, antwortet er damit, dass er den genauen Preis für unsere Größe nicht wisse, dass ein 12 m Boot 110 € für eine Nacht bezahlen muss. Somit müssen wir für eMMa wahrscheinlich mit 130 € rechnen. Aber im Endeffekt ist es für uns dann auch völlig egal wie viel die Nacht kostet, denn das Telefonat mit seinem Chef ergibt, dass sie für uns keinen freien Platz haben. So bleibt uns nichts anderes übrig als die Leinen wieder zu lösen und vor der Marina am Strand zu ankern. Na gut, es spart uns enorme Kosten! Wie wir Klaus und Dorothea mit samt ihrer Koffer morgen mittels Dinghy an Land bekommen, wissen wir noch nicht. Aber auch dafür werden wir eine Lösung finden.
Für heute wollen wir noch einmal gemeinsam mit dem Bus in die Altstadt von Palma fahren. Also packen wir das Dinghy ins Wasser und landen am Strand an. Das Wasser ist hier so flach, dass Markus bereits 50 m vor der Wasserkante aussteigen kann und das Dinghy durch das knietiefe Wasser hinter sich her zieht. Für heute geht das, aber ob das für morgen eine Option ist? Im Bus benötigen wir seit langer Zeit mal wieder Bargeld, denn Kartenzahlung ist hier nicht möglich. 2 € kostet die Fahrt pro Person bis zur Kathedrale von Palma. Der Weg zum Bus hin zeigt uns genau den Teil von Mallorca, den wir unser Leben lang vermieden haben. Hotelanlagen und Apartmenthäuser, überall wird man auf Deutsch angequatscht, laute Musik, unendlich viele Souvenirshops und billige, einfache Imbisse, die Döner, Pizza, Pommes und Co. anbieten. An den Plakatwänden sticht uns die Wahlwerbung der NRW-SPD ins Auge und an der Bushaltestelle hängt ein riesiges Programm-Plakat mit dem heutigen Programm für den Ballermann. Natürlich alles auf Deutsch! Bei uns setzt hier bereits das Fremdschämen ein! Wenn wir unseren Besuch nicht morgen hier am Flughafen absetzen müssten, würden wir sofort wieder von hier verschwinden! Aber so nehmen wir den Schnellbus und fahren bis zur Kathedrale. Und die Altstadt von Palma überrascht uns sehr positiv. Die eindrucksvolle Breitseite der Kathedrale haben wir bereits vom Wasser aus gesehen. Nun davor stehend ist sie nicht weniger beeindruckend. Wir entscheiden uns aber dafür sie nur von außen zu besichtigen. Direkt dahinter beginnen die engen Altstadtgassen. Sie erinnern uns ein wenig an Porto und was wir sehen, gefällt uns gut. Zum Abend gehen wir richtig nett Essen im B8. Es ist ein schöner Abschluss für den Urlaub von Dorothea und Klaus, bevor es mit dem Schnellbus und mit dem Dinghy wieder zurück an Bord geht. Abends tauschen wir dann noch die gemachten Bilder der letzten zwei Wochen aus. Es ist immer wieder interessant, welchen Blickwinkel der jeweilige Fotograf hatte. Aussortieren darf dann jeder für sich selbst.