Zeitraum: 11.04.2022 - 17.04.2022
Revier: Mittelmeer, Balearen, Ibiza und Formentera
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 34 - Ankerleben und Ostermalerei

Unsere Woche beginnt, wie wahrscheinlich bei vielen von Euch auch, mit Einkaufen. Auf Langfahrt und vor Anker liegend läuft das allerdings etwas anders ab als in Deutschland. Zunächst fahren wir mit unserem Dinghy an Land und laufen dann zu Fuß bis zum nächsten Supermarkt. Heute ist allein dafür schon eine gute halbe Stunde pro Weg einzuplanen. Den Supermarkt finden wir rasch und er ist auch geöffnet. Das ist im Moment hier auf Formentera noch nicht selbstverständlich, denn die eigentliche Saison beginnt erst ab Mai. Im Supermarkt wird Melanie von zwei jungen, deutschen Touristinnen angesprochen, ob sie ihnen helfen könne. Na klar, worum geht es denn? Ob das hier Sonnencreme sei? Melanie liest sich die Angaben auf der Tube durch und bricht fast in Gelächter aus. Nein, dies ist keine Sonnencreme, sondern Haargel! Das wäre wohl beinah schief gegangen! Wir schlendern durch den kleinen Supermarkt und erledigen unseren Wocheneinkauf. Mit vollen Rucksäcken geht es zurück zum Dinghy und damit zurück zu eMMa. Ein Wocheneinkauf ist somit immer auch eine kleine Herausforderung, denn man fährt halt nicht nur mit dem Auto zum Supermarkt, kauft ein, räumt alles in den Kofferraum und zuhause wieder aus. Man überlegt mehr, welche Sachen man für den Vorrat einkauft, denn es muss ja alles im Rucksack transportiert werden. Hinzu kommt dann auch immer noch die Sprache. Für den Supermarkt reicht unser Spanisch mit der Weile ganz gut. Aber immer mal wieder müssen wir die Übersetzer-App heraus kramen. Diesmal ist es für das Wort Hefe. Oder es gibt bestimmte Dinge einfach nicht zu kaufen. Das ist auch der Grund, warum wir mit der Weile ohne richtigen Einkaufszettel einkaufen gehen. Wir schauen, was wir bekommen können und planen danach unseren Essensplan.
Nach unserer Rückkehr zu eMMa verstauen wir alle Einkäufe an Bord, hängen den Außenborder an den Heckkorb und verzurren das Dinghy an Deck. Wir wollen an die Westseite von Ibiza segeln. Doch mal wieder lehrt uns das Langfahrtseglerleben: Mach keine Pläne! Das sich unsere Pläne diesmal ändern, liegt aber nicht direkt am Wetter. Vielmehr liegt es an einer App, die wir für das Finden von Ankerplätzen nutzen. Sie sagte, dass die Bucht zur erwarteten Windrichtung geschützt sei. Ein Blick auf unsere Seekarte sagt aber, dass sie in dem Bereich, wo sie gut geschützt ist, für uns aber zu flach ist. Dabei hat eMMa ja nur 1,60 m Tiefgang. Nun heißt es umdisponieren. Wir entscheiden uns spontan für eine Bucht an der Südwestseite von Ibiza. Eine Bucht in der auch die Phoenix bereits liegt. Für uns ändert sich damit nun der Kurs von einem achterlichen Wind auf einem Amwindkurs. Es pustet kräftig durchweg mit rund 20 kn. Immer wieder Böen mit deutlich mehr Wind. Der Anker fällt auf 10 m Wassertiefe, die Phoenix liegt etwa 100 m neben uns. Wir verabreden uns zu einem Sundowner bei uns im Cockpit. Es wird ein schöner Abend!

Wir lassen den Dienstag langsam angehen. Heute wird an Bord aufgeräumt und gebastelt. Markus widmet sich der Neuverkabelung unserer Solarzellen auf dem Geräteträger. Er stellt sie von Reihe auf Parallel um, außerdem wird das Zuleitungskabel ausgetauscht. Hört sich nach „mal eben“ an, ist aber, wie immer an Bord, eine Tagesaufgabe. Schließlich muss dafür alles mögliche geöffnet und ausgeräumt werden. Melanie unterstützt ihn dabei immer dann, wenn ein Kabel wieder ein Stückchen weiter gezogen werden muss. Einer schiebt, einer zieht. Am Nachmittag ist alles neu verkabelt, da beginnt es zu regnen. Und wieder bekommen wir Blutregen ab (Regen mit Saharasandstaub). Diesmal nehmen wir es gelassen hin. Ändern können wir es eh nicht und das Putzen verschieben wir auch erst einmal.

Am Mittwoch kommt zeitweise etwas mehr Wind auf und auch deutlich mehr Regen runter. In den Phasen dazwischen drückt ein Schwell vom Meer her in die Bucht. Bei Wind ist das kein Problem, dann richtet sich eMMa an der Ankerkette hängend, im Wind aus. Ohne Wind wird sie aber immer wieder quer zu den Wellen gehalten und dann rollt es ganz kräftig. Eine Herausforderung heute für uns, da wir uns für heute unsere Steuererklärung 2021 vorgenommen haben. Und die ziehen wir auch ganz tapfer durch, wenn auch unter wirklich erschwerten Bedingungen.

Donnerstag wird es in der Bucht deutlich voller. Man merkt, dass das Osterwochenende beginnt. Am Abend liegen insgesamt 12 Segelboote, darunter viele Katamarane hier. Den ganzen Tag über hat es immer wieder geregnet. Hier in der Bucht nur ab und zu, aber wir haben draußen über der See viele Regenfronten durchziehen sehen. Dementsprechend hängt am Abend bei den meisten Booten das Ölzeug über dem Großbaum zum Trocknen. Wieder einmal freuen wir uns über unsere Kuchenbude.

Der Wetterbericht verspricht für Freitag schönes Wetter. Und so machen wir unser Dinghy klar und fahren an Land. Wir machen an einem kleinen Anleger neben einem Restaurant fest. Dort herrscht emsiges Treiben, die Kellner decken alle Tische ein. Hier wird also wohl ein ordentlicher Ansturm erwartet. Wir werden gesehen und freundlich gegrüßt. Unser eMMa Tender machen wir am Steg fest und wandern los. Ein Teil der Strecke führt an einer Landstraße entlang. Fußweg gibt es hier nicht und richtige Seitenstreifen auch nicht. Wir laufen also, wie wir es bereits in der Verkehrserziehung im Kindergarten gelernt haben, ganz links. Kommt ein Auto sehr nah an uns vorbei, hüpfen wir auch schon mal ins hohe Gras. Befanden wir uns auf Formentera auf der Triathlonstrecke, so befinden wir uns hier auf Ibiza auf der Mountainbike-Rennen-Strecke. Nur kommen sie uns hier nicht entgegen, sondern bewegen sich in die gleiche Richtung. Das ist auf dem Abschnitt der Landstraße kein Problem. Anschließend führt sowohl deren, als auch unsere Strecke, durch ein Waldgebiet. Ein wunderschöner Wanderweg. Einziges Problem, wir werden von hunderten von Mountainbikes überholt. Und auf den gewundenen Pfaden schneiden sie auch mal ganz gerne die Kurve. Wir bleiben zum Glück unverletzt. Die Regenfälle der letzten Tage hinterlassen noch heute Spuren bei den Radfahrern. Schutzbleche haben diese Hightech-Räder nicht und so sehen die Hinterseiten der Sportler und Sportlerinnen matschgesprenkelt aus. Wir entscheiden uns dann für einen anderen Weg als die Rennroute und genießen eine unglaubliche Ruhe! Wir picknicken am Wegesrand in der Sonne. Endlich ist der Sommer da, auf den wir seit letztes Jahr Juli gewartet haben. Unsere Körper sind allerdings noch nicht daran gewöhnt. Als wir nach 10 km Wanderung wieder das Restaurant erreichen, wo unser Dinghy liegt, ist es dort rappelvoll. Wir laufen zum Steg und sehen, dass unser Dinghy nicht nur noch immer dort liegt, sondern netterweise sogar mit einem anderen Dinghy zusammengeknotet wurde. Wir hatten keinen Heckanker ausgebracht und der Schwell ist hier doch nicht ganz ohne. Damit unser Dinghy keinen Schaden nimmt, wurde es mit dem anderen Dinghy festgebunden. Ganz vielen lieben Dank für so viel Aufmerksamkeit! Wir binden es los, starten den Motor und tuckern zurück zur eMMa.
Und natürlich telefonieren wir heute auch noch mit Lara. Schließlich hat sie ja Geburtstag. Das sind die Tage, die uns eigentlich immer am schwersten fallen, da wir sie natürlich schon gerne auch mit unseren Kindern verbringen würden. Aber wir haben beschlossen, wir holen das immer dann nach, wenn wir uns treffen.

In der Nähe unserer Bucht gibt es die phönizische Siedlung von Sa Caleta. Die ist sehr gut zu Fuß erreichbar. Doch durch die Wanderung gestern und die noch ungewohnten sommerlichen Temperaturen verzichten wir heute darauf, gehen Anker auf und fahren unter Motor Richtung Ibiza Stadt. Es gibt einfach keinen Wind, da setzen wir auch nicht die Segel. Aber wir müssen noch einkaufen und Wäsche waschen. Unterwegs kommen uns einige Motorboote entgegen. Manche von ihnen fahren gemütlich, andere haben den Hebel auf den Tisch gelegt. Da können die Spritpreise doch gar nicht hoch genug sein. Wir sind das einzigste Segelboot vor Anker in der Bucht vor Ibiza Stadt. Aber ganz allein sind wir nicht. Etwas weiter vorne in der Bucht finden Segelregatten für Jollen statt. Mehr als hundert kleine weiße Segel tummeln sich am Horizont. Es sieht schon niedlich aus, wenn die Begleitboote die Jollen zum Regattaplatz schleppen und wieder zurück. Fast wie Enten mit lauter Küken hinter sich!
Wir fahren mit dem Dinghy an Land. Irgendwie macht unser Außenborder heute Probleme, die wir aber nicht wirklich weiter eingrenzen können. Voll bepackt machen wir uns zunächst auf den Weg zum Waschsalon. Unterwegs entsorgen wir noch unseren Recyclemüll. Das ist zum Glück in Spanien sehr einfach, da es überall nur große Container gibt. Dort stehen dann immer Restmüll, Recycle, Papier und Glas Container. Sie sind für alle Haushalte, Geschäfte und Restaurants drumherum und frei zugänglich. Während unsere Wäsche wäscht, gönnen wir uns ein Eis und erledigen beim Lidl unseren Großeinkauf. Dafür haben wir extra unsere Sackkarre mitgenommen. Die erweist sich auch jetzt wieder als goldrichtig. Auf dem Rückweg holen wir die gewaschene Wäsche wieder ab und laufen zurück zum Dinghy. Voll bepackt geht es durch die Wellen zurück zu eMMa. Es ist leider nun sehr schwellig hier und das Auspacken wird zum Balanceakt. Kurzzeitig überlegen wir ernsthaft, ob wir noch in eine andere Bucht verlegen, entscheiden uns aber dagegen. Nach zwei Stunden wird es auch deutlich ruhiger. Der Vollmond steigt über der Bucht auf und wir genießen die Ruhe hier vor Anker.

Ostersonntag, wir wünschen allen ein schönes Osterfest! Melanie steht früh auf und bereitet den Hefeteig für einen süßen Hefezopf vor. Der Teig muss ja sowieso gehen, so schlüpft sie noch mal wieder ins Bett. Wir frühstücken im Cockpit und seid gestern haben wir auch die Seitenteile der Kuchenbude entfernt. Schließlich ist der Sommer da! Da Ostern ist und wir keine Eier bemalt haben, haben wir uns gedacht, wir können ja unsere Ankerkette bemalen. Na gut, der Grund ist eigentlich ein anderer. Unser Kettenzähler mag nicht mehr so wie wir wollen. Von den kleinen Plastik-Klipps, die man in die Kettenglieder einklippsen kann, halten wir nicht so viel. Erstens sieht man die echt schlecht, sobald die Kette mal etwas schneller ausläuft und zweitens gehen die Klipps gerne verloren. Da wir aber nicht dadurch Plastik in die Meere eintragen möchten, verzichten wir auf diese Lösung. Wir haben uns für die Malaktion entschieden. Alle zehn Meter wird ein halber Meter in knallrot gestrichen. Melanie pinselt fleißig und holt sich dabei einen leichten Sonnenbrand auf den Knien. Bisher haben wir noch immer lange Hosen getragen oder maximal knielang. Heute trägt sie zum ersten Mal seit Abfahrt kurze Hosen und die Haut der Oberschenkel sind einfach noch keine Sonne gewöhnt. Zur Abkühlung gehen wir am späten Nachmittag eine Runde schwimmen. Melanie springt rein und wartet auf Markus, der mit einem Kopfsprung folgt. Kurzzeitig sieht es so aus, als wenn er ganz schnell wieder raus möchte. Er legt aber nur seine Tauchermaske und den Schnorchel zurück an Deck. Dann schwimmen wir immerhin zwei Runden gemeinsam um eMMa. Markus klettert schon raus, während Melanie und drei Runden anhängt. Anschließend zeigt sich wieder, dass eine der besten Anschaffungen unsere Solardusche war. Den schwarzen Gummisack haben wir vor knapp zwei Stunden mit ca. 5 Liter Wasser gefüllt und an Deck in die Sonne gelegt. Nun hat das Wasser eine angenehme Temperatur und die Menge reicht für uns beide zum Duschen, inklusive Haare waschen, aus.

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