Zeitraum: 04.04.2022 - 10.04.2022
Revier: Mittelmeer, Balearen, Ibiza und Formentera
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 33 - von Wasserfarben und Eidechsen

Der Montag beginnt wie die Wettervorhersage es angekündigt hat. Es stürmt den ganzen Tag. Und auch der Dienstag bringt noch kräftig Wind und sehr viel Regen. Unser Anker sitzt sehr gut und sicher. Wir schwoien diesmal auch nicht ganz so stark wie letzte Woche und die Wellenbildung ist wirklich gering. So genießen wir die Tage unter Deck. Wir räumen auf, spielen Siedler von Catan, lesen, schreiben Wochenberichte, kochen leckeres Essen und spülen anschließend gemeinsam weg. Der Windgenerator liefert ordentlich Strom, der Wassermacher macht Frischwasser. Landgang ist nicht möglich, aber das war uns vorher schon klar.

Am Mittwoch Morgen frühstücken wir und gehen dann Anker auf. Der Wind ist komplett eingeschlafen. Ein letzter Regenschauer zieht noch über uns hinweg, dann klart der Himmel etwas auf. Mit der Windstille ist auch der Schwell in die Bucht eingezogen. Und so ziehen wir weiter Richtung Formentera. Es ist nur eine Strecke von knapp 2 Stunden. Als wir zwischen den Inseln auf die Ostseite fahren, kommt uns ein unangenehmer Schwell aus Südost entgegen. Ärgerlich, hatten wir doch gehofft, dass es hier ebenso ruhig ist wie in unserer vorherigen Ankerbucht. Wir beratschlagen uns und entscheiden uns für eine Ankerbucht weiter südlich entlang an der Ostseite von Formentera. Wir verziehen uns in die hinterste Ecke um dem Schwell wenigstens etwas zu entkommen. Das funktioniert leider nur semi. Wir kämpfen uns also mit viel Gerolle durch den Tag und gehen früh schlafen mit der Gewissheit, dass es eine unruhige Nacht wird.

Wir erwachen deutlich ausgeruhter als befürchtet, denn nicht nur der Wind hat gedreht, sonder endlich auch der Schwell. Während wir frühstücken läuft die Segelyacht Phoenix in die Bucht ein. Wir sind über unsere WhatsApp-Gruppe in Kontakt gekommen und sie sind nun vom Festland auch hier herüber gesegelt. Wir heißen sie über Funk herzlich willkommen auf Futurventura, ach nein quatsch, auf Formentera! Sie ankern etwas weiter vor dem Strand. Wir folgen ihnen nach dem Frühstück ebenfalls dorthin. Nur gestern wollten wir dort noch nicht ankern, da war der Schwell einfach noch zu stark. Im Mittag setzen wir mit unserem Dinghy über an Land, bringen Müll weg, kaufen uns ein Eis und erkunden die Umgebung. Wir laufen ein Stück auf dem Römerweg. Es geht sehr steil und steinig bergauf. Doch wir werden dabei von einem schwarzen Hund, mit Halsband und Marke, verfolgt. Wobei verfolgt eigentlich gar nicht richtig ist. Erst überholt er uns, läuft dann immer einige Meter vor uns und wenn wir ihm zu langsam sind, dann bleibt er stehen, dreht sich zu uns um und wartet. Immer wieder verschwindet er im Gebüsch. Er sucht sicherlich den Schatten, denn die Sonne hat schon ziemlich viel Kraft und zwischen den Bäumen herrscht Windstille. An einer Weggabelung entscheiden wir uns dem Pfad zu den Klippen zu folgen. Wir werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt, auch wenn Melanie nicht allzu nah an die Kante gehen möchte. Das türkisblau des Wassers fasziniert uns immer und immer wieder. Wir können uns daran nicht sattsehen! Da der Wind hier an den Klippen pfeift, der ist leider noch immer sehr frisch, treten wir den Heimweg an. Auf einigen Stufen dieses Naturpfades machen wir dann eine Pause, trinken Wasser und telefonieren mit Melanies Mama und ihrem Mann Klaus. Die beiden kommen uns demnächst besuchen. Darauf freuen wir uns schon sehr! Sie werden uns etwas mitbringen, was wir in Deutschland bestellt haben und was nun zu ihnen geschickt wird.
Auf dem Rückweg laufen wir etwas anders als auf dem Hinweg. Der Weg ist nicht auf unseren Handkarten verzeichnet, aber ein Triathlon ist hier entlang ausgeschildert. Wenn die hier herlaufen, dann können wir das auch! Und siehe da, es gibt einen Weg komplett am Wasser entlang bis zu dem winzigen Hafen, wo auch unser Dinghy liegt. Unterwegs kommen wir noch an zwei kleinen Supermärkten, eher Tante-Emma-Läden, vorbei. Wir benötigen nur etwas Brot, werden hier aber nicht fündig, da beide Urlaub haben und somit geschlossen sind. Generell scheint hier die Saison noch nicht begonnen zu haben.
Zurück an Bord machen wir es uns unter der Kuchenbude bequem, als ein Dinghy bei uns Halt macht. Die Crew der Phoenix stellt sich kurz vor und wir halten einen kleinen Plausch quasi über den Gartenzaun hinweg.

Am Freitag ist bei uns große Wäsche angesagt. Zwei „Maschinen“ Wäsche waschen wir, das heißt in purer Handarbeit. Waschen, wringen, spülen, wringen, aufhängen, abnehmen! Zum Abend nimmt der Wind deutlich ab, leider kommt dafür der Schwell wieder. Die Nacht wird wieder einmal recht unruhig, einfach weil bei den starken Schiffsbewegungen immer etwas quietscht oder klappert.

Am Samstag Morgen ist Melanie deshalb auch nicht gut drauf. Sie hat sehr schlecht geschlafen und das Gerolle geht ihr so richtig auf den Keks. Wir frühstücken eine Kleinigkeit und entscheiden uns mit dem Dinghy an Land zu fahren. Wir wollen heute den Römerweg noch weiter laufen. Wir rechnen damit, dass wir uns an Land erst einmal umziehen müssen. Wechselsachen haben wir eingepackt, da die Überfahrt sicherlich sehr nass wird bei dem Wellengang. Die Überfahrt verläuft deutlich trockener als erwartet. Wir schließen das Dinghy an und ziehen unsere Socken und Schuhe an. Also Melanie zieht ihre Socken und Schuhe an, Markus muss noch einmal zu eMMa zurück fahren. Seine Schuhe haben wir wohl an Deck stehen gelassen!
10 Minuten später haben wir dann beide Schuhe an und wandern los. Dieses Mal laufen wir direkt am Wasser entlang und stellen fest, dass der ausgeschilderte Triathlon heute stattfindet. Uns kommen die ersten Radfahrer auf Mountainbikes entgegen. Okay! Das war also gar nicht die Laufstrecke, das ist die Fahrradstrecke, die wir da gesehen haben. Aber das heißt ja, dass die Teilnehmer ein Teil des Römerwegs mit dem Fahrrad befahren müssen!
Wir sind froh, dass uns die Fahrräder entgegen kommen. So bleibt uns immer genügend Zeit in die Büsche zu springen oder uns an den Rand zu quetschen. Alle Radfahrer bedanken sich höflich oder wünschen uns einen guten Tag. Wir zergehen fast vor Ehrfurcht, denn kein normaler Mensch fährt solche Wege entlang! Uns fällt, besonders beim Abwärtsgehen, sogar das Laufen hier schwer und diese Menschen absolvieren das ganze auf dem Fahrrad!
Wir lassen es langsam angehen, bleiben auch immer wieder stehen um die Aussicht über die Bucht, auf eMMa vor Anker, über fast die gesamte Insel und über Ibiza zu genießen. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Landstraße. Zum Glück müssen wir diese nur überqueren, denn es gibt keinen Fußweg oder Seitenstreifen, wo man laufen könnte. Wir kommen durch ein Weinanbaugebiet, laufen entlang an einem Naturschutzgebiet und gelangen in einen kleinen Ort mit winzigem Supermarkt. Hier kaufen wir nun Brot, etwas Schinken und Obst, eine zusätzliche Flasche zu Trinken und eine 6er-Packung Mini-Magnum. Es gibt leider kein Eis am Stiel einzeln zu kaufen. Dann nehmen wir halt die Familienpackung. Sind ja nur kleine. Für jeden gibt es also drei Eis. Wir merken also wieder, die Nalas fehlen!

Zunächst laufen wir denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Allein wegen der Aussicht lohnt sich das. Unterwegs entscheiden wir spontan noch auf die andere Inselseite in die Südbucht zu laufen. So biegen wir in den grünen Wanderweg ab und laufen zunächst noch wieder bergauf. An einer Weggabelung sagt unsere Offline-Karte, dass wir den rechten Weg nehmen sollen. Ein Tor, welches komplett offen steht, zeigt an, dass es sich um einen Privatweg handelt. Wir diskutieren kurz, ob wir diesen Weg laufen sollen. Alle anderen Wege sind aber sehr viel weiter und so entschließen wir uns dafür. Der Weg, ein sehr schlechter Feldweg, ist zwar privat, führt aber nur zu zwei Grundstücken, die noch einmal mit Zaun und Toren gesichert sind. Dahinter wird der Weg sehr schmal und es geht steil bergab. Doch er führt uns an die Südbucht und damit zu einem wunderschönen breiten Sandstrand. Ist unser Ankerplatz auch heute etwas rollig, so toben hier die Wellen richtig. Die Sonne scheint, das Wasser leuchtet türkis und wir machen eine Pause im warmen Sand. Ist das schön hier. Wir haben den Strand fast für uns allein. Zwei weitere Pärchen liegen im Sand und sonnen sich und weiter hinten sehen wir vereinzelt Spaziergänger. Im Sommer tobt hier sicherlich der Bär, aber noch sind die beiden Ferienresorts am Strand komplett verweist. Nur ein paar Handwerker und Gärtner weisen daraufhin, dass auch hier bald die Saison beginnt. An dieser „Geisterstadt“ vorbei, wandern wir zurück zu unserem Dinghy und fahren an Bord zurück.
Mit dem Abend kommt auch der Schwell zurück. Wir beschließen alles segelklar zu machen, damit wir morgen früh direkt losfahren können.

Der Wind steht am Sonntag Morgen nun mehr in die Bucht und Windsee lässt eMMa ordentlich rollen. Wir heben den Anker und setzen die Genua im 1. Reff. eMMa läuft gut, auch wenn die eine und andere Salzwasserdusche über das Deck spritzt. Eigentlich wollen wir Formentera südlich runden, aber am Kap entscheiden wir uns anders. Die Wellen sind nicht ohne und wenn wir am Kap auf Halbwind abfallen, dann haben wir die Wellen komplett quer stehen. Das wollen wir uns und eMMa nicht antun, wenn wir es nicht müssen. Deshalb drehen wir auf nördlichen Kurs vor den Wind. Nun laufen die Wellen mit uns und das Segeln ist deutlich angenehmer. Wir nehmen wieder die Durchfahrt zwischen den Inseln und biegen dieses Mal aber nach links ab. Zwar segeln wir nun wieder ganz hoch am Wind, aber durch die Inselabdeckung ist die Welle fast komplett verschwunden. Dann macht es auch richtig Spaß! Der Anker fällt auf 5 m Wassertiefe kurz vor der Hafeneinfahrt des einzigen Inselhafens von Formentera. Hier kommen auch die Schnellfähren an. Bis auf deren Wellen liegt eMMa hier ganz ruhig.

Mit dem Dinghy geht es an den Strand. Wir schließen es an und wandern zwischen dem Mittelmeer und einem Binnensee, der der Salzgewinnung dient, entlang. Auf der einen Seite türkisfarbenes Wasser, an dem wir uns nicht sattsehen können, auf der anderen Seite grünlich-gräuliches Wasser, was uns stark an die Boddengewässer rund um Zingst und Stralsund erinnert. Das ehemalige Fischedorf ist heute Urlaubsort und Hafenanlage. Hier kommen die Schnellfähren an und auch zwei Yachthäfen gibt es. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind noch geschlossen. Das wundert uns doch etwas, sind doch in den meisten Ländern nächste Woche Osterferien. Wir hoffen, dass der kleine Supermarkt hier morgen geöffnet hat, denn wir müssen ein wenig Proviant aufstocken.!

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