Zeitraum: 28.03.2022 - 03.04.2022
Revier: Mittelmeer, Spanien, Almerimar - Balearen, Ibiza
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 32 - Meeresleuchten und Delfine - es geht nach Ibiza

Der Montag besteht aus unserem Abschiedsessen mit den Nalas, den Vorbereitungen für die Abfahrt und natürlich mit dem Einpacken des Geschenkes für Manuela. Gemischte Gefühle machen sich breit. Aufregung, Nervosität, Vorfreude, Traurigkeit, Abschiedsschmerz, Lust aufs Segeln…

Dienstag, 10 Uhr Ablegen. Aber nicht ohne uns zuvor von den Nalas herzlichst zu verabschieden! Ohne Tränen läuft das nicht ab, auch wenn wir alle wissen, dass wir uns in den nächsten Monaten noch mehrfach sehen werden. Wir übergeben Manuela ihr Geschenk mit dem Hinweis, dass sie es selbstverständlich noch nicht heute öffnen darf. So geht es nach 18 Tagen in Almerimar also endlich weiter, erst unter Groß und Genua, dann nach 1 1/2 Stunden wieder unter ausgebaumten Passatsegeln. Die Welle ist höher als vorhergesagt und komplett gegen an, wenn auch der Abstand deutlich länger ist. Der UV-Schutz unserer Genua sieht noch immer braun-gestreift aus. Am frühen Abend begleiten uns wieder Delfine! Über eine halbe Stunde lang schwimmen sie neben eMMa her, springen ab und zu hoch hinaus und lassen sich wieder ins Wasser fallen. Nach 10,5 h haben wir fast 70 sm zurückgelegt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 kn. Bei dem Herab-Surfen einer Welle haben wir einmal sogar 10,1 kn geschafft. In der Nacht auf Mittwoch beginnt es irgendwann zu schütten. Und es schüttet wie aus Kübeln. Das Wasser läuft in Bächen an unseren Passatsegeln herab, über das Deck bis nach Achtern, wo es sich im Wasser des Mittelmeeres verliert. Unsere Segel werden also kräftig mit Süßwasser gespült. Es spült auch einiges vom verbliebenden Saharasand mit herunter. Die Reste finden wir später an Deck als braune Spuren. In den frühen Morgenstunden schläft der Wind dann leider komplett ein. Wir nehmen die Segel weg und in einer Regenpause bauen wir auch die Bäume wieder zurück. Lange diskutieren wir unserer weiteres Vorgehen. Wir steuern auf die Lagune Mar Menor zu, die etwas nördlich von Cartagena liegt. Das Festland ist durch den Regendunst nicht zu sehen, obwohl es gar nicht so weit entfernt ist. Kurz vor der Einfahrt in das Fahrwasser, in die Lagune kommt man nur durch eine Klappbrücke, diskutieren wir unserer weiteres Vorgehen. Wir rufen noch einmal aktuelle Wetterdaten ab und beschließen zunächst vor der Einfahrt in einem alten, aufgegebenen Hafenbereich zu ankern und uns in Ruhe zu beratschlagen. Markus steuert vorsichtig und unter zur Hilfenahme unseres vorausschauenden Echolots in das westliche Hafenbecken. Die Umgebung ist etwas mystisch, besonders bei der aktuellen Wetterlage. Es herrscht nun glatte See, die Sonne kämpft sich etwas durch die Hochnebellage und gibt die Sicht auf verrostete und teilweise eingefallene Spuntwände frei. Es ist komplett still, nur Vögel und ein paar Fischer mit einem kleinen offenen Kahn auf der anderen Seite der Steinmole sind zu hören. Wir nutzen die trockene Phase und räumen an Deck auf. Dabei machen wir eine traurige Entdeckung. Ein kleiner Kalmar hat sich an Deck verirrt und ist hier verendet. Wir haben keine Ahnung, wie genau er an eMMas Deck gelangt ist, denn Seewasser ist bei uns auf diesem Schlag nicht übergekommen. Er bekommt von uns eine Seebestattung. Nach einer weiteren, langen Besprechung entscheiden wir uns hier bis heute Abend abzuwarten. Wir kochen essen, holen Schlaf nach und trocknen die nassen Sachen so gut es geht. Am Abend erhalten wir noch ein besonderes Spektakel, zum Sonnenuntergang reißt der Himmel nach kräftigen Regengüssen wieder etwas auf und präsentiert uns die untergehende Sonne hinter den Häusern an Land. Dabei zaubert sie auf der anderen Seite von eMMa einen Regenbogen in den Grauton. Dann kann die Weiterfahrt doch nur gut werden!

Um 21 Uhr holen wir den Anker auf und motoren bei ebenso spiegelglatter See, diesmal bei totaler Dunkelheit wieder aus dem alten Hafenbecken heraus. Bei der Ausfahrt aus dem Fahrwasser fährt Markus ganz langsam, denn wir sehen zwar die rote Tonne an Steuerbord hervorragend, schließlich ist sie beleuchtet, aber die grüne Tonne, die ebenfalls beleuchtet sein sollte, ist nirgends zu finden. Ganz vorsichtig fahren wir auf unserem Track, den wir heute morgen bei der Einfahrt auf dem Plotter aufgezeichnet haben, entlang. Irgendwann erspäht Melanie ganz schemenhaft die grüne Tonne in der Dunkelheit, sie ist unbeleuchtet. Die Nacht ist sehr dunkel, dichte Wolken, keine Sterne, kein Mond sind am Himmel zu finden. Die Sichtweite ist jetzt aber deutlich besser als heute morgen. Die Lichter der Städte und Dörfer am Festland sind gut zu erkennen. Melanie verzieht sich in die Seekoje. Als sie Markus nach drei Stunden ablöst, hat sich an der Situation nicht viel geändert. Eigentlich sollte mit der Weile auch der Wind wieder da sein, aber er lässt auf sich warten. Dank des Radars sind die Regenfronten frühzeitig auf dem Plotter erkennbar, genauso wie die vielen Segler, Frachter, Tanker und Fischerboote, die heute Nacht alle unterwegs sind. Markus fällt umgehend in einen tiefen Schlaf, während Melanie an Deck sitzend ein ganz besonderes Schauspiel beobachtet. Meeresleuchten! Nicht übermäßig hell, aber immer wieder deutlich aufleuchtend. Es entsteht durch bestimmte Algenpartikeln, die bei Bewegung anfangen zu leuchten. Vor vielen Jahren haben wir das im Mittelmeer bei der Überführung von eMMa schon einmal beobachten können. Damals leuchtet jede Welle, die brach und natürlich auch die Wellenspur, die eMMa hinterließ, kräftig auf. Heute ist es anders. eMMas Spur ist nicht leuchtend, also befinden sich die Algenteilchen nicht in der obersten Wasserschicht. Aber etwas tiefer ist kräftig etwas los. Immer wenn ein Fisch, groß oder klein, dick oder dünn, sich schnell genug bewegt, dann leuchtet das Wasser kurz auf. Nicht hell, wie bei einer Taschenlampe, eher in der Helligkeit eines Glühwürmchens. Es ist einfach magisch schön!

Auf die Nacht folgt mit dem Donnerstag Morgen ein nächster Tag auf See. Obwohl wir schon mehr als 30 sm vom Festland entfernt sind, sind die hohen Berge und Klippen Spaniens noch immer in der Morgensonne sichtbar. Das Wasser hat hier draußen eine tiefblaue Farbe erhalten. Wunderschön und kräftig! Wir wechseln uns in unserem bewährten 3-Stunden-Rhythmus mit der Wache ab. Am Nachmittag, Markus liegt in seiner Freiwache unter Deck, beobachtet Melanie eine Schwalbe, die um eMMa herumfliegt. Na nu!? Was macht denn so ein kleiner Vogel so weiter draußen auf dem Meer? Sowohl Ibiza und Formentera, als auch das Festland sind mehr als 25 sm entfernt. Die Schwalbe macht Anstalten auf eMMa zu landen, flattert dann aber aufgeregt auf die andere Seite, nur um von dort aus zielsicher unter die Kuchenbude und den Niedergang herunter unter Deck zu fliegen. Dort sitzt sie dann auf der Lehne der Salonbank und ruht sich aus. Eine Stunde und fünf Seemeilen später flattert sie genauso zielsicher wieder herauf, merkt kurz vor der durchsichtigen Rückwand, dass es hier nicht weitergeht und dreht durch die offene Seitenwand ab. Dann fliegt sie einfach davon! Hoffentlich hat sie das Land ohne weitere Probleme erreicht! Das Wetter zeigt sich leider von einer sehr unsteten Seite. Vorhergesagt waren Schauer mit Böen und ein eher kräftiger Nordwestwind. Dazu eine Welle, die zum Wind passt. Bekommen haben wir bisher nur kurze Passagen mit Segelwind. Meistens musste der Motor mitlaufen, da der Wind größtenteils zu schwach wehte, aber die Wellen aus allen Richtungen und viel zu hoch kamen. Für das bisschen Wind lassen sie eMMa ganz schön schaukeln. Seit 18 Uhr ist Ibiza voraus am Horizont sehr gut erkennbar. Bis wir dort sind, werden aber noch viele Stunden vergehen. So neigt sich der Tag zu Ende und die Umrisse der Insel weichen den Leuchtfeuern der Nacht. Weit nach Mitternacht erreichen wir unseren ausgewählten Ankerplatz direkt vor Ibiza Stadt. Noch immer herrscht Flaute, aber das wird sich rasch ändern, das wissen wir aus den Wetterdaten. 267 sm liegen hinter uns!

In den frühen Morgenstunden am Freitag beginnt der angekündigte Starkwind aus Nordwest. Zunächst noch vereinzelt und zaghaft, dann immer bissiger fallen die Windböen mit bis zu 38 kn ein. Wir liegen gut und sicher. Durch die geschützte Lage der Bucht entstehen nur kleine Wellen durch den stürmischen Wind. In der heftigsten Phase des Windes halten wir uns überwiegend im Cockpit unter der Kuchenbude auf. Wir hören gemeinsam Hörbuch, ruhen uns aus und beobachten genau, das Verhalten von eMMa mit jeder neuen Starkwindböe. Der Anker hält und zum Abend nimmt der Wind dann ab, auch wenn er noch kräftig pustet. Erst jetzt bemerken wir, dass wir in der Einflugschneise zum Flughafen liegen. Die Flugzeuge fliegen beim Landeanflug direkt über eMMa hinweg (natürlich sind sie noch mehrere hundert Meter hoch) und landen dann auf dem Flughafen von Ibiza. Sie stören uns nicht, zumal auch nicht den ganzen Tag und schon gar nicht in der Nacht geflogen wird.

Auch den Samstag ist der Wind noch immer kräftig unterwegs, wenn auch deutlich schwächer als gestern. Wir lassen den Tag langsam angehen. Am Nachmittag bereiten wir dann das Dinghy mit dem Außenborder vor und fahren an den Strand. Dank unseres langen Kabelschloss können wir alles sicher abschließen, bevor wir die Umgebung erkunden. Wir kraxeln auf einen Hügel und werden mit einer tollen Aussicht über die Bucht, auf eMMa und auch auf den großen Hafen von Ibiza belohnt. Durch die Stadt geht es für uns dann zurück zur Strandpromenade. Ibiza gilt als Schikimiki-und-Party-Meile, auch bei den Reichen und Schönen dieser Welt. Ob da irgendwelche Promis bei sind, wissen wir nicht. Es interessiert uns auch nicht die Bohne. Uns könnten die meisten Prominente umrennen und wir würden sie nicht erkennen! Individualisten gibt es hier zuhauf. Dort die Mädelstruppe, die sich zum Warm-Up am Strand trifft, hier das Girl, welches bei 14 Grad Celsius mit nacktem Hintern wie auf dem Präsentierteller auf Steinstufen in der Sonne liegt und zwar so, dass man nicht anders kann, als eine Pöter-Studie durchzuführen. Wer das Lied „Pöter“ von Reinhard May nicht kennt, der sollte mal danach googeln.
Wir gönnen uns den Besuch in einem Restaurant, sitzen im Windschatten draußen in der Sonne und müssen den Pullover ausziehen. Wieder so ein Moment, wo wir uns ganz sicher sind, dass diese Reise die richtige Entscheidung war! Zumal Deutschland über den schlechten Aprilscherz des Winters gerade nicht wirklich lachen kann.
Wir müssen noch ein bisschen einkaufen und freuen uns umso mehr, als wir feststellen, dass der Lidl nur wenige Minuten Fußweg vom Strand entfernt liegt. Voll bepackt geht es wieder mit dem Dinghy zu eMMa zurück. Rasch ist alles verstaut und auch das Beiboot liegt wieder huckepack auf dem Vorschiff.

Nach einem kleinen Frühstück starten wir bei Flaute den Motor und machen uns auf den Weg in eine andere Ankerbucht. Für morgen ist noch einmal Starkwind angekündigt, dieses Mal soll er aus Nordost kommen. Deshalb gehen wir 12 sm weiter auf die Westseite der Insel, also auf die andere Seite des Flughafens, vor Anker. Nach einiger Zeit kommt sogar Segelwind auf. Wir genießen dieses Sonntagssegeln heute sehr. Der Anker fällt auf etwa 10 m Wassertiefe in kristallklaren, türkisfarbenen Wasser. Den Anker gut eingefahren und reichlich Kette ausgebracht, so sind wir für den morgigen Starkwind gerüstet. Die Flugzeuge fliegen aufgrund des Richtungswechsels des Windes den Flughafen nun von dieser Seite aus an. Diesmal liegen wir allerdings nicht in der Einflugschneise, sondern deutlich davor. Was wir von der Insel von hier aus sehen können, gefällt uns sehr gut. Die Bebauung hält sich in Grenzen, die hügelige Landschaft ist mit tiefgrünen Wäldern überzogen. Steilklippen und Sandstrände wechseln sich ab und rundherum leuchtet das Wasser in dieser betörenden Farbe! Wir genießen den Sonntag an Bord, sitzen in der Sonne (unter der Kuchenbude ist es immer schön warm dabei) und telefonieren mit Freunde und Familie. Typisch Sonntag eben!

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