Zeitraum: 14.03.2022 - 27.03.2022
Revier: Mittelmeer, Spanien, Almerimar
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 31 - Sand in jeder Ritze

Eigentlich wollten wir relativ zügig weiterfahren, aber das Wetterfenster, welches sich erst aufgetan hatte, löste sich bereits gestern wieder in Luft auf. Theo, von der Nala, ist da nicht sehr böse drum, denn er hat uns zu seinem Geburtstag eingeladen. Da auch in den nächsten Tagen kein Wind für die Weiterfahrt sichtbar ist, bleiben wir wohl noch ein wenig in Almerimar.

Als Willkommensgruß können wir zunächst einmal gleich zwei Tage lang nicht vor die Tür gehen, denn dicke Wolken aus Sahara-Sandstaub ziehen über das Land. Atmen ist draußen nur mit Maske möglich, da man sonst umgehend eine Staublunge bekommt. eMMa sieht aus, als wenn sie mit Zimt bestreut wäre! Leider lässt der Schmutz sich nicht einfach wegsaugen. Leichter Nieselregen pappt das Zeug auch noch so richtig fest. Danach folgen zwei Tage Putzen - Segel abspülen, Leinen einweichen und spülen, Deck mit Salzwasser schrubben (ohne Schrubben löst sich der Staub nicht, er klebt überall fest). Die Kuchenbude komplett reinigen. Besonders da kommen Melanie echt die Tränen. Schließlich hatte sie alles im Winterlager gewaschen, getrocknet, genäht und neu imprägniert. Auf den Solarpanelen liegt ein Schlier, der nach dem Waschen erst einmal verschwunden zu sein scheint. Bis es abtrocknet, dann ist er wieder deutlich sichtbar. Auch in den Winschen, im Ankerkasten, den Backskisten, unserer neuen Rollanlage und im Mast, in jedem Zahnrad der Windsteueranlage, im Dinghy und auch im Außenborder finden wir diesen kleinen fiesen Staub. Es ist ja nicht nur der Schmutz an sich, sondern das Zeug wirkt ja wie Schmirgelpapier, beschädigt die Oberflächen und setzt mechanische Teile zu. Es muss also nicht nur aus ästhetischen Gründen beseitigt werden.

Und quasi nebenbei bereitet Melanie noch den Unterricht vor, sowohl den Vertretungsunterricht, als auch den geplanten Unterricht. Sie hält an fünf Tagen ihre Kurse online und stellt sich dabei voll und ganz auf ihre Kursteilnehmer ein.

Da uns bei der ersten Putzaktion ein Fall aus dem Mast gerutscht ist, steigt Markus am 18.02. in den Mast um ein neues Fall einzuziehen. In guter Teamarbeit funktioniert das sogar besser als erwartet. Einen Tag später hat Theo Geburtstag. Wir sind zum Kaffeetrinken gemeinsam mit den Malus auf der Nala eingeladen. Der Kuchen ist super lecker und wir glauben auch, dass Theo sich über das Taucher-Logbuch für seine Tauchausbildung freut.

Am 20.03. unternehmen wir einen Ausflug in den Nationalpark, denn wir suchen die Flamingos, die hier in einer Lagune leben sollen. Aber zunächst genießen wir den Sandstrand, der hier zu finden ist. Wir lassen Steine über das Wasser springen und wandern immer weiter in den Nationalpark hinein. Die Flamingos sehen wir heute nicht, weil wir einfach zu weit vom Wasser entfernt sind. Die Vegetation wird immer dichter und so spielen wir auch noch ungewollt Schnitzeljagd. Als wir dann endlich wieder alle zusammen sind, machen wir uns auf den Heimweg. Klar hätten wir gerne die Flamingos gesehen, aber wir hatten auch so einen schönen Ausflug und sind deshalb nicht traurig.

Am 23.03. folgt der zweite Sandsturm innerhalb einer Woche. Alle Arbeit war somit für die Katz. Der Sturm wütet wieder zwei Tage lang, atmen ist draußen mal wieder nur mit Maske möglich. Melanie führt ihren Unterricht bei erschwerten Bedingungen durch, denn diesmal fegen Böen bis 49,9 kn über uns hinweg und schaffen es eMMa im Hafen in Schräglage zu versetzen. Ihre Getränkeflasche rutscht vom Tisch, ihr Laptop und ihre Lampe stehen nur dank ihrer Anti-Rutsch-Füße fest. Wieder ist der Sahara-Sandstaub überall! Draußen festgepappt durch den Regen, der leider nichts davon weggespült hat, und unter der Kuchenbude als feinste Staubschicht. Gut, dass wir die Deckslüfter noch fest mit Deckeln verschlossen haben! Wie würde es sonst unter Deck aussehen! Die Luftqualität ist ebenfalls wieder gesundheitsschädigend! Die Tage danach putzen wir wieder wie die Weltmeister, erst im Regen, später bei Sonnenschein. Wir schrubben das Deck und wiederholen alle Arbeiten, die wir vor einer Woche schon erledigt hatten. Nach getaner Arbeit nutzt Melanie zum erste Mal seit Reisebeginn unsere Hängematte. Und dann treffen wir auch noch auf die 3 Monate alte, schokobraune Labradorhündin namens Nala. Sie ist so süß, dass wir fast dahinschmelzen!

Unser Abendprogramm besteht überwiegend aus Treffen mit den Malus und den Nalas. Entweder bei uns oder bei denen an Bord. Sie werden begleitet von sehr guten, teils tiergehende, Gesprächen. Natürlich machen wir auch wieder Spieleabende mit den Nalas. Wir genießen diese gemeinsame Aktivitäten sehr.
Besonders Melanie beschäftigen zur Zeit die Fragen „Worüber definiere ich mich? Was macht mich aus? Was sind meine Ziele?“. Hier auf dieser Reise haben wir Zeit darüber zu sprechen, aber auch Zeit darüber nachzudenken, innezuhalten, den Fragen Zeit und Raum zu geben. Besonders gut tut es dann, wenn man sich mit weiteren Menschen austauschen kann, auf ähnliche Erfahrungen zurück blickt und über die Fragen gemeinsam philosophiert.

Für uns fällt dann die Entscheidung über die Weiterfahrt. Das Wetterfenster sieht gut aus und wir wollen Strecke machen. Etwas Wehmut ist aber auch dabei, wo Manuela doch am Mittwoch Geburtstag hat. Sie kann natürlich unsere Entscheidung sehr gut verstehen, sie würde es auch so machen. Aber für die Nalas gibt es noch ein paar Dinge zu erledigen, die sie von hier erledigen wollen. Wir wissen ja, dass es nur ein Abschied auf Zeit wird. Trotzdem ist er nicht einfach!

An unserem vorerst letzten gemeinsamen Sonntag machen wir gemeinsam Geocaching. Alfred führt uns hervorragend mit dem GPS. Aber irgendwann stehen wir an einem Punkt wo es nicht weitergeht. Es dürften nur noch 90 m bis zum Cache sein, jedoch geht es hier nirgends weiter. Irgendwann kommen wir dann auf die Idee, dass wir wahrscheinlich schon richtig sind, aber nicht hier unten, sondern oben auf der Steilklippe suchen müssen. Dort finden wir dann auch nicht nur den Cache, sondern können von hier oben sogar die Flamingos sehen. Wir beschließend bis dahin zu laufen. So geht es quer durch die Steppenlandschaft. Sie erinnert ein wenig an den wilden Westen, Pferde treffen wir hier auch. Die Flamingos stehen in Lee des starken Windes, geschützt vor der Windsee. Auf dem Rückweg wird dann noch ein weiterer Schatz gehoben, denn der liegt ja quasi auf dem Weg.

Am Sonntag Abend probiert Markus abends noch verschiedene Einstellungen bei unserer Funkanlage aus, damit wir demnächst auch über Pactormodem Emails und Wetterdaten empfangen können. Damit jagt er Melanie einen gewaltigen Schrecken ein. Sie liegt bereits im Bett, als die ausgeschaltete Leselampe (eine kleine LED-Lampe an der Wand) plötzlich von selbst flackert. Nicht sehr hell, aber deutlich sichtbar. Das ist schon etwas gruselig, findet Melanie. Markus erklärt ihr voran das liegt und kann sie damit beruhigen. Der Vorteil einer LED, sie braucht wenig Strom, der Nachteil einer LED, sie leuchtet auch bereits mit ganz wenig Strom (wenn auch sehr schwach und kurz).

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