Zeitraum: | 28.02.2022 - 06.03.2022 |
Revier: | Mittelmeer, Spanien, Caleta de Vélez - Motril |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 29 - Farbe bekennen und Selbstfürsorge
Am Montag fahren wir ein weiteres Mal nach Málaga. Dieses Mal gemeinsam mit der gesamten Nala-Crew. Wir haben herausgefunden, dass es dort eine ukrainisch-spanische Gemeinde gibt, die sich jeden Tag an einem bestimmten Platz in der Nähe des Hafens zu einer Ukraine-Friedens-Demo versammelt. Daran nehmen wir heute Teil, weil wir Solidarität bekunden möchten und klar ausdrücken wollen, dass wir die Taten Russlands, insbesondere Putins, verurteilen. Es muss ein klares Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden gesetzt werden und deshalb gehen wir demonstrieren, halten unsere Plakate hoch und stehen Seite an Seite mit Spaniern und Ukrainern. Das Leid der ukrainisch-stämmigen Menschen ist, trotz sprachlicher Barrieren, greifbar und kaum zu ertragen. Es fließen viele, viele Tränen. Tränen der Wut, der Verzweiflung, der Trauer. Es herrscht aber auch Willenskraft, Stärke, Zusammenhalt. Spenden werden gesammelt, sowohl Geld, als auch Sachspenden. Lieder werden gesungen, die ukrainische Nationalhymne, aber auch andere ukrainische Lieder und dazu immer wieder Sprechchöre wie „Stoppt Putin“.
Melanie nimmt mal wieder alle Emotionen in der Umgebung auf einmal wahr. Es ist für sie kaum zu ertragen. Am Abend ist sie von uns allen am meisten erschöpft. Trotzdem war es eine gute Entscheidung daran teilzunehmen.
Auch in den nächsten Tagen geht das Gefühlschaos weiter. Auf der einen Seite Alltag, sommerliche Temperaturen, Live-Musik am Hafen und Strandspaziergänge. Auf der anderen Seite Verarbeitung der vielen Informationen, sortieren, bewerten, abwarten. Melanie wird es zu viel. Sie braucht einen Tag Pause, Zeit für sich zum Nachdenken, abschalten, Seele baumeln lassen. So entschließt sie sich, dass sie nicht gemeinsam mit der Nala Crew und Markus die Höhlen von Nerja besucht. Die fünf machen sich am Morgen also auf den Weg, während sie sich noch einmal im Bett umdreht. Der Rest erkundet die imposanten Höhlen von Nerja, wandert zu einem Aquädukt und entdeckt die Umgebung. Melanie verbringt den Tag mit einem guten Frühstück, einem Strandspaziergang, Nachdenken und zur Ruhe kommen. Und nebenbei lernt sie die Familiencrew der Snooty Fox kennen. Sie kommen gemeinsam ins Gespräch und es ergibt sich, dass wir abends alle zusammen an Bord der riesigen Yacht im Cockpit unter der Kuchenbude bei einem Glas Wein sitzen und uns über das Leben allgemein, das Fährtensegler-Leben im speziell und Gott und die Welt austauschen. Es ist ein sehr netter Abend und zeigt uns allen mal wieder, warum wir das machen. Und das kann und wird uns niemand wegnehmen!
Von Caleta de Vélez geht es für die Nala und uns weiter nach Motril, während die Snooty Fox weiter Richtung Westen geht, denn sie sind bereits auf ihrem Rückweg nach Deutschland.
Kräftiger Wind begleitet uns, aber das Segeln macht uns heute wieder einfach viel Spaß. Die Wellen nehmen bis zur Hafeneinfahrt von Motril ordentlich zu und über den Bergen hängen dichte Regenwolken und auch Gewitter. Später erfahren wir, dass es in den hohen Bergen sogar Neuschnee gegeben hat! Wir erreichen in rascher Fahrt die Küste vor Motril. Die riesige Hafenmauer ist schon von weiten erkennbar. Die Wellen stauen sich hier in der Bucht und erreichen dadurch eine imposante Höhe. Da sie achterlich kommen, surfen wir immer wieder darüber hinweg, was die Einfahrt in den Hafen nicht leichter macht. Wir melden uns per Funk beim Hafen an und am Steg stehen auch bereits zwei Marina-Mitarbeiter. Das Anlegemanöver klappt nicht ganz so, wie Melanie es sich vorgestellt hatte, denn Windböen drücken eMMas Bug immer wieder weg, obwohl das Anfahren wirklich gut geklappt hat. Aber alles geht glatt, kein Schaden am Schiff, keine Person verletzt, also alles gut - lediglich ein etwas geknicktes Ego. Die Nala hat es leichter, sie dürfen an einen Längsseitssteg anlegen.