Zeitraum: 24.01.2022 - 30.01.2022
Revier: Atlantik, Spanien, Puerto Sherry
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie

Julian


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Wochenbericht 25 - Ausflug nach Sevilla, in vergangene Zeiten und nach Star Wars

Diese Woche ist Julian noch bei uns an Bord. Und so nehmen wir uns für zwei Tage einen Mietwagen. Am Dienstag geht es nach Sevilla. Und die Stadt begeistert uns direkt. Die Kathedrale ist toll. Dabei ist es weniger der pompöse Altarraum oder das viele Gold und Silber in den Vitrinen, die uns staunen lassen. Viel mehr sind es die baulichen Elemente, die Geschichte, die Größe, die Nebenräume mit den besonderen Decken und Böden und natürlich der Glockenturm mit den riesigen Glocken! Das Christoph Kolumbus hier zur letzten Ruhe gebettet wurde und die Kathedrale vor hunderten von Jahren einmal eine Moschee war, von der noch heute Elemente zu finden sind, setzt dem ganzen absolut die Krone auf. Wir kommen aus dem Entdecken und Staunen nicht mehr heraus. Nach der Besichtigung gönnen wir uns in einem netten Straßenrestaurant eine Stärkung. Zu Fuß geht es anschließend weiter. Die Festungsanlage, die noch heute von der Königsfamilie genutzt wird, wenn sie in der Stadt verweilen, erinnert sehr an die Ritterburg von Playmobil, wie sie unsere Kinder hatten, als sie klein waren. Die Stadt hat viele Park- und Grünanlagen. Eine davon grenzt an die Plaza de España. Wir laufen um die Ecke und Julian wird plötzlich ganz aufgeregt. „Lass mich mal eben was nachschauen“, sagt er, zückt sein Handy und befragt Tante Google. Keine zwei Minuten später folgt ein „Ich habe es gewusst! Hier wurde eine Szene aus Star Wars gedreht!“ Als großer Star Wars Fan ist das natürlich etwas ganz besonderes für ihn. Später schauen wir uns die Szene im Film an. Und Melanie ist fasziniert, dass Julian diese Szene beim Anblick des Platzes sofort im Kopf hatte. Der Platz ist wirklich bezaubernd! Überall gibt es verzierende Elemente, Fliesen- und Mosaikmuster, aufwendige Deckengestaltung des Bogenganges, liebevoll gestaltete Sitzecken zu jeder Provinz in Spanien und dazu einen Wassergraben mit Bogenbrücken. Eine Flamencogruppe musiziert, tanzt und singt. Sie sprudeln nur so vor Energie und Temperament! Zurück im Auto merken wir unsere Beine. Trotzdem machen wir noch einen Abstecher zu Decathlon. Und am Abend telefonieren wir mal wieder ausgiebig mit unseren Freunden aus Berlin. Es ist immer wieder schön mit den beiden zu sprechen, auch wenn diesmal die Reisepläne der zwei zu uns leider durch Corona definitiv über den Haufen geworfen werden müssen. Natürlich ist es sehr schade. Für sie und für uns auch. Schließlich haben wir uns darauf alle sehr gefreut. Aber es ist verständlich und leider nicht zu ändern. Aber wie sagt man so schön? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Da wir den Mietwagen ja für zwei Tage haben, fahren wir am Mittwoch nach Jerez de la Frontera. Wir möchten uns den Alcázar de Jerez anschauen. Eine Festungsanlage aus dem 11. Jahrhundert mit orientalischen Ursprung. Die Anlage hat eine sehr bewegte und interessante Geschichte. Auch die Gärten im Innenhof sind sehr sauber und mit Liebe zum Detail angelegt. Die Räumlichkeiten des Badehauses sind noch größtenteils erhalten, ebenso wie die Nutzgartenanlagen und der unterirdische Wasserspeicher. Die Festungsmauer bietet nicht nur einen schönen Ausblick auf die Stadt, es ist auch sehr imposant dort oben zu stehen. Mehrere Meter dick, aus gestampften Lehm und Steinen geformt, verwinkelt und mit Wehrgängen ausgestattet, um das Innere der Festung gegen Eindringlinge effektiv zu schützen. Der Eintritt kostet 5 € pro Erwachsene. An der Kasse wird Julian nach seinem Alter gefragt und ob er Student ist. Dies bejaht er und zeigt seinen Studentenausweis vor. Damit erhält er den Eintritt für 1,80 €! Wir können gut und gerne behaupten, dass es uns jeden Cent wert war. Die Geschichte wird hier lebendig. Es lohnt sich sein Handy mit mobilen Datenvolumen mitzunehmen. An vielen Stellen gibt es QR-Codes mit denen dann Audioguides abgerufen werden können. So erfahren wir noch mehr interessante Details und lernen geschichtliche Zusammenhänge kennen. Die Kathedrale von Jerez, die in direkter Nachbarschaft des Alcázars liegt, schauen wir uns lediglich von außen an. Das Portal ist sehr beeindruckend. Und die Wasserspeier an den Seiten muten zum Teil lustig, zum Teil auch etwas gruselig an.

Anschließend fahren wir mit dem Auto noch weiter zum Einkaufen. Baumarkt und Ikea stehen auf unserer Liste. Auf dem Rückweg erledigen wir gleich noch einen größeren Einkauf. Insbesondere Getränke und die allgemeine Vorräte werden wieder aufgefüllt. Wenn wir schon einmal ein Auto zur Verfügung haben, dann müssen wir es auch nutzen. Dann tanken wir das Auto noch wieder 3/4 voll (so haben wir die Anweisung erhalten) und stellen es auf dem Parkplatz direkt vor dem Stegzugang ab. Hier haben wir es gestern morgen übernommen, hier wird es morgen früh auch wieder abgeholt. Wirklich ein toller Service!

Der Donnerstag wird für uns ein Tag zum Erholen. Okay, für Julian besonders, denn er liest viel und entspannt sich gut. Melanie näht weiter am Sonnenschutz und Markus verkabelt die Solarerweiterung zu Ende.

Am Freitag stellen wir uns einen Wecker, denn wir haben für 11 Uhr eine Sherry Verkostung in der Bodega Osborne inklusive Führung gebucht. Die Erwachsenen der Nala-Crew inklusive Oma und Opa, sowie die Crew der Dawn sind ebenfalls dabei. So machen wir uns nach einem guten Frühstück, man braucht schließlich eine Grundlage für den Alkohol, um kurz nach zehn zu Fuß auf den Weg. Die Führung ist auf Deutsch. Und der Guide spricht wirklich gut Deutsch, obwohl er es sich, nach eigener Angabe, selbst beigebracht hat und noch nie in Deutschland war. Hut ab für diese Leistung! Die Führung ist sehr interessant. Wir lernen warum ein Sherry keinen Jahrgang aufgedruckt hat, wann und wieviel umgelagert wird, wieviele unterschiedliche Sorten es gibt und aus welchen Trauben sie hergestellt werden. Wir erfahren etwas über die Geschichte der Firma Osborne und über den Toro, der das Markensymbol der Firma ist. Auch wissen wir nun, welchen Alkoholgehalt welcher Sherry hat und natürlich probieren wir wie er schmeckt! Um die Sache abzurunden, erklärt uns der Guide auch noch, wie Brandy entsteht und was mit den Eichenfässern passiert, vom Holztransport und Bau bis es als Whiskeyfass z.B. nach Schottland verkauft wird. Nach so viel Kost für den Kopf, brauchen wir erst einmal Nahrung für den Körper. Wir landen in einem typischen Fischimbiss, wo die Spanier gerne ihr Mittagessen einnehmen. Es gibt Fisch in allen Variationen und am liebsten fritiert. Es ist lecker, wenn man Fisch mag. Aber auf jeden Fall wird es ein sehr lustiges, gemeinsames Erlebnis für alle! Zurück an Bord ruhen wir uns ein wenig aus. Abends sagt Julian, dass er den Sonnenuntergang ansehen möchte. Melanie fragt, ob sie mitkommen darf und so ziehen die beiden los. Ein Abend zum Genießen!

Am Samstag Morgen frühstücken wir noch alle drei gemeinsam, bevor sich Julian dann bei der Nala und bei der Dawn verabschieden geht. Wir bringen ihn mit dem Zug zum Flughafen. Und ärgern uns dabei sehr über die RENFE (die spanische Bahngesellschaft). Am Bahnhof in El Puerto de Santa María, wo wir einsteigen, gibt es einen Fahrkartenautomat. Dort gibt man an, wohin man möchte, in unserem Fall zum Aeoropuerto de Jerez, gibt noch an mit wieviel Personen, Kinder oder Erwachsene, und der Automat spuckt gegen Bezahlung die Tickets aus. Man kann dort auch keine anderen Tickets oder Varianten auswählen. Im Zug werden wir dann kontrolliert, zeigen auch brav unsere Tickets vor und der Kontrolleur sagt, wir müssen neue Tickets kaufen, weil dies hier die Regionalbahn sei und wir nur ein Ticket für die Stadtbahn hätten. Na toll! Also zahlen wir doppelt. Melanie ärgert diese Ungerechtigkeit sehr! Doch aller Ärger bringt uns ja nicht weiter. Später schauen wir uns am Automat die Sache noch einmal an. Es bleibt dabei, kauft man das Ticket am Automat, spuckt der Automat das falsche Ticket für diesen Zug aus. Über die RENFE-App kann man das korrekte Ticket buchen, was wir für den Rückweg dann auch tun. So ist die Stimmung besonders bei Melanie schon auf dem Tiefpunkt als wir am Flughafen ankommen. Der Abschied von Julian setzt dem ganzen dann noch den i-Punkt auf und die Tränen laufen. Sie sagt ganz klar, beim nächsten Besuch kann Markus die Besucher alleine zum Bahnhof oder Flughafen bringen!

Zusammenfassend können wir sagen, dass wir die Zeit mit Julian sehr genossen haben. Ja, unsere Kinder fehlen uns. Trotzdem ist es auch schön zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Wie selbständig und erwachsen sie sind, welche Meinungen sie zu den kleinen und großen Themen unserer Zeit haben. Wir sind sehr stolz auf unsere drei!

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