Zeitraum: | 17.01.2022 - 23.01.2022 |
Revier: | Atlantik, Spanien, Puerto Sherry |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie Julian |
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Wochenbericht 24 - Wir entdecken alte Geschichte und neue Probleme
Die Woche beginnt für uns mit Arbeit und für Julian mit Lesen. Er genießt es sehr in der Sonne im Windschatten unter der Kuchenbude zu liegen und zu lesen. Zwischendurch reicht er uns mal etwas an, hilft beim Bändigen der riesigen Stoffteile unter der Nähmaschine und sorgt für Getränkenachschub. Ab und zu geht er joggen, genießt die heißen Duschen oder übernimmt das Kochen. Außerdem begleitet er Markus zum Einkaufen und schleppt mit ihm gemeinsam die schweren Rucksäcke zurück an Bord, während Melanie online unterrichtet.
Am Dienstag geht es auf nach Cádiz! Eigentlich wollten wir heute nach Sevilla, aber wir haben uns kurzfristig umentschieden. Das Wetter ist ganz ruhig, so dass wir mit Julian die Schnellfähre nach Cádiz nehmen können. Zu Fuß laufen wir zunächst zum Fährterminal. Dieses Mal konzentriert sich Melanie darauf nur Spanisch zu sprechen und siehe da, es klappt auch mit der Bezahlkarte. Das hat folgende Bewandtnis: Es gibt für die Fähre eine Bezahlkarte. Die lädt man mit Geld auf und kann damit dann die Fahrten bezahlen. Die Karte kostet einmalig 1,50 € und das Geld bekommt man auch nicht wieder. Trotzdem lohnt sich diese Investition, da man pro Fahrt 0,90 € weniger bezahlt! Heute mit drei Personen für je zwei Fahrten haben wir so schon fast unseren Kuchen wieder heraus.
Wir schlendern durch die Straßen und Gassen, laufen noch einmal durch die Markthalle und genießen einfach die Atmosphäre. Um 12:30 Uhr stehen wir pünktlich am Torre Tavira, denn wir haben eine Reservierung. Der Eintrittspreis beträgt 7 € pro Person. Melanie möchte den Eintritt für uns drei gerne mit Karte bezahlen, was hier, genauso wenig wie überall in Spanien, überhaupt kein Problem ist. Trotzdem sagt das Gerät immer „No“. Die nette Frau an der Kasse lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Sie zieht das Gerät vom Ladekabel ab, kommt um die Theke herum und stellt sich mit uns ans Fenster. Dort ist das Bezahlen mit Karte dann überhaupt kein Problem mehr und unserer Turmbesichtigung steht auch nichts mehr im Weg! Wir klettern die Stufen bis zur Dachterasse hoch, denn dort sollen wir auf unseren Guide warten, der uns dort abholen wird. Der Torre Tavira bietet einen fantastischen Ausblick über die komplette Altstadt von Cádiz! Man kommt sich vor wie in einem Wimmelbilderbuch! Überall gibt es etwas zu entdecken. Man sieht die Dachterassen und die vielen Türme der Stadt, die man nur von hier oben aus sehen kann, da die Gassen so eng sind. Man sieht die Kathedrale, den Hafen, die Bucht und den Atlantik. Dazu dieser betörend blaue Himmel! Nach etwa 20 Minuten werden wir, gemeinsam mit weiteren 6 Erwachsenen und zwei Kindern, von einer freundlichen, jungen Frau abgeholt und eine Etage tiefer in einen komplett abgedunkelten Raum geführt. Hier befindet sich eine Kamera Obscura, die ein Live-Bild der Stadt auf eine ca 2 m große Fläche projiziert. Unser Guide erzählt uns auf Spanisch und auf Deutsch etwas zur Geschichte von Cádiz, erklärt die Besonderheiten und Baustile der Wachtürme und wir erfahren, dass die Spanische Verfassung hier verfasst und unterzeichnet wurde. Dazu zeigt sie uns alle besonderen Örtlichkeiten der Altstadt und dank der Kamera Obscura haben wir erst recht das Gefühl in ein Wimmelbilderbuch mit bewegten Bildern zu schauen! Auf den beiden Ebenen darunter befinden sich noch zwei Ausstellungsräume mit großen Bildtafeln und Erklärungen auf Spanisch, Englisch und auch Deutsch. Wir sind uns einig, der Eintrittspreis hat sich definitiv gelohnt!
Zurück auf der Straße suchen wir einige der Orte auf, die wir von oben erklärt bekommen haben. Wir besuchen die ehemalige Gefängnis-Festung Santa Catalina, die heute Räumlichkeiten für Ausstellungen und Kunst bereit hält. Der Eintritt ist frei. Anschließend laufen wir über die lange Steinbrücke bis zum Castillo de San Sebastián. Die Festung selbst ist verschlossen, aber die Felsen rechts und links sind spektakulär. Das Meer ist heute relativ ruhig, trotzdem rollen aus Südwest immer wieder höhere Wellen heran. Die Felsen hier haben kreisrunde Krater, um die zwei bis drei Meter tief und am Grund sieht man das Wasser durchrauschen. Trifft nun eine Welle auf die Felsen, wird das Wasser durch den Krater hochgedrückt und kommt als kleine Fontäne oben heraus. In Deutschland wäre das Betreten der Felsen sehr wahrscheinlich strikt verboten. Hier in Spanien gibt es Treppen mit Geländer, die auf die Felsen herunter führen. Während Melanie sich das Schauspiel von oben anschaut, versuchen Markus und Julian das perfekte Foto aus nächster Nähe zu schießen. Nass werden sie dabei zum Glück nicht.
Zurück in der Stadt besorgen wir noch Briefmarken, Postkarten und Kuchen, gehen etwas Essen und fahren anschließend mit der Schnellfähre zurück nach El Puerto de Santa María. Unsere Füße freuen sich auf einen Abend mit Nichtstun!
Auch unsere Projekte der To-Do-Liste gehen gut voran. Ganz voran das Projekt „Solarerweiterung“. Alle sind mit Reißverschlüssen befestigt, alle Reißverschlüsse sind angenäht. Also kann alles neu imprägniert werden, denn das erste Imprägniermittel entpuppte sich bei den starken Regenfällen über Weihnachten als Fehlkauf. Das jetzige wird gestrichen. Hoffentlich ist es deutlich besser! Drei Solarmodule auf der Bimini und sechs auf der Sprayhood sind nun fest montiert. Gemeinsam mit den bereits vorhandenen 4 Modulen auf dem Geräteträger verfügen wir nun über 850 Watt Solarpower! Dazu können wir vor Anker noch weitere 150 Watt mobil anbringen.
Und dann ist da noch der kleine Punkt „Windfahnenruder“ auf der To-Do-Liste. Markus hat es abgeschliffen und zum Streichen vorbereitet. Nur noch die alte Fugenmasse etwas auskratzen, damit die auch neu verspachtelt werden kann. Schwups, steckt der Spachtel tief im Holz und beim rausziehen ist er pitschnass und es klebt etwas matschiges daran. Der Schreck sitzt erst einmal Tief! Mit den schlimmsten Befürchtungen entfernen wir die Schrauben und Muttern. Die Teile lassen sich dabei auch viel zu leicht voneinander lösen! Wir befürchten, dass das Innenleben nur noch Torf ist. Es folgt eine ausgiebige Begutachtung gemeinsam mit Christoph von der Nala und wir sind uns danach alle einig: die Substanz ist noch top! Die wenigen schadhaften Stellen lassen sich gut ausbessern, die Schrauben und Muttern müssen getauscht, alles wieder vernünftig zusammengesetzt, verspachtelt, grundiert und gestrichen werden. Einziger Nachteil: das Holz muss dafür zunächst komplett abtrocknen. Das heißt für uns, die Windfahne ist in den nächsten Wochen nicht einsatzbereit! Aber damit können wir leben. Denn eigentlich war es mal wieder Glück im Unglück! Wer weiß wie das Innenleben der Windfahne ohne Behandlung in einem Jahr ausgesehen hätte! Und in welcher Situation es vielleicht dann abgebrochen wäre!
Melanie arbeitet weiter an der Nähmaschine. Nachdem nun an der Kuchenbude und Sprayhood alle Nähte nachgenäht und alle Reißverschlüsse der Solarmodule aufgenäht sind, geht es an unseren Sonnenschutz. Sie kommt auch richtig gut voran, aber zum Wochenende legt starker Wind das Projekt etwas lahm. Gemeinsam mit den Nalas erkunden wir den Strand und die Ortschaft. Dabei machen wir wieder so einige Kilometer zu Fuß. Normalerweise ist das ja kein Problem, aber Melanie hat Muskelkater! Unterm Fuß und rund um den Knöchel! Sie hat am Freitag wieder beim FIT (Fun Intensiv Training) teilgenommen. Eine Mischung aus Seilchenspringen und Aerobic! Gut für das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur und bestimmt auch für die Waage!
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