Zeitraum: 01.01.2022 - 09.01.2022
Revier: Atlantik, Spanien, Puerto Sherry
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 22 - Drei-Königs-Tag und To-Do-Liste

Die erste Woche des neuen Jahres. Alles ist irgendwie neu und alles ist gleichzeitig ja doch so wie immer. In diesem Jahr ist es für uns dann aber doch auch irgendwie anders. Nicht neu, auch nicht alltäglich, aber doch anders. Wir stürzen uns in die Arbeit, denn unsere To-Do-Liste wird irgendwie nicht kürzer. Dabei konnten wir schon viele Positionen davon als „erledigt“ abhaken, aber für einen abgestrichenen Punkt scheinen mindestens zwei neue zu kommen.

Und so beginnen wir diese Woche mit dem Großprojekt Solarerweiterung. Die Solarpanele sind ja bereits vor Weihnachten geliefert worden. Nun beginnt also das große Puzzlespiel. Im Vorfeld hatten wir uns schon einen groben Plan gemacht. Haben beim Lieferanten extra per Email die Maße angefragt, um nun festzustellen, dass die angegebenen Maße nicht stimmen. Wir sprechen hier zwar nur von einem Zentimeter je Länge und Breite, aber dadurch müssen wir unseren eigentlichen Plan verwerfen. Über die Befestigung führten wir ausführliche Diskussionen und Markus steht der Lösung von Melanie noch immer etwas skeptisch gegenüber. Sie möchte nämlich Reißverschlüsse annähen. Der Ablauf dazu ist ganz einfach: Solarpanele zunächst positionieren, anschließend werden an den schmalen Seiten Punkte in einem Abstand von 1 cm angezeichnet. Hier werden nun kleine Löcher gebohrt und mit der Hand wird der Reißverschluss angenäht. Mit dem Akkubohrer und einem 2 mm Bohrer bohrt Markus also die Löcher in den Rand. Melanie übernimmt das Nähen mit der Segelmacher-Handnäh-Maschine und gewachstem Takelgarn der Stärke No. 4. Das funktioniert hervorragend, auch wenn es viel Zeit und Kraft kostet. Die Nähte sehen perfekt aus!

Als die ersten drei Panele fertig sind, werden sie auf der Bimini, dem Dach unserer Kuchenbude, positioniert, an dem zweiten Teil des Reißverschlusses mit Nadeln festgesteckt und anschließend mittels Reißverschluss wieder abgetrennt. Nun kommt Melanies Nähmaschine zum Einsatz. Die fertigen Solarpanele werden anschließend wieder per Reißverschluss angezippt und Markus Verkabelungsarbeit kann beginnen. Mit dem Projekt werden wir auch noch die nächsten Wochen beschäftigt sein.

Wir arbeiten natürlich nicht nur unsere To-Do-Liste ab. Gutes Essen, alltägliche Hausarbeit und schöne Freizeitgestaltung sorgen für angenehme Abwechslung. So werden wir gemeinsam mit den Nalas am 01.01.2022 zur Attraktion für einige Einheimische, als wir uns auf dem Weg zum Anbaden machen. Das Wetter ist toll, die Sonne scheint und das Thermometer klettert auf warme 21° C. Da die Wassertemperatur nur bei 16° C liegt, kostet es schon etwas Überwindung sich in die Fluten zu stürzen. Die Spanier trauen ihren Augen kaum und zücken umgehend ihre Handys für ein Foto von den verrückten Touristen!

Nach getaner Arbeit treffen wir uns regelmäßig Abends zum Spielen. Siedler und Skat stehen im Moment hoch im Kurs.

Am 05.01.2022 fahren wir ebenfalls gemeinsam mit der Nala-Crew nach Cádiz. Nicht mit unseren Segelschiffen, sondern mit der Schnellfähre. Der Schwell lässt die Fähre ganz schön hüpfen, aber uns allen macht es Spaß. In Cádiz erkunden wir die Altstadt, laufen zur Atlantikseite, sammeln Seeglas am Strand, gehen gemeinsam Pizza essen und genießen die besondere Atmosphäre der Innenstadt. Denn für die Spanier ist am 06.01. der wichtigste Tag der Weihnachtsfeiertage. Erst an diesem Tag gibt es die Geschenke. Und so bilden sich vor dem Spielwarengeschäft und auch vor der Bäckerei meterlange Schlangen. Es ist viel los, aber von Hektik und Stress ist nichts zu spüren. Alle warten geduldig, gönnen sich einen Espresso oder einen Wein im Straßencafé, halten noch einen kleinen Plausch auf der Straße oder besuchen mit ihren Kindern den „Weihnachtsmarkt“. Letzte Einkäufe für das Festessen werden in der Markthalle erledigt oder es wird der vorbestellte Drei-Königs-Kuchen bei der Bäckerei abgeholt. Wir wissen nicht, ob es am schönen Wetter liegt oder an der Gelassenheit der Spanier, aber wir empfinden es als sehr angenehm. So stehen zum Beispiel drei Polizisten, die auf Streife sind, gemeinsam in der Warteschlange an der Kasse bei Decathlon, um noch einen Neoprenanzug für die Tochter des einen Polizisten als Geschenk zu besorgen.
Unterwegs werden wir von den Dawn darüber informiert, dass in El Puerto de Santa María der traditionelle Drei-Königs-Umzug am späten Nachmittag stattfinden wird. Er wird einige Stunden dauern, so dass wir beschließen um 18 Uhr mit der Fähre zurückzufahren. Markus geht gemeinsam mit Manuela und den Jungs noch etwas einkaufen und läuft dann bereits zurück zum Boot. Er hatte sich keine Jacke eingepackt und sobald die Sonne untergeht, ist es doch sehr frisch. Melanie und Christoph möchten sich aber den Umzug näher anschauen und machen sich auf den Weg Richtung Rathaus. Es sind Unmengen an Menschen unterwegs. An einer Straßenecke, wo der Umzug abbiegen wird, suchen wir uns einen Platz. Möglichst weit weg von Menschen ist hier allerdings nicht möglich. So ein Treiben sind wir alle nicht mehr gewohnt. Und auch wenn wirklich alle Masken tragen, auch die Kinder, so ist es schon erstaunlich, dass dieser Umzug überhaupt genehmigt wurde. Wir warten auf den Umzug und beobachten dabei die Mentalität der Spanier. Alles läuft sehr entspannt ab. Ein Auto parkt an der falschen Stelle und wird auch noch mal eben abgeschleppt. Wir schauen uns nur einen Teil des Umzuges an, der stark an unsere Karnevalsumzüge in Deutschland erinnern. Nur frieren braucht hier niemand! Toll dekorierte Wagen von Treckern gezogen, Gruppen in Kostümen, Tanzgarden, Musikkapellen und Bonbons werden geworfen. Nach den ersten drei Wagen ziehen wir uns zurück und machen uns auf den Heimweg. Zurück an Bord erhalten wir auch schon die Info, dass wir uns eine halbe Stunde ausruhen können und dann gemeinsam mit Ulrike, Markus und Manuela zum Hafenmeisterturm gehen werden. Von dort aus haben wir einen freien Blick über die Bucht in Richtung Stadt, wo das große Feuerwerk stattfindet. Es wird ein wahrlich tolles Spektakel und geht fast 20 Minuten lang! Danach verabschieden wir uns von den anderen Crews, schlendern zurück zu eMMa und fallen völlig k.o. in die Koje. Kein Wunder, sagt Melanies Schrittzähler für heute doch 27000 Schritte an!

Am 06.01.2022 sind wir gemeinsam mit Pierre und Ulrike bei den Nalas zum Kaffeetrinken eingeladen. Sie haben auch einen Drei-Königs-Kuchen gekauft und den wollen wir nun alle probieren. Der Kuchen ist wie ein Kranz gebacken, mit einer Sahnemasse gefüllt und mit kandierter Fruchtmasse verziert. Der Kuchen soll an eine Krone erinnern. Außerdem sind im Kuchen eine Bohne (in etwas Folie verpackt) und ein kleiner Porzellan-König versteckt. Wer den König in seinem Stück findet, der bekommt die beigelegte Papp-Krone aufgesetzt. Er darf für einen Tag lang sich bedienen lassen. Wer die Bohne findet, der muss den Kuchen bezahlen. Beides bleibt in der gleichen Familie. Manuela findet den König und Christoph die Bohne. Bezahlt hatten die Nalas ja den Kuchen sowieso schon. Es ist ein netter und lustiger Nachmittag. Wir alle genießen es sehr im Januar draußen bei Kaffee / Tee und Kuchen zu sitzen. Nein, wir bereuen unsere Entscheidung den Winter im Süden zu verbringen ganz und gar nicht!

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