Zeitraum: | 17.07.2021 |
Revier: | Ostsee, Rostock - Hohe Düne |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Leinen los und Sonnenbrand
geschrieben von Melanie
Wir wachen beide früh an diesem Morgen auf. Der letzte Morgen im Yachthafen Hohe Düne, welcher für die letzten vier Jahre unser Zuhause, unser Heimathafen war, auch wenn in eMMa´s Schiffspapieren Hamburg offiziell der Heimathafen ist. Hier in Rostock haben wir uns wohl gefühlt, haben wir Freundschaften fürs Leben geschlossen, Arbeit gefunden, sind Hobbys nachgegangen und haben nebenbei eMMa für diese Langfahrt ausgerüstet. Und nun soll es heute endlich losgehen.
Die allerletzten Kleinigkeiten werden verräumt und optimiert. Anschließend sind wir an Bord der Sterna und frühstücken ein letztes Mal gemeinsam. Noch während wir dort gemütlich sitzen kommen Lars und Heike, bringen uns eine große Tasche mit Geschenken und verabschieden sich von uns. Dass sie mit ihrer Propofol uns noch ein kleines Stück begleiten werden, erwähnen sie dabei nicht.
Dann kommen Markus Mutter Rita und ihr Mann Klaus. Sie sind bereits gestern angereist und wir hatten einen wirklich schönen letzten Abend gemeinsam verbracht. Danke, dass ihr da wart!
Und damit ist der Abschiedreigen eröffnet, denn schon stehen die nächsten bereit für die Verabschiedung. Markus Tauchlehrerkollege Dirk und seine Frau kommen extra die weite Strecke um zu winken. Wir haben die beiden mit unseren Plänen ein wenig angesteckt. Wir freuen uns darüber euch inspiriert zu haben und sind schon sehr gespannt auf eure Umsetzung!
Stegkameraden kommen zum Tschüss sagen, meine lieben (jetzt Ex-)Arbeitskolleginnen wollen ebenfalls zum Abschied winken und sind vorbei gekommen. Und immer wieder bekommen wir Geschenktüten überreicht. Herrje! Wo sollen wir das alles bloß lassen! Wir lagern erst einmal alles sicher in unserer Achterkabine ein. Öffnen wollen wir sie erst am Abend, vielleicht auch um die Tränen nicht jetzt schon fließen zu lassen.
In dem ganzen Abschiednehmen kommt Pia immer wieder zum Drücken und Umarmen. Und dabei hatte ich mir doch ganz fest vorgenommen nicht zu weinen! Noch halte ich es aus. Aber genau das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir uns irgendwie nicht so richtig von unseren lieben Freunden Andrea und Jürgen verabschiedet haben. Es gibt Abschiede, die möchte man nicht wahrhaben. Da kann man sich noch so sehr auf die Reise gefreut haben! Ihr habt immer einen Ehrenplatz in unseren Herzen und für euch ist immer eine Koje auf eMMa frei! Wir freuen uns jetzt schon auf eure Besuche an Bord!
Ein letzter Gang ins Hafenmeisterbüro, ein letztes Mal nach Post fragen, unsere Transponder fürs Sanitärgebäude abgeben, auch hier Tschüss sagen. Ein Dankeschön für die tolle Zeit, Unterstützung und die zuvorkommende Hafencrew haben wir schon vor drei Tagen abgegeben.
Und dann ist der Moment gekommen, auf den wir so lange hingearbeitet haben. Wir legen um 12 Uhr Ortszeit von unserem Liegeplatz D56 ab. Andreas wir nehmen dich beim Wort! Er hat nämlich versprochen, dass er dafür sorgt, dass der Liegeplatz wieder für uns frei ist, wenn wir nach den geplanten fünf Jahren wieder zurück nach Rostock kommen sollten. Es wird dank der JulJo Crew Musik gespielt, gewunken und getutet was das Zeug hält. Jeder schaut mir auf die Finger, als ich die Manöverleine belege. Alles wird genau begutachtet. Markus startet den Motor und wir legen ab. Nach uns legen noch die Crews der Najade, der Sterna und der JulJo mit ab und begleiten uns noch ein Stück. In der Hafenausfahrt gesellt sich dann auch noch die Wasserschutzpolizei dazu. Es wird weiter gehupt und getutet und noch mehr gewunken. Vor dem Hafen setzen wir die Segel. Da gesellt sich auch noch die Propofol dazu.
Der für mich schwerste Moment kommt als Sterna mit Andrea und Jürgen und unserer Tochter Pia an Bord sich verabschiedet und wieder Kurs auf YHD nimmt. Da brechen bei mir die Dämme und die Tränen laufen einfach los. So ein Gefühlschaos! Freude, Traurigkeit, Aufregung, Lebenslust und auch eine Spur von Angst, all das strömt in so einem Moment auf einen ein. Da bleibt dann irgendwann einfach nur das Überdruckventil.
Der Wetterbericht verspricht tollstes Segelwetter - für alle, die nach Osten möchten. Unser Kurs geht aber noch Westen und das wir bekommen den Wind auf die Nase, was nichts anderes bedeutet als es muss gekreuzt werden. Immer hoch am Wind können wir unser neues Vorsegel endlich richtig testen. Was für ein Unterschied zu unserer alten Genua! An der richtigen Schotführung werden wir noch etwas arbeiten. Aber das wird sich sicherlich einspielen. So geht es dann auf einem Zick-Zack-Kurs geradewegs nach Kühlungsborn. Die Wellen sind für die Windstärke ungewöhnlich hoch und bremsen unsere Fahrt immer wieder aus. Später nimmt der Wind noch weiter zu und die Wellen lassen eMMa gut schaukeln. Markus macht zwischendurch ein Nickerchen und ich genieße einfach das Unterwegs sein. Am späten Nachmittag erreichen wir Kühlungsborn. Erst kurz vor der Hafen bergen wir die Segel. Mit der Weile zeigt der Windmesser durchweg 16 kn an, immer wieder gibt es auch Böen mit 20-22 kn. Ich fahre in den Hafen ein und drehe dort ein paar Runden, halte Ausschau nach einem möglichen Liegeplatz und inspiziere die Windsituation. Markus bereitet während dessen die Leinen und Fender vor. Der Hafen ist sehr voll, Boxen sind in unserer Größe keine mehr frei und so entscheide ich mich für das Anlegen längsseits an einer anderen Yacht.
Kaum sind wir fest, steht der Eigner vor uns und sagt, dass wir zwar gerne liegen bleiben dürfen, er aber gleich sein Boot in seine eigentliche Box verlegen wird, die zurzeit noch von einem Gastlieger blockiert wird. Kein Problem. Markus läuft zum Hafenmeister, zahlt unser Liegegeld und fragt direkt nach, ob wir dort dann liegen bleiben können.
Am Abend kommt Mareike (meine jüngste Schwester) an Bord. Gemeinsam legen wir kurz ab, lassen das Nachbarboot ziehen und legen direkt danach wieder an. Anschließend holen wir alle Geschenke ins Cockpit und Markus und ich packen immer abwechselnd eines aus, lesen die wunderschönen Karten mit den liebevollen Wünschen und Gedanken vor und bei mir rollt die eine oder andere Träne bzw. versagt die Stimme. Ich kann euch allen gar nicht genug für diesen tollen Abschied danken! Mareike hält diese Moment mit der Kamera fest. Während wir so im Cockpit sitzen, merke ich schon, dass ich mir einen Sonnenbrand zugezogen habe. Markus ist ebenfalls sehr rot geworden. Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Wir hatten in der ganzen Aufregung völlig vergessen uns einzucremen! Anfängerfehler!
Alle Bilder der Abreise seht ihr, wenn ihr auf das Foto klickt.