Zeitraum: 01.11.2021 - 07.11.2021
Revier: Atlantik, Portugal, Leixeos - Nazare
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 16 - Nazaré - wo Männer wieder zu Kindern werden

Montag, 01.11.2021 - Es gibt Tage, da passiert so viel und doch wieder nichts. Wir gehen spazieren und reden viel. Dabei kommen Überlegungen und Gedanken zur Sprache. Manches ist neu, manches alt, manches Vergangenheit, manches Zukunft. Emotionen kommen hoch. Da ist Freude, Trauer, Angst, Mut, Zufriedenheit und immer wieder ganz viel Liebe. Und dann trifft man abends beim Duschen auf Segelkameraden, kommt ins Gespräch und stellt fest, dass man heute ganz ähnliche Themen mit dem Partner besprochen hat. Und diese Erkenntnis tut auch gut. Macht Mut, rückt manche Sachen in ein anderes Licht. Und immer wieder machen uns solche Gespräche glücklich und dankbar. Dankbar für die Zeit, die wir beide miteinander genießen dürfen, dankbar auch dafür, dass alles kann und nichts muss.

Dienstag, 02.11.2021 - Heute sind wir bei uns an Bord mit der Crew der SY Liva zum Frühstück verabredet. Wir reden und reden und ehe wir uns versehen, ist es Mittag! Melanie hat am Nachmittag wieder Online-Kurs. Da stört es überhaupt nicht, dass es eigentlich den ganzen Tag nur regnet. In der Zwischenzeit beginnt bei Markus eine dicke Erkältung. Er niest immer wieder, friert und fühlt sich schlapp. Fieber hat er zum Glück nicht. Nach einem einfachen Abendessen gehen wir rasch ins Bett.

Mittwoch, 03.11.2021 - Heute scheint wieder die Sonne. Markus geht es leider nicht besser, aber auch nicht schlechter. Da er Halsschmerzen hat, machen wir einen Covid-Schnelltest, der zum Glück negativ ist. Ich verordne ihm Bettruhe. Ein bisschen Aufräumen, Haushalt machen und lesen steht auf meinem Programm. Am Nachmittag gehe ich eine Runde spazieren und kaufe auf dem Rückweg bei McDonald McFlurry für uns beide. Das hilft sicherlich gegen die Halsschmerzen! Zurück an Bord finde ich einen kleinen Zettel am Relingsdraht. Zwei junge Männer suchen eine Möglichkeit mit einem Segelboot nach Madeira oder auf die Kanarischen Inseln zu gelangen. Als Gegenleistung helfen sie dann bei Arbeiten an Bord und unterstützen die Crew bei den langen Segelstrecken. Da wir aber dieses Jahr nicht in diese Richtung fahren wollen, kommt das Angebot für uns überhaupt nicht in Frage.

Donnerstag, 04.11.2021 - Markus geht es heute zum Glück etwas besser. Wir beschließen, dass er sich heute bis zum Abend auf jeden Fall noch schont. Melanie arbeitet zunächst noch bis zum Abend. Dann machen wir uns segelfertig und raus geht es auf den Atlantik. Auf den ersten Seemeilen ist der Kurs zur Welle suboptimal. Es rollt schon ordentlich. Der Wind weht kräftig. Wir setzen nur die Genua, können dann nach etwa einer halben Stunde auch endlich auf unseren eigentlichen Kurs abfallen. Nun kommen Wind und Welle deutlich achterlicher, wobei die Welle noch immer etwas mehr von der Seite kommt. Aber es ist viel besser zu ertragen. Wir düsen mit 6 bis 7 kn in Richtung Süden. Da wir ein längeres Stück vor uns haben, nehmen wir direkt unseren drei Stunden Wachrhythmus auf. In der ersten Nachthälfte sind die Temperaturen sogar noch recht angenehm. Natürlich wussten wir, dass die Nacht kalt wird (also wie Ostseesegeln im Mai oder September), deshalb haben wir auch sofort eine Zwiebel-Look-Lage mehr angelegt. Wer von uns Freiwache hat, kriecht aber trotzdem gerne unter Deck unter die warme Bettdecke. Wer wache hat, macht es sich mit einem Kissen und ab der zweiten Nachthälfte auch mit einer Decke im Cockpit gemütlich. Die Nacht ist dunkel, da es Neumond ist. Nur unzählige Sterne leuchten über uns. Melanie sieht sogar eine große Sternschnuppe mit Schweif! Auch Delfine besuchen uns gleich mehrfach in der Nacht. Sie fliegen fast durchs Wasser. Ihre Spur ist durch die phosphorizierenden Algenteilchen deutlich Sichtbar. Toll sieht das aus!

Freitag, 05.11.2021 - Melanie hat die Wache, in der die Morgendämmerung einsetzt. Eine besondere Zeit, alles ist dann in bläuliches Licht getaucht. Da wird einem klar, warum es auch blaue Stunde genannt wird. Dann geht die Sonne hinter den Bergen Portugals auf. Und mit dem Sonnenstand steigen auch die Temperaturen wieder deutlich über 14 Grad Celsius. Markus hat leider wieder starke Halsschmerzen und legt sich schlafen. Melanie hält Wache und genießt am Mittag wieder einmal eine Gruppe von Delfinen, die eMMa eine gute halbe Stunde lang begleiten. Es ist sooo schön! Am frühen Nachmittag erreichen wir Nazaré. Die Nalas stehen bereits bereit und nehmen unsere Leinen an. Es wird ein freudiges Wiedersehen. Was machen wir bloß, wenn die vier auf den Atlantik und wir ins Mittelmeer abbiegen! Noch wollen wir da gar nicht dran denken. Ein bisschen Zeit ist es noch bis dahin. Nachdem wir gut vertäut liegen, räumt Melanie etwas auf und meldet uns beim Hafenmeister an. Markus legt sich hin und holt Schlaf nach. Nach dem Aufstehen geht es ihm deutlich besser. Und so machen wir uns am Abend zu viert auf den Weg zum Strand. Die Jungs der Nala wollten nicht mit. Na gut, dann kann man ihnen nicht helfen. Für uns gibt es auf jeden Fall ein Eis auf die Hand.

Samstag, 06.11.2021 - Wir schlafen lange und heute wacht Melanie mit etwas Kratzen im Hals auf. Zur Vorsicht machen wir noch einmal einen Covid-Schnelltest, aber der ist weiterhin negativ. Markus geht es deutlich besser als gestern. Wir liegen noch im Bett, als wir hören, wie die Ariba anlegt. Nun sind die Biskaya-Nachzügler fast alle wieder vereint. Nur die TutTuts fehlen noch, aber deren Boot steht noch auf dem Trockenen. Wir springen rasch in die Klamotten und gehen mit einer Tasse Tee rüber zur Ariba. Weit brauchen wir nicht laufen, denn alle drei Boote liegen direkt nebeneinander. So sitzen wir also zu 6 in deren Cockpit, heißen sie willkommen in Nazaré, trinken Kaffee oder Tee und quatschen über das Segeln, das Leben und die Welt.

Danach machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt, kaufen ein und genießen die Sonne. Zurück an Bord frühstücken wir erst einmal ganz in Ruhe und lassen es ruhig angehen. Am Abend treffen wir uns dann alle auf der Nala zum Spieleabend.

Sonntag, 07.11.2021 - Wir sind mit den Nalas und den Aribas verabreden. Nach dem Frühstück laufen wir zu 6 (die Jungs hatten keine Lust mitzukommen) zunächst zur Markthalle. Frisches Obst und Gemüse, Käse, Backwaren, Nüsse, Fleisch und Fisch sind hier zu bekommen.

Dann geht es zur Bergbahn. Die Fahrt damit ist ein tolles Erlebnis und oben hat man von unterschiedlichsten Stellen eine atemberaubende Aussicht auf Nazaré, Peniche und den Atlantik. Wir genießen das Flair der Gassen, lernen eine ganz herzliche, portugiesische Nuss-Verkäuferin kennen und kaufen bei ihr Knabbereien. Immer wieder fällt unser Blick auf das Meer. Die Sicht ist heute ganz klar und der Atlantik liegt verhältnismäßig ruhig unter uns. Das er das auch anders kann, erfahren wir im kleinen Surfermuseum am Leuchtturm. Hier befindet sich auch eine Hall of Fame der Surfer und es wird erklärt, warum gerade hier, direkt unterhalb des Leuchtturms, die höchsten Wellen der Welt entstehen. Dann geht es mit der Bergbahn auch wieder herunter. An der Strandpromenade gönnen wir uns in einem Eiscafé Waffeln, Eis und Getränke, bevor wir gemütlich zurück zum Boot schlendern. Markus und Christoph ziehen ihre Neoprenanzüge an und gehen im Atlantik schwimmen, baden, toben, planschen. Erschöpft, aber überglücklich kommen die beiden knapp zwei Stunden später zurück. Melanie und Manuela sitzen derweil bei uns unter Deck und quatschen miteinander. Braucht es mehr?

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