Zeitraum: | 08.11.2021 - 14.11.2021 |
Revier: | Atlantik, Portugal, Nazare - Oiras |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 17 - Raureif in Deutschland - Sommer in Lissabon
Montag, 08.11.2021 - Da ist es wieder, das Samstagsgefühl! Oma Christel hat heute Geburtstag und so rufen wir sie an. Gut hört sie sich an und sie scheint sich auch über unseren Anruf sehr zu freuen. Mittags geht Melanie zum Marina Office und zahlt unser Liegegeld. Dann heißt es für uns Abschiednehmen von Nazaré. Auch von unseren Freunden von der Nala und der Ariba heißt es Abschiednehmen, wenn auch nur für kurze Zeit. Wir wollen direkt bis Oiras durchsegeln. Die Nala wird uns das erste Stück begleiten, aber in Peniche vor Anker gehen. Sie wollen dann morgen über Tag weitersegeln. Da ich arbeiten muss, ist das für uns keine Option. Die Ariba startet ein paar Stunden eher, aber auch sie geht nur bis Peniche und werden dort ein paar Tage bleiben. Aber wir wollen uns alle noch in Oiras treffen.
So starten wir mit eMMa von Nazaré bei schönem Wetter. Die Sonne scheint, es herrscht nur wenig Welle und der Wind kommt von der Seite. Schönstes Sommersegeln und das mitten im November! Nur Frieda, unsere Windfahne, bekommen wir heute nicht so richtig eingestellt. Woran es liegt, wissen wir nicht. Wir werden es beim nächsten Mal genauer unter die Lupe nehmen. Und wieder einmal erleben wir einen Sonnenuntergang auf See. Vor Peniche nimmt die Welle deutlich zu. Leider kommt sie stark von der Seite, was den Kurs nicht so richtig angenehm macht. Nach den Inseln um Peniche beruhigt sich die Welle auch schon wieder etwas. Sie ist nicht mehr so flach wie nach der Abfahrt, aber auch nicht weiter schlimm. Zunächst begleitet uns die Mondsichel in die Nacht. Solange bis der Mond rötlich schimmernd im Meer versinkt. Die Nacht ist nun dunkel, aber wir haben einen wunderschönen Sternenhimmel.
Dienstag, 09.11.2021 - Wie immer wechseln wir uns am Ruder ab. Alle drei Stunden wird gewechselt. Es sind einige Fischer unterwegs und es erfordert reichlich Konzentration, dass man nicht einem Fischkutter plötzlich vor die Bugspitze läuft. In den frühen Morgenstunden, es ist noch dunkel draußen, nimmt der Wind deutlich zu. Der Windmesser klettert immer höher, so dass wir schließlich das Großsegel reffen müssen. Uns ist beiden klar, dass es sich bei dem erhöhten Wind wahrscheinlich nur um den Kapeffekt handelt, denn wir runden gerade den westlichsten Punkt von Europas Festland. Der Kapeffekt ist ein Windphänomen, wo es durch eine landseitige Erhöhung (Felsen, Berge) an einer „Ecke“ zu einer Stauung des Windes kommt. Wir haben das schon häufiger mal erlebt. Dann weht es nur mit wenigen kn und an dem Kap sind es dann schnell mal 10 - 15 kn mehr. Und so ist es auch wirklich. Zwar läuft eMMa insgesamt etwa 1 Stunde lang mit über 7 kn, aber kaum haben wir gerefft, dauert es keine 15 Minuten mehr und der Wind schläft so sehr ein, dass wir die Segel ganz wegrollen und den Motor starten müssen. Vor der Hafeneinfahrt in Oiras geht unsere Geschwindigkeit kräftig in die Knie. Das liegt am kräftigen Strom des Tejo und daran, dass wir bei ablaufendem Wasser hier angekommen sind. Langsam schiebt sich eMMa Stück für Stück näher an den Hafen heran. Die Einfahrt und das Anlegen erfordern noch einmal unsere volle Konzentration. Ankommen, beim Hafenmeister anmelden, ausruhen und Schlaf nachholen. Melanie hat noch Online-Kurs. Am Abend kommt die Nala auch hier an.
Mittwoch, 10.11.2021 - Melanie ist bereits um 6 Uhr wach. Da sie nicht mehr schlafen kann, geht sie schon mal Duschen. Nach der Dusche sitzt sie im Cockpit und genießt den Ausblick auf die Bucht und die Brücke von Lissabon. Da kommt ein Mitarbeiter des Hafens und legt uns eine Tüte mit drei frischen Brötchen an Deck. Er erschrickt sich etwas als Melanie sich mit einem „Obrigada“ bei ihm bedankt, denn er hat sie zunächst nicht gesehen. Diesen Service bekommen wir hier jeden Morgen. Und die Brötchen sind echt lecker. So frühstücken wir gemütlich und reden über unsere Ersatzteile, die wir für die Winterarbeiten benötigen, Wir wollen schon mal einige Dinge besorgen oder bestellen. Da wir hier in Lissabon einige Tage bleiben wollen, werden wir die Sachen hierher senden lassen. Im Mittag treffen wir uns mit den Nalas und gehen gemeinsam einkaufen. Im Einkaufszentrum ist schon alles weihnachtlich dekoriert. Für uns wirkt das ganze noch etwas skurril, denn wir laufen ja noch immer im T-Shirt durch die Gegend. Zurück an Bord verstauen wir unsere Einkäufe, bevor wir uns zum Kaffeetrinken auf der Nala versammeln. Markus zeigt Christoph, wie man den Spibaum richtig setzt um die Genua auszubaumen. Am Abend gibt es dann mal wieder ein Microseminar vom TO (Trans Ocean e.V.), bei dem wir diesmal allerdings keine aktive Rolle spielen.
Donnerstag, 11.11.2021 - Heute ist Sankt Martin. In Deutschland findet der Laternenumzug und das Martinsspiel statt. Es ist auch die Zeit der kurzen Tage und langen Nächte, der Dunkelheit und des Kerzenscheins. Hier in Portugal wird zwischen Ende Oktober und Mitte November in vielen Orten das Kastanienfest gefeiert. Da wird Lagerfeuer gemacht und die Esskastanien werden darüber geröstet. Tagsüber ist es hell, warm und die Sonne scheint. Tauschen möchte von uns niemand, zumal wir bereits die ersten Frost und Raureifbilder von Deutschland herhalten haben. Das sieht zwar teilweise echt toll aus, aber wir bleiben lieber bei den 8-12°C Nachts und 18-21°C tagsüber!
Natürlich werden auch hier die Tage nun deutlich kürzer. Um 18 Uhr ist es nun dunkel. Allerdings ist es hier morgens um 7 Uhr bereits hell. Am Abend machen wir es uns meistens unter Deck gemütlich. Mal zu zweit, wie heute Abend, mal treffen wir uns mit den anderen zum Quatschen und Klönen. Heute lassen den Abend zu zweit bei leckeren Scampis ausklingen.
Freitag, 12.11.2021 - Heute wollen wir uns etwas von Lissabon anschauen. Und so fahren wir mit der Bahn in die Altstadt. Aber wir sind nicht nur zum Sightseeing dort, sondern suchen auch nach einem Stoffgeschäft. Melanie hat im Internet recherchiert, dass es hier gleich mehrere geben soll. Die ersten zwei Anläufe sind an den angegebenen Stellen leider nicht mehr auszumachen. Das Dritte auf der Liste finden wir aber ohne Probleme. Wir erklären der Verkäuferin, was wir suchen und sie haben sogar gleich mehrere Stoffe, die für uns in Frage kommen. Nur unsere gewünschte Menge ist leider nicht auf Lager, aber sie kann den Stoff für uns bestellen. So ordern wir ihn und bezahlen im Voraus. Am Mittwoch soll er da sein. Sie werden anrufen, sobald er geliefert wurde. Wir sind glücklich und auch ein bisschen stolz auf uns, dass wir diesen Punkt unserer To-Do-Liste nun erledigt haben. Wir schlendern durch die Straßen, schauen uns eine Kirche an, die unscheinbar auf dem Weg steht, landen durch Zufall im ältesten, noch immer betriebenen, Buchladen der Welt und sind fasziniert von der tollen Weihnachtsdeko und -Beleuchtung. Irgendwie zieht es uns wieder einmal zum Wasser und so landen wir unten am Tejo. Dort setzen wir uns in den Sand und essen die mitgebrachten, selbstgemachte Sandwiches. Gestärkt geht es zum Bahnhof, denn die Nalas stoßen jetzt zu uns. Gemeinsam machen wir uns auf einen Streifzug zu Fuß durch die Altstadt. Lissabon gefällt uns, was eventuell aber auch daran liegt, dass wir bereits vorher beschließen es nicht mit Porto zu vergleichen. Und das ist auch gut so. Denn diese beiden Städte könnten unterschiedlicher kaum sein. Aber mit dieser „neutralen“ Sichtweise hat Lissabon eine gute Chance. Es gibt Streetart und Graffiti, große Plätze und kleine Parks, Alleen mit viel Grün, Springbrunnen und Statuen. Und immer wieder finden sich Fliesenkacheln an den Wänden oder alte Gebäude, die auffällig und aufwändig verziert sind. Den berühmten Fahrstuhl finden wir natürlich ebenso, wie die kleine Bergbahn in der Altstadt. Zwischendurch erhalten wir die Info, dass nun auch die Ariba in Oiras festgemacht hat. Da unsere Beine mit der Weile weh tun, machen wir uns mit der Bahn auf den Rückweg. Gemeinsam mit der Ariba-Crew und den Nalas gehen wir im Torre Mar essen. Für portugiesische Verhältnisse sind wir mal wieder sehr früh dran, aber das Restaurant hat bereits geöffnet und wir bekommen direkt einen Tisch. Das Essen ist wirklich lecker und der Service ist spitze.
Samstag, 13.11.2021 - Den Morgen lassen wir langsam beginnen. Die 25.000 Schritte von gestern stecken uns noch in den Beinen. Gestärkt durch ein gutes Frühstück mit Omelett und Brötchen machen wir uns auf den Weg zu Ikea. Eine neue Matratze steht auf dem Plan. Wir finden sowohl Ikea, als auch eine neue Matratze und noch ein paar Kleinigkeiten. Nein, Teelichter sind nicht dabei! Aber unter anderem zwei kleine, ganz einfache Wecker ohne Funk. Sie sollen in der Navi-Ecke befestigt werden. Die eine Uhr wird die Weltzeit (UTC) anzeigen, auf der anderen wird die aktuelle Ortszeit von Deutschland stehen. Und unsere Wetterstation zeigt ja immer unsere Ortszeit an Bord an, weil es sich dabei um eine Funkuhr handelt. So bepackt geht es zurück zur Bushaltestelle. Markus schleppt die Matratze und Melanie den Rucksack. Mit mehreren kleinen Pausen und mittels Bus und Bahn kommen wir dann an Bord an.
Sonntag, 14.11.2021 - Und so verbringen wir dann den Sonntag eigentlich komplett damit die neue Matratze zuzuschneiden. Aus den alten Matratzen schneiden wir neue Polster für das Cockpit. Das hört sich alles so wenig an, aber man darf zwei Dinge nicht vergessen: 1.) an Bord gibt es keine geraden Flächen, also muss alles individuell angepasst werden und 2.) der Platz zum Arbeiten ist sehr begrenzt. Jedes Ausmessen, jedes Zuschneiden, jedes Anpassen braucht einige Verrenkungen. Und als alles zugeschnitten ist, müssen die Reste zur Mülltonne gebracht werden. Danach geht es ans Trennen, denn nun wird der Matratzenbezug und der Antimilbenbezug auf Matratzenform umgeschneidert. Allein mit dem Trennen sind wir bis in den späten Abend hinein beschäftigt.
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