Zeitraum: 18.10.2021 - 24.10.2021
Revier: Atlantik, Spanien, Ria de Aldan - Portugal, Leixeos
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 14 - Abschied von den Rias

Montag, 18.10.2021 - Heute geht es für uns von der Ría de Aldán nach Baiona. Wir liegen ja mit drei Schiffen hier vor Anker und alle drei wollen heute weiter. Allerdings legen wir zu unterschiedlichen Zeiten ab. Wir sind mal wieder die letzten heute, aber es ist egal. Ist ja reichlich Wind vorhergesagt und der kommt aus der Richtung in die wir wollen. Unserer treuesten Blogleser wissen was das für uns heißt - kreuzen. Aber zunächst gehen wir Anker auf und können mit Wind von hinten und nur mit Genua aus der Bucht auslaufen. Dann geht es raus auf den Atlantik. Das merkt man besonders an den höheren Wellen. Das Segeln ist heute anspruchsvoll, macht aber richtig viel Spaß. So kreuzen wir also zwischen der Landzunge des Festlands und der Isla de Ceis entlang, natürlich immer schön in unserem Fahrwasser, denn hier führt ein Verkehrstrennungsgebiet entlang. Gerade als wir das Verkehrstrennungsgebiet verlassen und an einem riesigen Containerschiff, welches dort auf Reede liegt, vorbei segeln, zieht dichter Nebel auf. Der Nebel ist so dicht, dass wir das Containerschiff, welches wir vorher aus 4 sm Entfernung schon deutlich erkennen konnten, nun in einem Abstand von 0,3 sm passieren ohne Sichtkontakt zu haben! Kurzzeitig überlegen wir, ob wir statt Baiona vielleicht lieber Vigo anlaufen sollen. Wir haben AIS und Radar, aber kurz vor Baiona kommt noch einmal ein kleines Verkehrstrennungsgebiet und einige Untiefen. Wir beschließen erst einmal bis zur anderen Uferseite der Ría weiter zu segeln und dann zu entscheiden. Der Wind hat mit der Weile etwas gedreht und noch ein wenig zugelegt. Um noch eine weitere Entscheidungshilfe zu bekommen, funken wir die Nala an. Sie erzählen, dass der Nebel bereits langsam dünner wird und der Wind schon etwas gedreht hat. Wir können dadurch aber nun am Verkehrstrennungsgebiet nicht mehr segeln, denn dort reicht der Platz zum Kreuzen nicht. Also muss unser Motor schieben und das macht er toll! Als wir dann endlich Kurs auf die Bucht von Baiona nehmen können, setzen wir dann auch wieder die Genua. Der Motor läuft auf kleiner Drehzahl mit. Er macht dadurch zwar nichts an Geschwindigkeit, aber produziert so Strom. Denn seit Morus waren wir nicht mehr in einer Marina und auch heute sind wir fast ausschließlich gesegelt. So kommen wir mit geladenen Batterien am Ankerplatz vor Baiona an. Dafür, dass hinter der großen Hafenmauer und der Festung der offene Atlantik beginnt, ist es wirklich erstaunlich ruhig in der Bucht. Der Anker hält sofort und wir genießen den Abend im Cockpit. Um uns herum sind noch weitere Ankerlieger aus den unterschiedlichsten Ländern. Unsere Buddyboats Ariba und Nala sind diesmal allerdings in den Hafen gegangen.

Dienstag, 19.10.2021 - Wir erwachen nach einer traumhaft ruhigen Nacht vor Anker, frühstücken im Cockpit und bekommen erst einmal einen ordentlichen Schrecken. Als wir gestern in die Bucht eingelaufen sind war nicht Niedrigwasser, jetzt aber schon. Und in einem guten Abstand zu uns schaut ein dicker Stein aus dem Wasser. Wir liegen mit ausreichend Abstand dazu, auch wenn eMMa sich um unseren Anker drehen würde, aber wenn wir gestern die Runde weiter gedreht hätten …! Nicht auszumalen, was dann hätte passieren können! Natürlich fragen wir uns, ob wir den Stein vorher in der Karte übersehen haben, kontrollieren unser gesamtes Kartenmaterial, aber da ist dieser Stein nicht eingezeichnet. Nach dem Frühstück geht es mit dem Dinghy an Land, aber nicht ohne mit dem Beiboot zu dem Stein hinzufahren. Wir wollen die genaue Position festhalten und an unseren Kartenhersteller weitergeben. Die Position markieren wir auch, stellen dabei allerdings überrascht fest, dass unser „Stein“ gar kein Stein ist. Es handelt sich dabei um eine defekte Mooringtonne, die sehr stark mit Muscheln bewachsen ist. Bei Niedrigwasser ist sie deutlich zu sehen, bei Hochwasser aber unter der Wasseroberfläche verschwunden. Leider ist auch das nicht ganz ungefährlich und so geben wir die Position der kaputten Tonne schon mal per WhatsApp an unsere Buddyboats weiter. An Land geht Markus joggen. Er hat ja seine ganz persönliche Challenge mit sich. Und so läuft er auch hier in Spanien seine 10 km. Melanie fragt bei der Nala an, ob jemand Lust hat mit ihr eine Runde um die Festung zu wandern. Dabei erfährt sie, dass die Nala ein technisches Problem hat. Somit sind alle heute damit beschäftigt ein passendes Ersatzteil zu beschaffen. Also macht sie sich allein auf eine Runde um die Festung, die über dem Yachthafen thront. Es ergeben sich immer wieder richtig tolle Aussichten auf die Stadt, die Bucht, die Isla de Ceis und auf den Atlantik. Und auch die Umgebung der Festung hat einiges an interessanten Ecken zu bieten. So gibt es dort zum Beispiel eine Hundewiese mit Agility-Geräten, Wasserspender für Mensch und Tier und Atlantikblick. Dazu ist das ganze frei nutzbar und komplett eingezäunt. Auf dem Weg zurück zum Dinghy trifft Melanie auf Christoph von der Nala. Er ist auf Ersatzteilsuche. Kaum am Dinghy angekommen, ist auch Markus mit seinen 10 km fertig. Wir verabschieden uns von Christoph und fahren zurück zu eMMa. Markus hüpft kurz ins Wasser, ist allerdings fast genauso schnell auch wieder draußen. Atlantikwasser ist einfach richtig kalt! Danach gibt es für ihn eine angenehm temperierte Dusche aus unserer Solardusche.

Am Nachmittag kommt etwas Starkwind und so warten wir die dicken Böen ab, um sicher zu sein, dass unser Anker hält. Er sitzt so fest, wie immer und so fahren wir am späten Nachmittag mit dem Dinghy in den Hafen. Dort treffen wir uns mit der Crew der Saira. Zunächst unterhalten wir uns etwas bei denen im Cockpit und abends gehen essen. Dabei stellt sich das als gar nicht so einfach heraus. Denn die Spanier essen entweder bis ca 14 Uhr oder gehen erst spät abends essen. So landen wir auf unserer Suche nach einem offenen Restaurant zwar in einer total netten kleinen Seitengasse, in der viele kleine Restaurants und Bars Tische aufgestellt haben, aber die sind alle noch geschlossen. Wir werden dann doch irgendwann fündig. Der Abend wird nett, die Gespräche interessant und das Essen ist ganz in Ordnung. Der Rückweg mit dem Dinghy funktioniert problemlos, denn der Mond leuchtet uns. Und da Wind deutlich nachgelassen hat, kommen wir auch trocken wieder auf eMMa an. In der Nacht frischt der Wind aber noch mal auf. Doch wir wissen ja, dass unserer Anker gut hält und so schlafen wir wirklich entspannt und ruhig.

Mittwoch, 20.10.2021 - Den heutigen Tag verbringen wir mit Haushaltsarbeiten, Kurs vorbereiten (Melanie) und Einkaufen. Der Wind pustet immer noch kräftig. Also kurz gesagt, ein Tag wie jeder andere!

Donnerstag, 21.10.2021 - Auch wenn der Wind langsam nachlässt, ist das Meer stark aufgewühlt. Wir wollen heute noch einmal den Weg rund um die Festung laufen und uns die Wellen an den Felsen anschauen. So fahren wir mit dem Dinghy noch einmal zum Hafen und machen bei der Nala am Heck fest. Die Saira muss heute noch ihre Gasflaschen in Cangas abholen und hat somit schon abgelegt. Mit den Nalas verabreden wir uns später noch auf einen Tee im Cockpit, denn sie sind noch mit der Reparatur beschäftigt. Das passende Ersatzteil haben sie erst gestern in Vigo erstehen können und so wird es heute eingebaut. So machen wir uns zu zweit auf den Weg um die Festung. Durch die Felsen an der Küste entstehen heute richtige Waschmaschinenwellen, denn die Atlantikwellen sind heute noch hoch und brechen sich an den Felsen. Auf einem Felsvorsprung, der über einen gepflasterten Weg erreichbar ist, sitzen wir oberhalb der Wellen und betrachten die Naturgewalten. Markus ruft die Nalas an, damit sie sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen. Da deren Reparatur bereits erfolgreich abgeschlossen ist, folgen sie unserem Beispiel und gemeinsam schauen wir den Wellen zu. Als wir uns endlich davon loseisen können, gehen wir einkaufen. Zurück auf der Nala hat Manuela gerade das Essen fertig und lädt uns ein mit zu Essen. So sitzen wir zu sechst im Cockpit bei der Nala, essen Nudelauflauf und als Nachtisch unsere mitgebrachten Gebäckstücke, die wir beim Einkaufen erstanden haben. Zum Nachtisch ist auch die Ariba-Crew da. Gemeinsam tausche wir unsere Wettereinschätzungen aus und besprechen unsere Strategien für morgen. Zurück an Bord machen wir uns an die Vorbereitungen fürs Ablegen morgen früh. So bereiten wir schon die Passatbesegelung vor, stellen die Spibäume aus und machen alles Segelklar.

Freitag, 22.10.2021 - Um 5 Uhr klingelt der Wecker und bereits eine halbe Stunde später gehen wir Anker auf. Der Vollmond leuchtet uns den Weg. Die Ausfahrt aus der Bucht ist noch etwas schaukelig, da die Wellen noch recht hoch sind und wir erst gegen den Wind ein Stück motoren müssen. Auch die Nala ist bereits unterwegs und die Ariba folgt etwas später auch. Als wir am Kap abfallen können, setzen wir die Passatsegel. Um acht Uhr erleben wir den Sonnenaufgang auf See. Wir fahren zunächst noch weiter raus auf den Atlantik, denn so können wir die aktuelle Windrichtung mit den Passatsegeln am besten ausnutzen. Der Wind dreht, wie vorhergesagt, auf Nordwest. Dadurch können wir den Kurs auf Porto anliegen lassen. Wir passieren einen kleinen Windpark, der etwa 10 sm vor der Küste steht. Selbst hier sind Fischerbojen zu finden! Das Segeln selbst ist heute echt toll! Sonne, achterlichen Wind, die Passatsegeln stehen super und machen ihren Job gut. Unterwegs hören wir den Funkspruch von der Chilli III an den Frachter Anne mit. Der Frachter ist etwa 3 sm hinter dem Segelboot und fährt auf gleichen Kurs. Die Chilli III bittet um Kurskorrektur des Frachters, da sie als Segelboot kurshaltepflichtig ist. Der Frachter bestätigt, dass er das Segelschiff gut auf dem AIS sieht und die Kurskorrektur einleitet. Was so ein kleines, segelndes Schiff für eine Macht hat! Wir kommen fast gleichzeitig mit der Ariba in Leixeos an. Leixeos ist ein Vorort von Porto und besteht überwiegend aus einem riesigen Industriehafen. Wir ankern im Vorhafen neben der Hafenmole zum Yachthafen. Ankern ist hier erlaubt. Wir liegen schon im Bett, als helles Licht und lautes Gehupe uns wieder aus der Koje scheucht. Das Lotsenboot steht direkt neben eMMa. Und sie sagen, wir könne dort nicht liegen bleiben. Angeblich hätten wir zu weit im Kanal geankert. Auch die Nala wird von ihnen hochgescheucht und muss umankern. Also gehen wir wieder Anker auf. Markus sucht für uns eine Stelle aus, die auf der Karte perfekt aussieht. Nur leider hält unser Anker dort kein Stück. Es ist, als wenn der Anker über glatten Beton gezogen würde. Auch der zweite Versuch an gleicher Stelle bringt keine Besserung. Erst als wir uns eine neue Stelle suchen und noch einmal den Anker ausbringen, hält er sofort beim ersten Versuch, wie wir es gewohnt, sofort. Es ist fast Mitternacht als wir endlich wieder im Bett liegen.

Samstag, 23.10.2021 - Wir werden früh durch Schraubengeräusche und Wellenschlag wach. Die großen Frachtschiffe scheinen direkt neben eMMa zu liegen. Etwas müde und mit zu wenig Schlaf gibt es Frühstück. Danach holen wir zum vierten Mal innerhalb von 12 Stunden den Anker rauf und verlegen in den Yachthafen. Nach der Anmeldung beim Hafenbüro geht es für uns mit der Metro nach Porto. Auch die Nalas und die Aribas fahren mit. Porto ist eine ganz tolle Stadt! Wir steigen an der Haltestelle Trinidade aus und laufen zu Fuß weiter. Wir kaufen uns einen Snack in einer Bäckerei. Wir wollen eigentlich in den berühmten Buchladen Livraria Lello, aber davor ist eine riesige Schlange. Später erfahren wir, dass es sogar Eintritt kostet in diesen Laden zu gehen. Auf den Straßen sehen wir Oldtimer-Autos und Oldtimer-Straßenbahnen. Zu Fuß geht es für uns weiter Richtung Fluß den Berg runter. Unterwegs steuern wir einen Portweinladen an. Die Auswahl ist so riesig, dass wir völlig überfordert sind und den Laden verlassen ohne etwas zu kaufen. Wir laufen durch die Gassen und genießen das Flair. An der Brücke Ponte de Luis I. geht es für uns und den Nalas zunächst über die untere Ebene auf die andere Seite des Dueros, dann am Fluß entlang Richtung Seilbahnstation und dort kaufen wir Tickets für die Bergfahrt. Mit den Tickets erhalten wir auch jeder einen Gutschein für ein Glas Portwein in den Hallen von Quevedo. Die können wir doch nicht verfallen lassen! Zumal es die Gelegenheit ist, den Portwein erst einmal zu probieren. Kurzentschlossen machen wir uns also auf den Weg zur Portwein-Testung. Es herrscht dort eine tolle Atmosphäre. Eine Fado-Sängerin untermalt das ganze mit fantastischer Musik. Wir probieren roten und weißen Portwein und entscheiden uns eine Flasche weißen Portwein zu kaufen, denn der schmeckt uns am besten. Dann machen wir uns auf den Weg zur Seilbahnstation. Die Schlange ist nun zwar länger, aber die Tickets haben wir ja bereits. Die Wartezeit hält sich wirklich in Grenzen und so geht es mit der Seilbahn den Berg hoch. Oben geht es für uns dann noch höher bis zum Monumento. Es ist ein erhabenes Gefühl von dort oben auf die Brücke herunterzuschauen. Dabei taucht die Abendsonne die Stadt, die Brücken und den Fluss in ein tolles Licht. Über die obere Brücke geht es dann wieder auf die andere Seite des Dueros Diesmal ist es die gleiche Ebene, über die auch die Metro fährt. Gemeinsam mit den beiden anderen Crews gehen wir in einer Pizzeria essen. Als Melanie zur Toilette ist kommt der Kellner und bringt die Getränke. Dabei kippt ihm ein Bier und eine Cola um und Melanie hat echt Glück gehabt, dass sie gerade nicht dort saß, denn der Stuhl bekommt eine gute Ladung ab. Begleitet wird der Abend durch Straßenmusiker, die fantastisch gut spielen und jonglierenden Straßenkünstlern. Streetart findet man in Porto an fast jeder Ecke, egal in welcher Form. Es war ein toller Tag in Porto!

Sonntag, 24.10.2021 - Den Sonntag lassen wir ruhig angehen mit frühstücken, etwas putzen, einem Treffen mit der Crew der SY Liva, die ebenfalls in unserem Hafen hier liegen und einem Spaziergang am Strand. Wir laufen bis zum Leuchtturm und telefonieren auf dem Rückweg mit Pia. Manchmal braucht es einfach auch nicht mehr.

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