Zeitraum: | 06.09.2021 - 12.09.2021 |
Revier: | Nordsee, Bucht von Brest |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 8 - Die Bucht von Brest und der Delphin mit Ketten-Fetisch
Montag, 06.09.2021 - Der Tag beginnt heute früh, sehr früh! Markus besorgt für ein letztes gemeinsames Frühstück mit Lara Baguette und Croissant. Wir sitzen uns alle müde am Frühstückstisch gegenüber, aber es ist uns wichtig. Melanie verabschiedet sich noch an Bord von Lara, denn die Strecke von gestern steckt ihr noch ordentlich in den Knochen und Gelenken. Markus und Lara machen sich dann auf dem Weg zum Bahnhof. Am Bahnhof angekommen steht in der Vorhalle eine Menschentraube und schaut hoch zur Anzeige. Mit einem Blick wird klar, warum. An der Anzeigetafel sind zwar alle Züge angeschlagen, aber die Gleisanzeigen sind leer. Nach ein paar wenigen Minuten füllen sie sich mit Buchstaben und alle setzten sich in Bewegung. Als wir am Bahnsteig ankommen, steht sowohl hier, als auch auf dem Nachbargleis schon ein Zug. Lara sucht ihr Ticket heraus und versucht darauf herauszufinden, wo ihre Platzreservierung vermerkt ist. Die ersten Leute steigen schon ein, als von hinten ein Mann, auf Französisch palavern und wild mit den Händen fuchtelnd auf uns und die anderen Menschen zu gerannt kommt. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Gleisanzeige verkehrt eingestellt wurde und Laras zu auf dem Gleis direkt gegenüber steht und wartet. Das war also wirklich knapp, denn hätte sie im Zug gesessen, hätte ihr ja auch eine Durchsage auf Französisch nichts mehr geholfen. Aber so erwischt sie noch ihren richtigen Zug und dieser fährt auch sehr pünktlich ab.
Zurück an Bord planen wir gemeinsam den Tag. Wir erledigen Kleinigkeiten, räumen auf, waschen Wäsche und legen am späten Nachmittag ab. Es ist nur schwachwindig und nicht zum Segeln geeignet. So geht es unter Motor wieder bis nach Camaret-su-Mer, in die Bucht, in der wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei Nebel angekommen sind. Diesmal lassen wir den Anker etwas südlicher fallen. Die Sonne scheint und es ist fast windstill, also ist es auch warm! Wir gehen schwimmen. Das Wasser ist ordentlich kalt, aber es tut auch gut. Eine Runde ums Boot schaffen wir. Wir duschen uns mit Süßwasser einmal auf der Badeplattform ab. Dafür haben wir eine sogenannte Solardusche. Das ist ein großer, fester, schwarzer Kunststoffbeutel mit einem Einfüllstutzen und einem Ablasshahn. An diesen Hahn steckt man einfach einen kleinen Schlauch an, an dessen Ende sich eine Tülle befindet, wie bei einer Gießkanne im Mini-Format. Wenn man den Beutel füllt und in die Sonne legt, heizt die Sonne das Duschwasser auf. Wir befestigen den Beutel am Geräteträger und können so wunderbar duschen. Nach dieser Erfrischung hängen wir unsere gewaschene Wäsche auf die Leine, oder genauer gesagt auf den Relingsdraht. Wir essen gemütlich im Cockpit und genießen einen wunderschönen, kitschigen Sonnenuntergang.
Dienstag, 07.09.2021 - Der Wind hat heute Nacht, wie angekündigt, auf Ost gedreht und deutlich zugenommen. Unser Anker hält gut und wir beginnen den Tag langsam und gemütlich. Zunächst einmal hängen wir die Wäsche wieder auf die Reling. Gestern Abend waren nur wenige Teile noch komplett trocken geworden. Und da es nachts sehr feucht wird, haben wir sie lieber abgenommen. Heute sichern wir jedes Wäschestück aber mit einer Klammer mehr, denn es pustet ordentlich. Die Sonne scheint und wir starten unseren Wassermacher, um Trinkwasser zu produzieren. Am Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg in die Marina, da wir dort Seglerfreunde treffen möchten. Der Wind hat ordentlich zugenommen und kommt aus Ost. So können wir bis zur Einfahrt in die Bucht von Brest wunderbar segeln. Nur unter Genua fliegen wir dahin. In der Marina ist der Platz an dem wir gestern lagen noch frei. Die Lücke ist eng, aber Melanie parkt eMMa perfekt ein. Markus bringt rasch die Leinen über, damit uns der Wind nicht auf eines der nebenliegenden Boote drückt. Alles passt perfekt!
Mittwoch bis Samstag - Melanie ist Moderatorin für eine Facebook-Gruppe. Diese Gruppe hat jeden Mittwoch einen Motto-Tag und damit dieser nicht vergessen wird und keine Thema durch die Lappen rutschen, sammelt das Moderatorenteam immer alle Vorschläge der Gruppenmitglieder, legt die Reihenfolge fest, formuliert den Text und Melanie setzt die Themen dann per Terminfreigabe bei Facebook ein. So wird also an jedem Mittwoch Morgen um 6 Uhr ein neues Thema automatisch veröffentlicht, ohne, dass jemand vom Team daran denken muss. Die Themen stehen also bereits seit Monaten fest. Und wie Murphys Law es so will, wird am Mittwoch in dieser Woche das Thema „Krisen im Paradies - wie geht ihr mit Streitigkeiten, Stress und Ärger an Bord um, egal ob mit Gästen oder als Eignerpaar“. Und so einen Fall gab es ausgerechnet zum Wochenbeginn auf dem Boot eines befreundeten Pärchen, bei dem eine rote Linie ganz klar überschritten wurde, was dazu führte, dass dort ein Lebenstraum unwiderruflich zerstört wurde. Sie baten uns gestern um Hilfe und natürlich waren wir sofort für sie zur Stelle. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, auch wenn die Woche für uns körperlich und emotional sehr Kräfte zehrend war. Freundschaft unter Seglern bedeutet für uns Nehmen und Geben. Aber nicht immer nimmt und gibt man von der selben Person. Aber wir glauben fest daran, dass es sich irgendwie im Großen und Ganzen wieder ausgleicht. Wir haben auch schon in Rostock von der Hilfe anderer Segler sehr profitiert und so ist es für uns natürlich ebenfalls selbstverständlich zu helfen.
Donnerstag, 08.09.2021 - Um einfach mal etwas anderes zu sehen und uns abzulenken besuchen wir heute das Aquarium in Brest. Océanopolis heißt es und ist laut Homepage das größte Aquarium Frankreichs. Die Bewertungen und Kommentare im Internet haben unsere Erwartungen extrem nach unten geschraubt. Da heißt es zum Beispiel, dass es die Infotafeln nur auf Französisch gibt. Audioguides gibt es gar nicht und Führungen sind ebenfalls nur in Französisch zu bekommen. Was definitiv stimmt, die Eintrittspreise sind gesalzen! Zum Glück haben wir in der Marina eine Freikarte geschenkt bekommen, so müssen wir nur eine Erwachsenenkarte zum Preis von 21,60 € kaufen. Pro Person wäre das schon wirklich heftig und als Familie ist es schon fast nicht bezahlbar (auch wenn Kinder etwas weniger zahlen). Was bei den Kommentaren nicht stimmt, ist die Verfügbarkeit von Informationen in Englisch. Jede größere Infotafel ist in Französisch und in Englisch geschrieben. Und an allen interaktiven Tablets kann man die Sprache auf Englisch umstellen. Ob es auch Führungen in Englisch gibt, können wir nicht sagen. Von den Räumlichkeiten ist das Aquarium gut aufgeteilt, nur die Toiletten darf man sich wirklich nicht näher anschauen. Wir haben schon viele Rastplätze an der Autobahn gesehen, die deutlich sauberer waren. Positiv überrascht waren wir von der MyOcéapolis App. Sie kann man in unterschiedlichen Sprachen einstellen, auch in Deutsch. Im Aquarium gibt es gutes WiFi, so dass man auch hierfür nicht das eigene Datenvolumen nutzen muss. Die App bietet viele interessante Informationen. Leider funktionierte bei uns der Audioguide nicht und wenn man die Rundgangfunktion einschaltete, stürzte die App immer wieder komplett ab. Aber im Großen und Ganzen war das Aquarium wirklich sehenswert und bot uns eine gute Abwechslung.
Anschließend machen wir uns noch auf den Weg zu Decathlon. Wir haben heute morgen Tageskarten für Brest gekauft. Sie kostet 4 € pro Person. Die nutzen wir jetzt noch aus. Markus braucht neue Neoprenhandschuhe. Der Bus füllt sich rasch, denn es ist später Nachmittag und die Schulkinder haben nun Schulschluss. Der Decathlon ist riesig. Wer schon mal im Decathlon in Herne in Deutschland war, der nehme diesen Laden mal drei! Wir finden, was wir suchen und machen uns auf den Rückweg.
Freitag, 09.09.2021 - Wir sind zum Kaffeetrinken auf der Segelyacht Nala eingeladen. Manuela hat ihren Gasherd zum ersten Mal zum Kuchenbacken genutzt und der Kuchen schmeckt fantastisch. Kein Krümel bleibt davon übrig. Wir sitzen zusammen und quatschen. Schade, dass sie morgen früh ablegen und über die Biskaya fahren. Hoffentlich sehen wir uns bald in Spanien wieder!
Melanie nutzt heute die Zeit zwischendurch um Knäckebrot zu backen. Leider stellt sich dabei heraus, dass unsere Mikrowelle, die ja auch unser Backofen ist, defekt ist. Vor einigen Wochen fiel uns das schon einmal auf. Sie wechselt dann einfach das Programm und das führt dazu, dass dann plötzlich die Mikrowelle oder der Grill zugeschaltet ist. So wird eine kleine Lage Knäckebrot etwas dunkler, aber der Rest wird gut.
Samstag, 10.09.2021 - Wir nutzen heute noch mal den ÖPNV von Brest und fahren zur anderen Marina rüber. Wir benötigen noch ein paar kleine Ersatzteile und vor allem einen Ersatzfilter für unseren Wassermacher. Im Bus werden wir angenehm überrascht, denn es stellt sich heraus, dass wir am Wochenende zu zweit auf einem Tagesticket fahren dürfen. 4 € Tagesticket für zwei Personen! Wir bekommen fast alles, was wir suchen. Nur die Ersatzfilterpatrone für unseren Wassermacher leider nicht. Aber der Mitarbeiter ist sehr bemüht und sucht nach Lösungen. Eventuell kann er es uns bestellen, das müsse er aber am Montag erst mit dem Chef klären. Wir sollen eine Email schreiben. Danach fahren wir mit dem Bus wieder in die Innenstadt. Bei einem Elektronikladen, ähnlich wie in Deutschland Mediamarkt, suchen wir nach einer Mikrowelle. Hier gibt es aber nur Elektro-Kleingeräte. Wir fragen uns durch und treffen wieder mal auf viele sehr hilfsbereite, aber leider nur französisch sprechende, Menschen. Aber die moderne Technik ist da sehr hilfreich und wir machen uns mit der Tram auf in Richtung Elektro-Depot. Die Auswahl ist groß und fällt schwer, aber letztendlich entscheiden wir uns für einen reinen Ofen. Den Karton statten wir mit zwei Handgriffen aus, in dem wir an den Seiten zwei Löcher rein drücken. Das klappt super. So geht es zurück zur Tram-Station. Das letzte Stück müssen wir dann noch zur Marina laufen, aber das hat alles wirklich gut funktioniert. Zurück an Bord beginnt das Umräumen. Umrücken, umräumen, umplanen. Irgendwann hat dann endlich alles seinen (provisorischen) Platz. Jetzt werden wir es in den nächsten Tagen so testen und wenn es sich bewährt, dann wird es so dauerhaft montiert. Während wir am Umräumen waren, hören wir, dass ein Boot anlegt. Oder besser gesagt anlegen möchte. Die Langfahrtyacht, die bereits letzten Sonntag vor uns lag ist in dieser Woche verkauft worden. Die neuen Eigner sind nun an Bord und erkunden das Boot. Als sie jetzt von ihrem Tagesausflug wieder kommen, ist deren Liegeplatz besetzt und sie wollen in eine andere Box. Es ist nicht viel Wind, aber der Wind, der weht, kommt genau so, dass sie Seitenwind in der Box haben. Viele Anläufe und Fehlversuche später holen wir die beiden zu uns längsseits. Sie sind sehr glücklich und dankbar endlich fest zu sein.
Sonntag, 11.09.2021 - Unsere neuen Liegeplatznachbarn laden uns zu sich zum Frühstück im Cockpit ein. Wir sitzen gemütlich zusammen und reden über alles rund ums Segeln. Sie überlegen das Boot in die Ostsee zu verlegen und wir erzählen von Rostock. Wir sind gespannt, wie sie sich entscheiden werden. Am Nachmittag geht es für uns raus aus dem Hafen. Es ist wieder einmal ganz wenig Wind und wir wollen nur knapp 6 sm entfernt ankern. Wir haben uns eine schöne Bucht ausgesucht. Als wir in die Bucht reinfahren, kommt uns ein Delphin entgegen. Er schwimmt an uns vorbei, wendet und hängt sich in unsere Heckwelle. Immer wieder springt er etwas raus. Markus steht am Ruder und Melanie ist eigentlich gerade dabei vorne den Anker vorzubereiten. Unser gewählte Ankerplatz kommt immer näher und so müssen wir Fahrt aus dem Boot nehmen. Meistens verschwinden die Delphine dann, aber dieser Delphin dreht einfach eine Runde zwischen den anderen Ankerliegern. Melanie lässt die ersten Meter Kette herunter und erschrickt sich tierisch, denn der Delphin hat sich genau unter die Kette gestellt. Sie stoppt sofort den Vorgang, der Delphin schwimmt etwas zur Seite und wir können unser Ankermanöver fortführen. Aber der Delphin weicht nicht von unserer Seite. Auch als der Anker eingefahren ist, kommt er immer wieder zu uns, taucht aus der Tiefe an der Kette entlang, schubbelt sich dabei den Bauch an der Kette, schwimmt bis hoch zur Oberfläche, um dann wieder abzutauchen und das Spiel von neuen zu beginnen. Das ganze wiederholt sich so 30 - 40 mal! Wir sitzen am Bug und können uns nicht sattsehen! Wir machen Fotos mit dem Handy und Videos. Irgendwann sagt Markus, er wolle die GoPro holen. Es ist, als wenn der Delphin das gehört hat. Er taucht wieder auf, dreht sich um und schwimmt aus der Bucht! Was für ein Erlebnis! Was für ein grandioser Abend. Markus kocht Essen und wir genießen es im Cockpit zu sitzen. Das Grinsen im Gesicht!
Am Abend möchte Melanie noch einmal die Technik testen, denn sie hat am Dienstag ein Online-Seminar. So machen wir also ein Zoom-Meeting mit Dorothee und Klaus. Auch das ist richtig nett und tut gut!
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