Zeitraum: 23.08.2021 - 29.08.2021
Revier: Nordsee, Ärmelkanal, Vlissingen / Niederlande - Cherbourgh / Frankreich
Boot: eMMa - Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Wochenbericht 6 - Eine Woche - vier Länder!

Montag, 23.08.2021 - Wir haben beide schlecht geschlafen und von längst vergangenen Arbeitgebern geträumt. Was will uns das denn bitte schön sagen? Im Status mehrerer Freunde sehen wir Vollmond-Fotos. Okay, dass erklärt es wohl. Wir legen nach dem Aufstehen auch gleich ab. Markus steht am Ruder, Melanie an den Leinen, eindampfen in die Vorspring, dann dreht das Heck von eMMa langsam herum, rückwärts gedreht und los. Mit der Weile wissen wir sehr gut wie eMMa reagiert. Markus fährt unter Maschine das Fahrwasser entlang, während Melanie Reisetagebuch schreibt. Dass ihr dabei plötzlich unerwarteter Weise auffällt, dass heute Montag ist und sie den Wochenbericht noch nicht online, geschweige denn geschrieben hat, ist euch ja bereits bekannt. Aber der Bericht muss jetzt noch bis Middelburg warten, denn in der Ankerbucht war das Internet nicht so gut. So fahren wir also zunächst das Fahrwasser des Versemeers entlang bis Veere. Dort müssen wir durch die Schleuse. Melanie funkt den Schleusenwärter an, der uns die Information gibt, dass wir in 10 Minuten geschleust werden können. Nach dieser Wartezeit öffnet sich auch wie versprochen das Schleusentor, aber im Schneckentempo. Ein so langsames Schleusentor hatten wir auf der ganzen Reise noch nicht gehabt. Der Schleusenhub geht dieses Mal immerhin knapp 80 cm nach oben. Auch auf der anderen Seite geht das Schleusentor nur im Schneckentempo auf. Nach dem Auslaufen aus der Schleuse setzen wir die Genua (unser Vorsegel). Den Motor lassen wir in Standby mitlaufen, denn ganz ohne traut Melanie sich in dem sehr schmalen Kanal dann doch nicht. Die Genua zieht uns mit 3-4 kn vorwärts und eigentlich ist es schon fast schade, als wir sie in Middelburg wegrollen müssen. Aber Weiterfahren wäre sowieso nicht gegangen, denn als nächstes kommen mehrere Klapp- und Drehbrücken. Aber für heute biegen wir unter Motor nach rechts ab und machen am Meldesteiger des WV Arne in Middelburg fest. Bei der Hafenmeisterin bekommen wir einen Platz zugewiesen, zahlen unser Liegegeld, erhalten den WiFi Code und können dort den Chip für die Müllcontainer ausleihen. Die Klappbrücke in den Hafen öffnet erst in 15 Minuten. Wir nutzen die Zeit um den Müll wegzubringen. An vielen Stellen findet man in den niederländischen Städten solche Müllcontainer. Sie werden mit einem Chip bedient (über den wohl auch beim Entsorgungsunternehmen abgerechnet wird). Man hält den Chip vor ein Lesegerät im Mülleimer, dann kann man die Klappe öffnen und den Müllbeutel einwerfen, anschließend verriegelt die Klappe direkt wieder. Der eigentliche Müllcontainer befindet sich unterhalb des Gehwegs und kann von der Müllabfuhr elektrisch hochgefahren werden, wie bei einem Aufzug. Nach der Müllentsorgung schauen wir uns schon mal den Platz an, wohin eMMa gleich verlegt wird, von Land an. Kurz darauf öffnet sich die Brücke und wir fahren in den pittoresken Hafen. Wirklich schön hier!

Auch an Bord gibt es so etwas wie Haushalt. Wäsche waschen, aufräumen, Einkaufen, dazwischen ein Gang zum Yachtausrüster. Wir haben eine Einkaufsliste für eMMa. Jedes Mal, wenn uns etwas einfällt, kommt das darauf und wenn wir in einer Stadt einen Yachtzubehörladen finden, dann schauen wir, was wir von dieser Liste akut brauchen und was wir dort bekommen können. Danach entscheiden wir, was jetzt angeschafft wird und was auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann.

Natürlich steht heute auch noch Stadt angucken und schauen, wo der Bahnhof ist auf unserem Programm, aber zuvor nutzt Melanie ausgiebig die Duschen des Hafens. Mit frisch gewaschenen Haaren und gut duftend machen wir uns also auf den Weg in die Altstadt. Auch Middelburg hat eine mächtig alte Geschichte mit vielen tollen alten Häusern, Kirchen, einem Kloster und aber auch einer tollen Fußgängerzone mit ganz vielen unterschiedlichen Geschäften. Uns fällt auf, dass es bisher in jeder Stadt, in der wir in den Niederlande waren, mindestens ein Musikfachgeschäft gibt. Die Niederländer müssen sehr musikalisch sein! Melanies Aufmerksamkeit erlangt allerdings diesmal mehr ein Kreativ-Fachgeschäft. Sie fühlt sich sofort in ihre Kindheit zurückversetzt. Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt. Egal ob fürs Basteln, Malen mit den unterschiedlichsten Materialen, Fimo, Ton, Handarbeiten, Häkeln, Filzen, Patchwork, Zeichnen, Malen nach Zahlen, Kerzengießen, Keramik bemalen, Holzbrennerei und auch neuere Trends wie Scrapbooking, Sketchbooking und vieles mehr.

Auf dem Weg Richtung Bahnhof bleiben wir kurz stehen um auf unsere Offline-Karte auf dem Handy zu schauen. Die App heißt übrigens Guru Maps und ist sehr zu empfehlen. Melanie fährt sich mit der linken Hand durch die Haare, weil sie dort etwas krabbelte. Tja, die frisch gewaschenen Haare haben dazu geführt, dass eine Biene sie mit einer wohlriechenden Blume verwechselte. Sie war gerade dabei hinter Melanies Ohr unter das Stirnband zu krabbeln. Dass Melanie sie dabei stört, findet sie nicht so toll und sticht ihr in den Daumen. Das tut weh! Der Stachel ist zum Glück nicht steckengeblieben, aber der Daumen wird rasch dick. Wir finden den Bahnhof, wo wir morgen Lara einsammeln müssen, und an Bord kommt erst einmal ein Kühlakku auf den Daumen.

Dienstag, 24.08.2021 - Wir beginnen den Tag ganz langsam und gemütlich. Haushalt machen, die gewaschene Wäsche von gestern zusammen legen und die Gästekabine vorbereiten. Und Markus geht joggen. Wieder mal 10 km! Melanie hat keine Ahnung, wie er das immer wieder schafft. Pünktlich, nicht wie die Deutsche Bahn, kommt Laras Zug am Mittag um 13:31 Uhr in Middelburg an. Es ist so schön, sie wiederzusehen! Markus läuft noch einmal zum Supermarkt und besorgt weitere Getränke, während Melanie mit Lara zusammen schon mal Richtung Boot läuft. Sie beobachten das Geschehen rund um die Drehbrücke. Es ist immer wieder faszinierend die Abläufe zu beobachten. Die Drehbrücke ist nur für Fußgänger, Radfahrer und Rollerfahrer freigegeben, außerdem dürfen die Linienbusse sie nutzen. Der Verkehr wird auf beiden Seiten durch jeweils einen Verkehrspolizisten geregelt. Und zwar so richtig mit Trillerpfeife und Handzeichen! Verkehrsballett vom Feinsten!

Am Nachmittag schlendern wir gemeinsam mit Lara durch die Altstadt, schauen uns die Klostergebäude an und essen eine Portion Kibbelinge. Außerdem kaufen wir zwei Postkarten, eine für Oma Christel und eine für Sara (Melanies Bezugspflegekind aus ihrer alten Arbeit). Wieder an Bord schreibt Melanie sie fertig, die Briefmarken hat sie auch gleich mit gekauft. Jetzt nur noch abschicken, aber wo ist der nächste Briefkasten? Wir suchen auf der Handykarte - Fehlanzeige. Auch die Offlinekarte gibt uns keine befriedigende Auskunft. Also fragt Melanie kurzerhand unseren neuen Nebenlieger, ein Niederländer, der auch Deutsch sprechen kann. Er kommt zwar nicht von hier, sucht aber auf der Homepage der niederländischen Post für uns und zeigt den Briefkastenstandort auf der Karte an. Lara und Melanie machen sich auf die Suche und werden am genannten Ort auch fündig. 

Zurück an Bord besprechen wir gemeinsam die Pläne für die nächsten Tage. Morgen werden wir das allerletzte Stück Staandemastroute fahren und dann wieder auf die Nordsee rausgehen. Melanie ist nervös davor und kann selbst gar nicht so genau sagen, warum.

Mittwoch, 25.08.2021 - Wir stehen zeitig auf, weil wir die Brückenöffnung um 8:15 Uhr mitnehmen müssen. Unser Nachbarlieger, der uns gestern mit dem Briefkasten geholfen hat, hat bis Vlissingen heute den gleichen Plan wie wir. Und so fahren wir gemeinsam durch die kleine Hafenbrücke und danach den Kanal bis Vlissingen entlang. Unterwegs kommen noch ein paar Brücken hinzu. In Vlissingen trennen sich dann unsere Wege, das andere Boot sucht sich einen Liegeplatz und wir gehen durch die Schleuse weiter in die Nordsee. Wir werden gemeinsam mit einem Fischkutter in der kleinen Schleusenkammer geschleust. Die füllen die beiden Schiffe auch gut aus. Der Schleusenhub beträgt gute 2 m und es geht abwärts. Aus Vlissingen heraus machen wir ordentlich Fahrt, denn der Strom schiebt uns. Wir müssen das breite und gut befahrene Fahrwasser queren und so beginnt für uns ein Zick-Zack-Lauf zwischen den großen Pötten durch. Auf der anderen Seite des Fahrwassers, natürlich außerhalb der Tonnenmarkierung, also quasi auf dem Seitenstreifen, setzen wir die Segel. Es folgt ein toller Segeltag. Irgendwann kippt der Strom und nun wird das Wellenbild abgehakt und unruhig. Markus schaut sich noch mal die Häfen von Belgien im Reeds an. Das bekommt ihn noch nicht so gut und er benötigt erst einmal eine Erholungspause für seinen Magen. Melanie segelt eMMa Richtung Nieuwpoort. Wir können den Kurs nicht ganz anliegen lassen und entscheiden uns etwa 4 sm vor der Einfahrt dazu die Segel wegzunehmen und unter Motor den direkten Kurs zu fahren. Nächstes Mal kreuzen wir wieder vor dem Wind, denn das Gerolle ist wirklich ätzend! Es erfordert viel Aufmerksamkeit nach Nieuwpoort einzulaufen, da die Wellen noch weit hinein rollen. Und da steht doch tatsächlich an der Einfahrt Geschwindigkeitsbegrenzung 5 kn! Aufgrund der Wellen ist es unmöglich diese einzuhalten. Aber hinter den langgezogenen Molen und der Baustelle für ein neues Sperrtor beruhigen sich die Wellen sehr schnell. Wir legen am Meldesteg für die „Visitors“ im riesigen Yachthafen von Nieuwpoort an. Gar nicht so einfach, denn dort ist nur wenig Platz und vor uns am Längssteg liegt bereits eine Yacht. Markus und Melanie machen sich auf den Weg zum Hafenmeisterbüro. Der Hafenmeister legt für eMMa ein neues Profil an, denn natürlich waren wir bisher noch nie hier. Er schaut im System nach und weist uns einen Platz zu. Steg E vor Kopf als zweites Boot hinter einem Motorboot. Wir schauen uns den Platz zunächst vom Steg aus an, besprechen das Manöver und gehen dann zurück an Bord. Lara ist so lieb und geht über den Steg an den neuen Platz. Das ist hilfreich, da sie dann die Leinen direkt an Land annehmen kann, denn viel Platz haben wir nicht. Danach wird alles gut vertäut. Wir haben direkt für zwei Tage bezahlt, da für morgen viel Wind und Regen angesagt ist.

Donnerstag, 26.08.2021 - Wir schlafen aus. Markus und Melanie machen sich gemeinsam auf den Weg zum Waschhaus. Die Marina ist riesig. Laut Reeds hat sie mehr als 1000 Liegeplätze! Wir beschließen vom Waschhaus aus direkt zum Bäcker zu laufen und Brot und Brötchen zu kaufen. Ein Fußweg von 15 Minuten, einfacher Weg. Wir haben wohl den beliebtesten Bäcker der Stadt erwischt, denn die Schlange davor ist viele Meter lang. Hier in Belgien tragen auch wieder alle Masken und halten schön Abstand. Mit den Backwaren unter dem Arm kommen wir wieder an Bord an. Passend, denn da fängt es auch schon an zu schütten! Lara hatte sich schon gedacht, dass wir Brötchen holen waren, denn warum sollten wir sonst so lange wegbleiben! Wir frühstücken gemütlich. Das Wetter lädt eigentlich nicht zum Spazierengehen ein, aber wir brauchen alle etwas Bewegung und frische Luft. Auf gehts, Nieuwpoort wartet! Es gibt einen Altstadtbereich, wo sich eine interessante, wenn auch etwas düstere Kirche und ein weiterer „Kirchturm“ befindet. Dieser entpuppt sich allerdings als ein Wehrturm mit angrenzendem Ratssaal. An vielen Ecken findet man Kunst. Und wie das so mit Kunst ist, bei manchen Sachen fragt man sich „Ist das Kunst oder kann das weg?“. Auch hier finden wir interessante kleine Fachgeschäfte, die man in Deutschland nur noch selten findet. Die Geschäfte haben allerdings alle Mittagspause und so bewundern wir nur ausgiebig ihre Schaufenster. Melanie gerät fast aus dem Häuschen, als sie ein Patchworkfachgeschäft entdeckt und an den Fenstern eines Modellbaugeschäfts können wir uns kaum sattsehen an den vielen Details mehrerer Puppenstuben.

Wir trotzen dem Regen und laufen noch etwas an der Promenade entlang. Auch hier landen wir wieder einmal in einem Yachtausrüster-Geschäft und können hier endlich eine Gastlandflagge für Spanien erwerben. Als es dann zum vierten Mal regnet, entscheiden wir uns für den Rückweg. Bei der Bäckerei vom Morgen kaufen wir Tortenstücke zum Mitnehmen. Zurück an Bord kochen wir dazu einen Tee, machen es uns unter unserer Kuchenbude im Cockpit gemütlich und genießen die belgische Kuchenkunst. Sehr lecker! Dabei besprechen wir den großen Plan für die nächsten Tage. Das Wetterfenster passt für die Fahrt durch den englischen Kanal. Also werden wir es nutzen. Wie oft wir heute schon die Tide berechnet haben, die Abfahrtszeit festgelegt haben und die Wind- und Wellendaten gecheckt habe - wir wissen es nicht mehr! Wir rechnen mit ca. 48 h auf See! Es ist nicht das erste Mal, dass wir so lange unterwegs sein werden, aber das erste Mal im englischen Kanal. Und vor dem Schiffsverkehr dort, hat vor allem Melanie einen Heidenrespekt!

Freitag, 27.08.2021 - Wir stehen um 7 Uhr auf um alles in Ruhe vorzubereiten. Um 9 Uhr bringt Markus noch die Waschhaus-Karte ins Hafenmeisterbüro. Um 9:40 Uhr legen wir ab. Sogar die Sonne lässt sich blicken! Tide und Strom wurden von uns korrekt berechnet bzw. abgelesen und so geht es mit ordentlich Tempo Richtung Calais. Damit wir die Stunden gut schaffen, beginnen wir sofort nach dem Segelsetzen mit unserem bewährten Wachrhythmus. Alle drei Stunden wird gewechselt.

Wir haben die Wind- und Wellenvorhersage mehrfach diskutiert und uns dazu entschieden uns nach Calais auf der englischen Seite des Kanals aufzuhalten, da die Welle auf der französischen Seite durch den anhaltenden Nordwind deutlich ruppiger ausfallen wird. So biegen wir nach Calais also wir rechts ab, denn der englische Kanal besteht aus einem riesigen Verkehrstrennungsgebiet. Man muss sich das etwa so vorstellen wie eine mehrspurige Autobahn für Schiffe. Das ganze wird von einem Mittelstreifen getrennt und jede Spur ist etwa 4 bis 5 sm breit. Mit einem Segelboot von einer Seite auf die andere zu fahren ist also wie zu Fuß eine Autobahn zu überqueren. Allerdings ist unsere Variante erlaubt, wenn es auch bestimmten Regeln unterliegt. An die halten wir uns sehr genau. Melanie hatte unglaublich viel Respekt davor und ausgerechnet sie hat nun ihre Wache genau in diesem Reiseabschnitt. Aber es stellt sich heraus, dass es gar nicht so schlimm wird, wie sie es befürchtet hatte. Es sind einige große Frachter und Tanker unterwegs, aber sie sind ebenso gut auf dem AIS sichtbar, wie die großen Fähren zwischen Calais und Dover auch. Dadurch, dass wir heute so gut Fahrt gemacht haben, haben wir diesen Streckenabschnitt nun noch vor Sonnenuntergang hinter uns. Auf der englischen Seite angekommen hissen wir die englische Gastlandflagge und machen ein Foto. Denn es ist schon etwas besonderes, dass wir mit eMMa nun hier sind, auch wenn wir England aus unterschiedlichen Gründen nicht anlaufen werden. eMMa ist in England gebaut worden und der Vorbesitzer kommt aus England. Unsere Wettertaktik geht auf und so haben wir eine relativ ruhige Fahrt durch die Nacht an der englischen Küste entlang.

Was wirklich ätzend ist, ist der Strom im englischen Kanal! Etwa alle 6 Stunden kippt die Tide und damit auch die Strömung. Das ist bei Wind aus Nord bis Nordost so lange schön, wie der Strom mit einem läuft. Aber in den anderen 6 Stunden läuft er gegen den Wind und dann wird die Welle unruhig, kurz, hakelig und ätzend. Es ist dann unglaublich viel Bewegung im Schiff. Bewegungen, die auch oft nicht vorhersehbar sind. Der Körper ist also dauerhaft in Bewegung, gleicht jede Schiffsbewegung aus, auch im Schlaf. Melanie ist innerlich sehr angespannt. Ihr ist nicht übel und sie ist auch nicht seekrank, aber ihr Körper ist so fest, dass sie einfach nichts essen kann. Markus bietet ihr immer wieder etwas an, aber bis auf kleine Bisse, bringt sie nichts runter. Trinken geht aber zum Glück ganz gut. So geht es in die Nacht. Zunächst können Melanie und Lara noch die Sterne beobachten. Es ist so schön, wenn man die Milchstraße so klar und deutlich über einen stehen sehen kann! Später dann, als Lara ins Bett verschwindet, geht der Mond auf. Hier auf dem Wasser wirkt die Nacht dann ganz schön hell.

Samstag, 28.08.2021 - Am frühen Morgen rächt sich die verminderte Kalorienzufuhr bei Melanie. Der Schlafmangel tut sein übriges und sie muss Markus bitten, seine Wache eine Stunde eher zu übernehmen. Sie versucht in der Koje etwas Schlaf nachzuholen und isst am Morgen eine Nektarine. Markus genießt den Sonnenaufgang auf See, auch wenn es wirklich kalt geworden ist. Die nächste Wache übernimmt Melanie dann wieder wie geplant. Viel Schlaf bekommt keiner von uns, da es immer wieder zu ekeligen Wellenbildern kommt. Am Tag lassen wir dann das Verkehrstrennungsgebiet hinter uns und queren diagonal von der englischen auf die französischen Seite. Das hört sich nach „mal eben“ an, bedeutet aber viele Stunden Segeln. Und immer wieder kreuzen große Schiffe unseren Weg. Viele sind so freundlich und passen ihren Kurs an, so dass wir unter Segeln unseren Kurs bei behalten können. Zwischendurch schläft der Wind mal für zwei Stunden ein, die See ist total ruppig und wir fahren diese Zeit unter Motor, damit wir überhaupt etwas Fahrt in die richtige Richtung machen, denn der Strom steht wieder mal gegen uns. Zum Abend hin sind wir schon wieder auf der französischen Seite und wechseln schon mal die Gastlandflagge. Die Nacht fühlt sich sich deutlich wärmer an, als die letzte.

Sonntag, 29.08.2021 - Der Wind hat weiter auf Nordost gedreht, was für uns heißt, dass wir vor dem Wind kreuzen müssen. Wir hätten auch unser Passatsegel setzen können, aber es gibt zwei Dinge, die dagegen sprechen. Nummer eins ist das Wellenbild, denn dadurch ist deutlich weniger Druck im Segel und es wird noch schaukeliger. Nummer zwei ist Melanie, sie schafft es wenigstens bis zum Morgen eine Banane zu essen. Es fehlt ihr einfach an Energie und für das Passatsegel müssen wir bei diesem Wind die Bäume ausrichten, dafür fehlt ihr aber heute einfach die Kraft und die Geduld und so verwerfen wir das ganze für dieses Mal. Für denjenigen, der am Ruder steht ist es zwar anstrengend, weil er ständig jede Bewegung mit dem gesamten Körper ausgleicht, aber für die Leute in der Freiwache ist es nicht weniger anstrengend, weil sie zum einen im Liegen trotzdem die Bewegungen ausgleichen, zum anderen die Geräuschkulisse einen oft aus dem Schlaf reißt. Wir segeln bis knapp eine sm vor die Hafeneinfahrt. Dort bergen wir die Segel und fahren unter Motor durch die riesige, westliche Durchfahrt in die Bucht von Cherbourg. Das erste Morgenlicht hilft uns bei der Auswahl des Ankerplatzes. Der Anker fällt auf 5 m Wassertiefe. Die riesigen Befestigungsmauern halten die ruppigen Wellen weitestgehend draußen. Wir setzen den Ankerball, machen vorsorglich noch das Ankerlicht an, da die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Danach fallen wir in die Kojen und holen erst einmal etwas Schlaf nach.

Nach einem späten Frühstück wird erst einmal aufgeräumt. Später machen wir das Dinghy fertig. Der Außenborder springt dieses Mal sofort an. Da hat Markus beim letzten Mal gute Arbeit geleistet. Er freut sich und düst erst einmal eine Runde und erkundet die Umgebung. Lara und Melanie sehen neben eMMa einen Seehund auftauchen, der sich erst einmal neugierig umschaut, bevor er wieder abtaucht.

Wir machen uns mit dem Dinghy auf den Weg zum Land. Zu Fuß umrunden wir das Militärgelände, schauen uns den breiten Sandstrand, es ist Niedrigwasser, an und wollen uns ein Eis kaufen. Aber die Schlange am Kiosk ist uns einfach zu lang. Wir erkunden die alten Gassen dieses kleinen Ortes, der zu Cherbourg gehört. Die Sonne scheint und es ist warm. Wir kraxeln hoch zur Kirche und dem örtlichen Friedhof. Drumherum gibt es viele kleine, enge Gassen, tolle Blumen und viel Grün. Die Aussicht von dort oben ist einfach toll! Und wir sehen eMMa in der Bucht unter uns liegen. Auf dem Rückweg zur Bucht halten wir Ausschau nach einem Bäcker, Kiosk oder Eiscafé, aber es kommt nichts mehr. Unser Dinghy liegt, angeschlossen und festgebunden, noch immer an der Stelle, wo wir es hinterlassen haben. Nur ein paar Meter tiefer als zuvor, aber das hatten wir eingeplant. Vorsichtig laufen wir über die rutschige Steinrampe, klettern ins Beiboot und düsen zurück zur eMMa. Wieder an Bord sitzen wir gemütlich in der Sonne im Cockpit. Markus macht den Grill an und Lara traut sich echt schwimmen zu gehen. Das Wasser ist ganz schön kalt, aber sie schwimmt tapfer einige Runden um eMMa herum. So lässt es sich aushalten!

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