Zeitraum: | 16.08.2021 - 22.08.2021 |
Revier: | Niederlande, Staandemastroute und Grevelingenmeer |
Boot: | eMMa - Moody 44 |
Crew: | Markus Melanie |
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Wochenbericht 5 - So hatten wir den Sommer aber nicht bestellt!
Manchmal vergessen wir einfach, welcher Wochentag ist, denn bei uns fühlt sich eigentlich fast jeder Tag wie Samstag an. Judith und Sönke Rövers haben ihr Buch nicht umsonst „1200 Tage Samstag“ genannt. Das Buch ist übrigens sehr zu empfehlen! Und wir wissen auch nun warum es diesen Titel trägt. Man kann ausschlafen, hat dann ein paar Sachen zu erledigen wie Wäsche waschen oder Einkaufen oder Routenplanung oder Haushalt oder oder oder. Dann segelt man ein Stück, oder auch ein längeres Stück, legt irgendwo an, entdeckt etwas Neues und man kann lange aufbleiben, also all das, was man sonst immer nur am Samstag gemacht hat. Nun schreibt Melanie ja zum Glück Reisetagebuch und dadurch kann sie unseren Samstag meistens auch einem Datum zuordnen.
Samstag (Montag), 16.08.2021 - Wir legen um 9:40 Uhr von unserem Liegeplatz in Dordrecht, längsseits an einem großen Motorboot, ab und passieren um 9:50 Uhr die kleine, sehr schmale Durchfahrt durch die Klappbrücke des Hafens. Leider zeigt die große Eisenbahnbrücke bereits grün, als wir um die Ecke biegen. Das schaffen wir nicht, dafür ist die Strecke zu lang! Also eine Stunde warten! Am Wartesteiger liegt eMMa sehr unruhig, weil ständig Berufsschiffe auf der Oude Maas entlang fahren und die Waterbusse entlang düsen. Der Wind ist heute kräftig und der Himmel grau. Und Melanies Laune ist auf einem Tiefpunkt, denn ihr Tag hat nicht so gut angefangen. Sie ist vom Regen geweckt worden. Gestern haben wir schlauerweise noch die Kuchenbude geschlossen, aber alle Luken offen gelassen. So war Melanie heute morgen von 0 auf 100 in drei Sekunden, ist durchs ganze Boot geflitzt und hat alle Luken geschlossen und Regenwasser aufgewischt.
Als die Eisenbahnbrücke endlich das Zeichen gibt, dass sie gleich öffnet, sind wir abfahrbereit. Rasch abgelegt und durch die Brücke. Es bleibt an diesem Tag wieder nicht die Einzigste. Immer wieder ergießen sich Regenschauer über uns. Melanie verzieht sich unter Deck und schreibt mit ihrer Freundin Susi WhatsApp Nachrichten, die sie etwas aufmuntern sollen. Aber so richtig wird ihre Laune nicht besser und so gibt es zum ersten Mal seit Abreise zwischen uns Stress, denn auch Markus schlägt dieses dauergraue Wetter aufs Gemüt und die Laune.
Vor der Volkerak-Schleuse beschließen wir, dass es heute keinen Sinn mehr für uns macht, heute noch weiterzufahren. Dafür müssen wir an die Übernachtungsseite des Stegs verlegen. Wir laufen gemeinsam den Steg rauf und finden noch eine sehr enge Lücke. Dreimal schreiten wir die Lücke ab, zählen die Schritte, gehen zurück zur eMMa, zählen wieder Schritte. Es müsste passen. Und es passt auch, dank eines perfekten Anlegemanöver der beiden, Melanie am Rad, Markus an den Leinen! Das hebt die Stimmung gleich etwas. Bei einem Gin Tonic sprechen wir noch mal über den Tag und räumen die Missverständnisse aus dem Weg. Wir lassen den Abend dann mit Chips, Gummibärchen, Getränken und einer Runde Mario Party auf der Switch ausklingen. Gibt das Leben dir Zitronen - mach Limonade draus!
Samstag (Dienstag), 17.08.2021 - Melanies Laune ist heute zum Glück besser, das Wetter leider nicht. 16 Grad und immer wieder dicke Regenschauer, häufig Nieselregen, man könnte meinen, es ist Herbst! Wir sprechen über die Gegensprechanlage am Steg mit der Schleuse. Die Dame auf der anderen Seite der Leitung ist sehr nett und bestätigt uns, dass wir mit unserer Masthöhe nicht in der Yachtschleuse geschleust werden können, weil wir anschließend nicht unter der Autobahnbrücke durch passen. Wir sollen zur Berufsschleuse rüber fahren, dort die Schleuse anfunken und dann werden wir dort mit geschleust und das Brückenteil der Autobahnbrücke ist dort klappbar. So machen wir es also! Vor uns fährt ein großes Frachtschiff in die Schleuse ein und wir erhalten die Anweisung über Funk, dass wir am Schleusenende festmachen sollen. Der Höhe des Schleusenhubs beträgt 60 cm. Als der Schleusenvorgang beendet ist, fährt das Berufsschiff heraus und wir müssen noch warten. Denn nun wird für uns wird die Autobahn nun lahmgelegt, zumindest für ein paar Minuten. Als die Brücke oben ist, fahren wir raus und ein anderer Segler von der Gegenrichtung wieder rein.
Auf dem Volkerak herrscht starker Schiffsverkehr. Wir folgen diesem flußähnlichen Gewässer etwa 5 sm und biegen dann bei Benedensas Richtung Steenbergen in einen kleinen Seitenarm ab. Eigentlich wollen wir am Ufer vor der kleinen Schleusen-/Fußgängerbrücke festmachen. Das darf man auch, aber wir finden keine Möglichkeit die Leinen vernünftig zu befestigen. Und unsere Schärennägel werden hier in dem sumpfigen Boden auch keinen Halt finden, so dass die 12 Tonnen eMMa sicher auch bei kräftigen Böen liegt und fest ist. Erst am nächsten Tag sehen wir, dass es eine Befestigungsmöglichkeit unter dem überwucherten Rand gibt. Auf die Idee dort zu suchen wären wir beide nicht gekommen. So fahren wir eMMa also wieder ein Stück zurück, wenden und nehmen dieses Mal den Weg durch die offene Schleusenkammer. Einzig eine kleine Fußgängerbrücke, die sich auf Anforderung von Fußgängern oder Radfahrern über denn Kanal schiebt, versperrt von Zeit zu Zeit für einige Minuten den Weg. So landen wir also im kleinen, idyllischen Yachthafen De Vliet, zahlen unser Liegegeld brav mittels Briefumschlag und werfen diesen in den Briefkasten beim Hafenmeisterbüro. 13,50 € kostet uns hier die Nacht, WiFi inklusive. So günstig haben wir schon lange nicht mehr irgendwo gelegen. Duschen und Strom kosten extra, aber auch über deren Preise ist nicht zu meckern. Einzig über das Wetter können wir schon wieder meckern, denn es ist mit 14,8 Grad tagsüber einfach zu kalt für diese Jahreszeit. Und dazu der Dauerregen! Wir hören Musik für die gute Laune, schreiben Reisetagebuch, nutzen das WiFi und entspannen genüßlich!
Samstag (Mittwoch), 18.08.2021 - Wir beschließen heute noch hier im Yachthafen De Vliet zu bleiben. Das WiFi ist gut und Melanie braucht dringend Bewegung. Markus möchte nicht mit und so macht Melanie sich nach dem Frühstück und zwei missratenden Versuchen, mit dem eigentlich richtigen Code das Gelände zu verlassen, auf dem Weg in die nächstgrößere Stadt. Sie läuft über Den Heen weiter nach Steenbergen. Die beiden Kirchen, die sie eigentlich besichtigen wollte sind leider geschlossen, doch auch von außen sind sie sehr imposant. Danach macht sie sich auf die Suche nach einem Bankautomat. Unsere App sagt, es gibt dort keinen. Aber sie fragt mehrere Passanten und es zeigt sich, dass die Bankautomaten hier in Geschäften stehen. So landet sie in einem Buch- und Zeitschriftengeschäft und wartet geduldig, bis sie an der Reihe ist. Anschließend kauft sie noch für uns beim örtlichen Aldi ein und macht sich dann mit dem Rucksack voller Einkäufe auf den Heimweg. Unterwegs kommt sie dabei am Fort Henricus vorbei. Von dem ehemaligen Fort sind nur noch die Wallanlage und die Wassergräben. Hin und zurück macht das dann eine Strecke von 17 km! So kommt sie völlig erschöpft, mit Blasen an den Füßen, aber glücklich wieder bei uns an Bord an. Und bis auf zwei kurze Nieselregenschauer war es heute auch echt trocken unterwegs!
Nach einer wohlverdienten, heißen Dusche kuscheln wir uns bei wieder eingesetztem Dauerregen unter Deck in den Salon und nutzen das spitzenmäßige WiFi für einen Serienabend. Wir mögen diese Art von Fernsehen. Normales Fernsehen haben wir bereits seit Januar 2021 nicht mehr und ehrlich gesagt, wir vermissen es auch nicht. Wenn wir mal einen Film schauen wollen, nehmen wir unser MacBook, schließen den externen Monitor an und suchen uns eine DvD oder einen Film von unserer Festplatte aus. Haben wir gutes Internet, dann nutzen wir Online-Filmdienste. Das ganze natürlich ohne Werbung. Eine Wohltat! Auch die Tagesschau gucken wir schon lange nur online über die ARD-Mediathek und zwar zu Zeiten, die uns passen.
Hinter uns liegt ein kleines Segelschiff, vielleicht 28 Fuß lang. Belgier, die gemeinsam mit ihren beiden Kindern Urlaub machen. Kurzzeitig haben wir ein schlechtes Gewissen, weil wir zu zweit 44 Fuß zur Verfügung haben. Das sind dann die Momente, wo wir uns selbst sagen müssen, dass wir aber mit unserem Zuhause unterwegs sind!
Samstag (Freitag), 20.08.2021 - Melanie wacht mal wieder vor 8 Uhr auf. Draußen scheint echt die Sonne! Und das, obwohl eigentlich Regen angesagt war! Nicht einmal auf den Wetterbericht kann man sich verlassen. Wir lassen den Tag langsam beginnen. Frühstück im Cockpit, dank Kuchenbude ist es hier kuschelig warm. Nach dem Essen besprechen wir den Tag. Heute wollen wir tauchen und schnorcheln gehen. Markus sagt, dass er zunächst die Flaschen füllen muss. Er baut alles auf, der Generator springt auch gleich an, aber der Kompressor nicht. Er versucht unterschiedlichste Einstellungen und Konfigurationen, aber nichts führt zum Erfolg. Nun ist guter Rat teuer, denn die Einzelkomponenten funktionieren ohne Probleme. Der Fehler ist irgendwie nicht ersichtlich. Melanie versucht Markus zu trösten, aber die Stimmung ist trotz schönem Wetter gedämpft. Wir sprechen die unterschiedlichsten Szenarien durch und Markus schreibt eine Email an einen Spezialisten. Während wir auf Antwort warten, beschließen wir erst einmal Schnorcheln zu gehen. Vom Boot aus geht es los, einmal um die kleine Insel herum und wieder zurück zum Boot. Es gibt Unmengen an Austernmuscheln, Krebse, Babyhummer, Quallen, Pflanzen, Algen, Korallen und immer wieder Schwärme von kleinen Fischen zu sehen. Das Wasser ist trotz Lavacor echt kalt und Markus gibt auf den letzten Metern noch mal ordentlich Gas, weil er raus möchte. Die Belgier von gestern sind heute morgen bereits nach ihrem Frühstück abgelegt. Kurzzeitig lag ein Segelboot mit einem älteren Pärchen und Hund hinter uns. Als wir vom Schnorcheln zurückkommen legen die aber auch schon wieder ab. Am Nachmittag liegt ein kleines Motorboot mit vier Personen an Bord zum Sonnenbaden dort an. Als es kurzzeitig mal wieder etwas regnet, verschwindet auch das offene Motorboot ganz schnell. Dann kommt eine Familie mit vier Kindern ebenfalls nur für einen Badestop hier vorbei. Das Anlegen läuft schon sehr chaotisch ab, aber das Ablegen ist noch chaotischer. Von Leinenarbeit scheinen sie noch nie etwas gehört zu haben und prompt sitzen sie im seichten Wasser fest. Die armen Muscheln!
Wir genießen den restlichen Tag. Markus erhält vom angeschriebenen Spezialisten eine Antwort. Er rät uns ein weiteres Bauteil ins System einzusetzen, dann müsste auch alles wieder funktionieren. Wir erledigen kleinere Aufgaben, die an Bord angefallen sind, grillen und lassen den Abend gemütlich ausklingen.
Samstag (diesmal wirklich Samstag, 21.08.2021 - Wir haben ausgeschlafen! Wir beginnen den Tag heute mit Hausputz. Alle Flächen werden abgeledert und es wird Staubgesaugt. Nach 45 Minuten sind wir mit allem fertig. Es hat auch Vorteile wenig Wohnraum zu haben!
Danach sitzen wir gemütlich im Cockpit beim Frühstück. Nach dem Frühstück macht Melanie den Abwasch und Markus trocknet ab, allerdings nutzt er ganz schnell die Chance beim Leinen annehmen zu helfen, als hinter uns ein Segelboot anlegen möchte. Kurze Zeit später ist es sehr lustig vier Erwachsene dabei zu beobachten, wie sie Wäscheklammer, in denen ein Stück Speck klemmt, an Schnüren ins Wasser halten und Krebse damit fangen.
Wir gehen erst noch mal eine Runde Schnorcheln. Heute scheint dabei so schön die Sonne und wir nehmen die GoPro mit und machen viele Bilder. Hoffentlich sind ein paar davon auch was geworden. Am Nachmittag bekommen wir Besuch. Ein Seglerpaar, das wir beim Medizin an Bord Kurs im letzten Jahr kennengelernt haben, kommt mit ihrer Charlie hierher. Wir freuen uns riesig darüber, dass dieses Treffen klappt! Sie legen längsseits an und nach gegenseitigen Bordbesuchen und einer Baderunde quatschen wir natürlich sofort über all die Ideen, Projekte, Ausstattungsgegenstände, Bürokratisches, die den Langfahrtsegler dringend interessiert. Dabei wandern wir vom Cockpit der Charlie in eMMas Cockpit und später in unseren Salon. Irgendwann gewinnt die Müdigkeit, obwohl wir wahrscheinlich noch stundenlang hätten zusammensitzen können, ist für heute Schluss!
Samstag (Sonntag), 22.08.2021 - Diesen Tag hat Melanie in ihrem Reisetagebuch nur in Stichpunkten verfasst, denn mehr hat er eigentlich nicht verdient.
- Verabschiedung Charlie-Crew (das Schwerste, wenn man unterwegs ist -> es war soooo schön mit euch!
- Dicker Regenschauern
- Ablegen im Regen
- Gewitter hinter uns
- Wenigstens ein kurzes Stück unter Segeln zurückgelegt, Passatsegel fliegend gefahren
- Schleuse Grevelingenmeer: freundlicher Schleusenwärter „Welcome, eMMa! You can go wherever you want!“ Es ist total leer in der Schleuse. Es werden mit uns nur 5 weitere Boote geschleust.
- kurz Sonne, kurz Segelsetzen
- Starke Böen, starker Strom gegenan, Melanie hat schlechte Laune, unter Motor weiter bis zur Schleuse am Versemeer. Schleusen ist für uns mit der Weile Routine, wir sind ein eingespieltes Team.
- Markus kocht unterwegs noch Chili-con-carne und Reis. Wir essen nach dem Anlegen an einen Natursteg im Versemeer
- Gewitter
- Früh schlafen gehen und den Tag ganz schnell abschließen!!!
- Es schüttet schon wieder!
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