Zeitraum: 01.01.2024 - 27.01.2024
Revier: Atlantik, Karibik, Grenada, Prickley Bay - Martinique, Le Marin
Boot: eMMa - Moody 44 - Markus
Crew: Markus
Melanie
Dorothea
Klaus


zurück   zur Übersicht   weiter

Wochenbericht 64 - Schwimmen mit Schildkröten

Während Markus auf Grenada eMMa wieder ins Wasser gebracht hat und noch fleißig am reparieren, aufräumen und putzen ist, zieht Melanie für die letzten Tage in Deutschland zurück zu Dorothee und Klaus. Gemeinsam beginnt das große Koffer und Tasche packen, denn zu dem normalen Reisegepäck von Dorothee und Klaus kommt natürlich Melanies große Tasche mit allem, was innerhalb von sechs Monaten mit musste und nun in der Karibik gebraucht wird. Zusätzlich muss eine Tasche mit Ersatzteilen für eMMa gepackt werden. Die Windfahne erhält ein neues Servoruderblatt. Wir brauchen eine neue Nationalflagge fürs Heck, sowie einen neuen Vereinsstander unseres Segelvereins Trans Ocean. Dazu kommen noch die ausgetauschten Medikamente, damit die Bordapotheke wieder komplett und auch noch etwas haltbar ist. Je näher der Abflug rückt, desto blanker liegen bei allen Beteiligten die Nerven. Doch irgendwie schaffen wir es dann doch alles zu verpacken. Und auch die Tasche mit dem wahnsinnig langem Servoruderblatt hat dann endlich das Maß, dass es als „Normalgepäck“ durchgeht.

Am 07.01.2024 geht es ganz früh am Morgen los. Na gut, eigentlich ist es noch Nacht. Jedenfalls bringt uns Johannes nach Dortmund zum Hauptbahnhof. Es ist bitterkalt und es hat sogar noch nachts geschneit und Dorothee steht mitten im Schnee mit ihrem riesigen Sonnenstrohhut auf dem Kopf! Phantastischer Anblick! Der Zug ist pünktlich und so fahren wir mit dem ICE direkt durch bis zum Frankfurter Flughafen. Im Flughafengebäude legen wir Kilometer um Kilometer zu Fuß zurück. Denn hier ist eine Baustelle und dort darf man nicht durch und da lang geht es nur nicht mit dem Kofferwagen und außerdem müssen wir eh zu einem ganz anderen Schalter … Irgendwann finden wir den richtigen Schalter und geben unser Gepäck auf. Taschen und Koffer wandern auf das automatische Gepäckband, nur die Tasche mit dem Servoruderblatt muss auf den Extra-Gepäckwagen für das Sperrgutgepäck abgegeben werden. Uns entstehen dadurch keine Zusatzkosten, nur auf dem Standard-Gepäckband würde sie stecken bleiben. Okay, dann eben ab auf dem Zusatzwagen damit!

Von den Koffern befreit und nur noch mit dem Handgepäck bepackt, machen wir uns auf zur Sicherheitskontrolle. Dort ist es, wie wir es erwartet haben, voll. Hatte Markus im Dezember das Glück von einem anderen Terminal zu fliegen, wo er nichts mehr aus dem Handgepäck ausräumen musste, dürfen wir noch alles an Elektrokram schön säuberlich in Boxen legen. Klaus und Melanie kommen gut durch die Kontrolle und beginnen schon einmal alles wieder ordentlich einzuräumen. Nur Dorothees Handtasche, ein kleiner Lederrucksack, wird herausgefischt und sie muss ihn ganz leer räumen. Wieder und Wieder geht der kleine Rucksack durch das Durchleuchtungsgerät und irgendwann sagt der Beamte auch wonach sie suchen: nach einem Messer! Und dann finden sie es tatsächlich. Dorothee hat ein winzig kleines Schweizer Taschenmesser in ihrer Handtasche gehabt, über die Größe muss selbst der Beamte lachen und sie darf es sogar behalten!

Das Boarding verläuft dann relativ entspannt und der Flug ist ebenfalls ganz angenehm. Sind wir bei Schnee und Eis in Deutschland losgefahren, so landen wir nun viele Stunden später im Hochsommer. Doch zunächst geht es durch die Immigration. Der Beamte nimmt Melanies Pass kontrolliert die Papiere, drückt seinen Stempel in den Reisepass und begrüßt sie mit einem „Welcome back in Grenada!“ ganz herzlich. Dann erhalten Klaus und Dorothee ebenfalls Stempel in ihre Pässe, die ersten überhaupt in ihren aktuellen Reisepässen! Nicht, dass sie bisher nie gereist sind, aber durch innereuropäische Reisen gibt es eben keine Stempel mehr in die Reisepässe. Bis wir durch die Kontrolle durch sind, ist auch unser Gepäck schon ausgeladen. Nur die Tasche mit dem Servoruderblatt ist nicht dabei! Wie sich herausstellt ist das komplette Sperrgut-Gepäck nicht ausgeladen worden. Es fliegt jetzt nach Barbados weiter und anschließend nach Frankfurt, bevor es eine Woche später wieder nach Grenada gebracht wird. So etwas nach einem Langstreckenflug braucht kein Mensch! So warten wir mit vier weiteren Passagieren am Lost-Schalter, machen Angaben über die Tasche und den Inhalt, geben Kontaktdaten an und hoffen, dass die Tasche uns irgendwann irgendwie erreicht. Dabei sind wir noch verhältnismäßig gut dran, denn in der Tasche war, außer dem Servoruderblatt, nichts was wir sofort und dringend bräuchten. Andere Passagiere vermissen ihre Kinderwägen oder ihre Kite-Ausrüstung für den Urlaub, da sieht die Sache schon ganz anders aus.

Endlich verlassen wir die Ankunftshalle und Melanie wird von Markus fest in die Arme genommen. Er hatte in der Zwischenzeit bereits ein Taxi organisiert und so fahren wir die kurze Strecke bis zur Spice Island Marina. Ein Abendessen im One Love, Dinghy-Transfer an Bord und endlich wieder zu Hause! Klaus und Dorothee dürfen, wie immer, die Achterkabine bewohnen, während Melanie und Markus sich ganz kuschelig die Vorschiffkabine teilen.

Am 08.01.2024 heißt es Jetlag erlegen und ankommen, die Gegend erkunden und natürlich schwimmen gehen. Dorothee genießt unsere neue Badeleiter sehr! Und Melanie muss sich an die Nähmaschine setzen. Es ist kaum zu glauben, was UV-Strahlen alles so anstellen! Alle Nähte der Bimini müssen nachgenäht werden, teilweise hatte sich die komplette Reißverschlussnaht abgelöst. Eine schweißtreibende Arbeit, aber dringend notwendig, denn sonst fehlt uns der Schatten im Cockpit.

Der 09.01.2024 ist Melanie beruflich sehr eingespannt. Markus erkundet derweil mit unseren beiden Gästen St. Georges. Den Hafen mit der Festung auf dem Hügel, die heute als Polizeihauptquartier dient. Der Botanische Garten, der ihnen einen ersten Einblick in die Vielfalt der karibischen Pflanzen gibt und dessen große Bäume als Unterschlupf bei den kurzen, aber sehr kräftigen, Regenschauern dienen. Sonne, strahlend blauer Himmel und weltuntergangswürdige Wolkenbrüche wechseln sich ab. Für unsere beiden Besucher ist es natürlich eine richtige Reizüberflutung. Besonders die Fahrt in den örtlichen Kleinbussen und der erste Einkauf in einem karibischen Supermarkt hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Nicht nur wegen der Preise, sondern auch weil die Mitarbeiter mit Wollmützen und Westen bekleidet durch den Markt laufen. Den restlichen Tag verbringen wir gemeinsam ganz entspannt an Bord.

Für den 10.01.2024 ist noch ein Landausflug geplant. Zu viert machen wir uns auf den Weg zu den Annandale Falls. Dort kommt man relativ einfach mit den normalen öffentlichen Kleinbussen hin und muss von der Haltestelle aus nicht so weit laufen. Dorothee und Klaus erhalten hier das erste Dschungelfeeling, sehen die ersten Eidechsen und Bananenpflanzen mit Blütenstand und Früchten und können unter dem Wasserfall stehen. Der Zutritt zum Gelände kostet Eintritt, dafür sind die Wege gut befestigt und auch für Menschen, die nicht ganz so gut zu Fuß unterwegs sind, gut zu laufen. Auf dem Rückweg trinken wir an einem kleinen Imbiss einen Saft aus frischen Früchten und eine Cola. Von der Bushaltestelle aus haben wir den perfekten Blick auf einen weiteren Wasserfall. Die Natur leuchtet nur so in den schönsten Grüntönen. Am Abend checken wir das Wetter und beschließen morgen den ersten Segelschlag der Saison zu absolvieren. Es wird nicht allzu weit, denn wir wollen nur bis an die Westküste fahren.

Der Schwell steht weiterhin unangenehm in die Prickly Bay, als wir am 11.01.2024 nach Melanies Arbeit den Anker lichten. Wieder einmal ist die Welle an der Südseite Grenadas hoch und unangenehm. Vielleicht kommt sie uns auch nur besonders unangenehm vor, da es der erste Törn der Saison ist. Wir kämpfen uns tapfer um die Südwestecke. Auf der Höhe von St. Georges müssen wir den Kurs ändern, da uns sonst ein Frachter mit Zielhafen St. Georges uns glatt überfahren hätte. Aber so geht alles gut. Melanies Geschimpfe hat man aber wahrscheinlich noch am Strand hören können!
Unser Ziel für heute ist Halifax Harbour. Die Richtung des Schwells und die Windrichtung, sowie die vorhandenen Wracks in der Bucht, lassen bei uns die Entscheidung kurzentschlossen abändern. Wir verholen an den nördlichen Rand der großen Bucht. Traumhaft klares Wasser locken uns zum Schnorcheln. Und dank der Vollgesichtsmaske, die Melanie letztes Jahr von den Nalas geschenkt bekommen hat, schnorchelt auch Dorothee mit uns mit. Und sie ist völlig begeistert die ganzen Aquarienfische live zu beobachten! Wieder zurück an Bord genießen wir zu viert einen Sundowner und für unsere Gäste der erste Sonnenuntergang an der Westküste, auch wenn sie heute nicht im Meer versinkt.

Die Nacht war still und laut zugleich. Der Lärm der Zivilisation war ausgesperrt, dafür war der Dschungel um so lauter. Pfeiffrösche, Zikaden, Affen und andere Tiere waren laut zu hören. Als wir am 12.01.2024 erwachen, weicht die Geräuschkulisse der Nacht einem angenehmen Wellenrauschen. Fische gucken von Bord aus, Pelikane beim Jagen beobachten und das Boot segelklar machen. Weiter geht es für uns zunächst an der Küste Grenadas hoch, vorbei an Ronde Island nach Carriacou hinüber. Wir können die Insel leider nicht ganz anliegen lassen und so rollen wir für die letzten Seemeilen die Segel ganz weg und motoren in die, uns gut bekannte, Ankerbucht. Der Anker fällt auf 6 m Wassertiefe. Wir wandern am Paradise Beach entlang zum Paradise Beach Club. Unser Nala-eMMa-Schild ist zwar etwas blasser geworden, aber noch deutlich zu erkennen. In der nächsten Saison werden wir es wohl noch einmal nachzeichnen müssen! Wir genießen ein Lagerfeuer und Cocktails am Strand und machen uns anschließend auf den Rückweg zum Dinghy-Steg.

Am 13.01.2024 unternehmen wir einen Ausflug in die Mangroven und kaufen im kleinen örtlichen Supermarkt noch ein paar Lebensmittel ein. Und wir sehen Schildkröten, die immer wieder zwischen den Booten auftauchen. Zu Dorothees Leidwesen bleiben sie nie lange genug, damit sie sie fotografieren kann.

Markus sammelt am 15.01.2024 alle Pässe ein und düst direkt zur Office-Öffnung am Morgen zum Ausklarieren. Eine knappe Stunde später ist er wieder da, allerdings zunächst nur um gleich noch einmal loszufahren. Die Marina hatte uns extra einen Zettel ausgestellt bei unserer Abreise. Uns war aber nicht klar, dass dieser für die Ausklarierung benötigt wird. Also Zettel einpacken und gleich noch einmal los. Eine weitere Stunde später sind wir ausklariert und alle Pässe gestempelt. Wir frühstücken in aller Ruhe und lichten anschließend den Anker.

Der Weg für heute ist zum Glück nicht sehr weit, denn es geht nur bis nach Ashton auf Union Island. Schon als wir bei Sandy Island um die Ecke biegen können wir den markanten Felsen vor Ashton gut erkennen. Wir ergattern die letzte freie Boje. Für Melanie ist es ein ganz besonderer Moment an einem ganz besonderen Ort. Hier hatte sie letztes Jahr ihren Zusammenbruch, es wurde alles in Frage gestellt, nach Antworten gesucht und hier begann sie, ganz langsam, mit der Hilfe von fünf lieben Menschen sich wieder aufzurappeln. Heute genießt sie es hier zu sein!
Zum Abend gehen wir schnorcheln. Es ist schön zu sehen, wie Dorothee das Schnorcheln mit der Vollgesichtsmaske genießt. Sie ist kaum aus dem Wasser zu bekommen! Rollentausch nach 40 Jahren ;-)

Gestern war es bereits zu spät, als wir hier in Ashton ankamen und so gibt es heute, am 16.01.2024, einen Spaziergang zum Einklarieren in die nächste Bucht auf Union Island. Melanie bleibt an Bord, sie braucht etwas Zeit zum Arbeiten, Zeit um sich zu sammeln und das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Die anderen drei treffen „Herman the German“ wieder und kaufen natürlich etwas Obst vor Ort. Die Hängebrücke und die Mangroven werden bewundert und Markus erzählt unseren Gästen, was sich hier zum letzten Jahr verändert hat. Am Strand, wo wir letztes Jahr ein Strand-BBQ mit drei Booten veranstaltet haben, gibt es heute eine Strandbar. Die Kiter lieben es in der Bucht über das flache Wasser zu düsen. Im Mangrovenhain sind witzige und informative Schilder montiert worden und die Hängebrücke wirkt nicht mehr ganz so vertrauenserweckend wie noch vor einem Jahr.

Am folgenden Tag fahren wir mit dem Dinghy an einen Steg direkt vor dem kleinen Ort Ashton. Ein Spaziergang am Friedhof vorbei, auf dem Ziegen grasen. Schulkinder, die von der Schule nach Hause gehen und uns freundlich grüßen. Der Blick auf die sehr bergige Landschaft. Und immer wieder erfreuen wir uns über die Aussicht auf die Bucht, mit eMMa und all den anderen Segelbooten, mit den vielen bunten Kite-Schirmen und den kleinen weißen Wellenkämmen, die durch den starken Wind entstehen. Doch wir liegen mit eMMa sehr geschützt an einer der kostenlosen Muringbojen und so schlafen wir alle sehr gut und ruhig.

Nach unserem ausgiebigen Frühstück geht es am 17.01.2024 weiter in die Tobago Cays. Stark gerefft läuft eMMa hoch am Wind. Auch heute ist die Strecke nicht weit. Es ist relativ voll, weil viele Charterschiffe da sind. Wir gehen schnorcheln und vom Strand aus baden. Letztes Jahr hatten wir hier bei jedem Schwimmen und Schnorcheln gleich 8-12 Schildkröten. Heute treffen wir lediglich drei relativ kleine Tiere. Für Dorothee sind es aber die ersten Schildkröten, mit denen sie schwimmen geht und die sie in freier Wildnis unter Wasser beobachten darf! Also sind sie etwas ganz besonderes!
Für den Abend buchen wir bei „Romeo“ einen Tisch zum BBQ. Für den Hinweg wählen wir den Trampelpfad quer über den Hügel, inklusive schöner Aussicht auf die Ankerbucht und das Riff. Die Wellen brechen sich an der Riffkante. Sie sind im Moment wirklich unruhig und hoch, so dass wir zwar sicher, aber sehr rollig vor Anker liegen. Markus erzählt Dorothee, dass es hier Leguane gibt und wir letztes Jahr bei einem einzigen Ausflug bestimmt 20 Tiere gesehen haben. Und so sucht sie fleißig mit ihrer Kamera, findet aber keinen einzigen Leguan. Das BBQ ist ein Traum! Wir bestellen Lobster, Fisch und zweimal Hähnchen. Dazu wird gegrilltes Gemüse, Gemüse-Reis und Conch-Curry gereicht. Alles ist unheimlich lecker! Zum Nachtisch gibt es dann auch noch Bananenbrot. Es herrscht eine angenehme Stimmung. Überall sitzen kleine und größere Gruppen zusammen, lachen, genießen gutes Essen und die Abendstimmung. Am Nebentisch wird ein Geburtstag gefeiert und an einem anderen Tisch kommt eine Hochzeitsgesellschaft zusammen. Zu späterer Stunde machen wir uns bei tiefer Dunkelheit zurück zum Dinghy. Diesmal geht es aber den Fußweg unten entlang. Dabei sucht Dorothee immer weiter nach Leguanen. Zurück am Strand schließen wir unser Dinghyschloss auf und überlegen wie wir das Dinghy gut festhalten können, bis alle sicher drin sitzen. Die Wellen haben nämlich deutlich zugenommen, die Flut drückt über das Riff und sorgt für kräftigen Schwell. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Markus packt sein Handy zu Melanies Handy in den kleinen, eigentlich wasserdichten Seesack, verschließt diesen allerdings nicht wie vorgeschrieben. Normalerweise klipsen wir den Verschluss dann so fest, dass der Beutel am Außenbordmotor hängt. Oder einer von uns hält ihn in der Hand. Aber da es schnell gehen muss und jede Hand gebraucht wird, legt Markus den Beutel auf den Boden ins Dinghy. Die Überfahrt zu eMMa wird eine einzige Wasserschlacht, Welle für Welle findet den Weg ins Beiboot. Zurück an Bord sind wir alle naß bis auf die Haut und der Handybeutel schwimmt von innen. Markus Handy überlebt es, Melanies Handy leider nicht. Wut, Enttäuschung, Frustration macht sich bei ihr breit und sie kann den Abend, der bisher so schön war, nicht mehr genießen. Wieder einmal folgt dem Hoch ein Tief.

Die Nacht über schlafen wir alle schlecht, sei es wegen dem defekten Handy und den Überlegungen, wie wir einen Ersatz organisiert bekommen, sei es weil es sehr, sehr rollig ist. So oder so beschließen wir am folgenden Morgen weiterzuziehen.
Canouan ist am 18.01.2024 unser Ziel. Diese Insel haben wir bisher noch nicht angelaufen. Die Bucht stellt sich als relativ flach, aber sehr geschützt heraus. Doch trotzdem kann die Insel nicht überzeugen. An der Küste befinden sich viele Urlaubsresorts der gehobenen Preiskategorie. Im Ort gibt es nur einen winzigen Supermarkt. Dort stocken wir unseren Eiervorrat auf und kaufen für die nächsten zwei Tage ein wenig ein. Wir unternehmen eine kleine Wanderung und treffen unterwegs auf eine Landschildkröte. Die hatten wir bisher noch nie. So richtig warm werden wir mit dieser Insel und ihren Bewohnern irgendwie nicht.

So geht es direkt am folgenden Tag weiter nach Bequia. Stark gerefft und bei ordentlich Welle rauschen wir dahin. Das neue Antifouling von eMMa sorgt für eine gute Geschwindigkeit. Es macht einfach Spaß wieder unterwegs zu sein. Und es ist wie immer. Ein Boot segelt, drei Boote sind eine Regatta. Wir erreichen die Princess Margaret Bucht und ankern vor Bequia. Den Abend nutzen wir für einen schönen Spaziergang. Eigentlich ist der Weg gar nicht so weit bis in den Ort, aber es gibt ständig irgendetwas schönes zu sehen und somit auch zu fotografieren. Dadurch warten wir also immer wieder auf Dorothee. Wir kommen uns ein wenig vor wie früher mit den Kindern: „Mama, nur mal kurz noch gucken!“ Vom Princess Margaret Trail aus beobachten wir eine Gruppe Schnorchler. Es sieht witzig aus, wie sie dort alle meine Entchen spielen - Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen, äh Popos in die Höh´. Wir genießen es wieder hier zu sein. Es fühlt sich gut an. So viele schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit mit den Nalas kommen hier hoch! Nicht wehmütig, sondern einfach schön!

Wir essen ein Eis, erkunden den Ort, kaufen im Supermarkt frische Lebensmittel ein und schlendern langsam zurück zum Dinghy-Steg. Nicht ohne bei dem kleinen neuen Café noch etwas Leckeres zu essen bzw. noch Milchshakes zu trinken. eMMa wartet vor Anker lieb auf uns. Zurück an Bord wird gekocht, gegessen und der Abend genossen! Die schwimmende Cocktail-Bar mit der Happy Hour schauen wir uns nur von Bord aus an. Es ist uns dort definitiv zu voll. Und von unserem Ankerplatz aus, können wir den Sonnenuntergang auch viel besser genießen.

Am 20.01.2024 hat Melanie viel für die Arbeit zu tun. So machen sich Klaus, Dorothee und Markus ohne sie auf den Weg zur Turtle Farm. Dorothee freut sich schon riesig auf die Schildkröten. Leider zu früh gefreut! Die Wanderung dorthin ist wunderschön und die kalten Getränke in der Bar unterwegs kann man bei dieser Aussicht auch einfach nur genießen. Nur die Turtle Farm ist leider geschlossen. So bleibt Dorothee nur die Fotos durch die Zaunbretter hindurch. Immerhin hat sie die Schildkröten wenigstens kurz gesehen. Eidechsen unterwegs und der Besuch der Wild Sea Salt Manufaktur entschädigen wenigstens ein wenig für die Enttäuschung.

Die Entscheidung fällt aufgrund des Wetters für den langen Schlag bis nach Martinique. Die Abfahrt soll auch gleich heute Abend noch erfolgen. Ausklariert haben wir bereits. 90 sm liegen vor uns. Eigentlich auch gut zu schaffen. Melanie und Markus wechseln sich konsequent mit der Wache ab. Klaus ist seekrank und liegt oben im Cockpit, während es Dorothee wirklich gut geht. Sie liegt bei langen Segelschlägen am liebsten in ihrer Koje und hört Hörbücher. So versorgen wir unsere Gäste mit Essen und Getränke, sorgen dafür, dass sie etwa in den Magen bekommen, wovon ein Teil halt wieder ausgespuckt wird, verteilen Tabletten gegen Seekrankheit, leinen sie im Cockpit mittels Pickgurt an und gehen Ruder von Hand. Denn unser elektrischer Autopilot hat den Geist aufgegeben. Das hat uns gerade noch gefehlt! Auf die Windfahne können wir ja auch nicht wechseln, weil unser Servoruderblatt mit der Weile ja auf Grenada angekommen sein sollte. Nach einer zügigen Überfahrt kommen wir am Abend des 21.01.2024 vor St. Anne auf Martinique an.

Am Montag Morgen muss Melanie Arbeiten und anschließend ein wenig Schlaf nachholen. Markus fährt mit Klaus und Dorothee rüber nach Le Marin zum Einklarieren. Gemeinsam statten sie der Nala einen Besuch ab. Gut sieht sie aus, auch wenn das Unterwasserschiff natürlich ordentlich Bewuchs angesetzt hat. Sogar der Bottrop Junior, der kleine Kaktus der Nalas, hat bisher überlebt. Die drei kommen erst nach Sonnenuntergang und mit Melanies navigatorischer Handyunterstützung zurück an Bord. Hier vor St. Anne liegen einfach zu viele Schiffe vor Anker ;-)

Am 23.01.2024 machen wir uns auf zur Wanderung entlang der Küste. Zwischendurch stecken wir die Füße ins Wasser und beobachten die vielen Krabben, die im Waldboden leben. Dorothee möchte unbedingt auf der Schaukel im Wasser schaukeln. Als hilfsbereiter Schwiegersohn unterstützt Markus sie dabei gerne. Melanie und Klaus schauen sich das ganze vom Strand aus an und müssen sehr lachen. Wir wandern den Küstenweg wieder langsam zurück und haben immer wieder eine tolle Aussicht auf die riesige Ankerbucht und das türkisblaue Wasser. Zurück an Bord genießen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Am 24.01.2024 geht es am Strand in die andere Richtung. Man merkt, dass wir wieder in Europa sind. Überall stehen Warnschilder auf denen vor dem Herunterfallen von Kokosnüssen gewarnt wird. Am 25.01.2024 verholen wir nach Le Marin, denn für die nächsten Tage haben wir einen Mietwagen organisiert. Der muss aber am Flughafen abgeholt werden und die Busverbindung von Le Marin aus zum Flughafen ist gut machbar, von St. Anne aus ist es deutlich schwieriger.

So fahren wir am 26.01.2024 mit dem Auto über die Insel. Zunächst geht es für uns nach Fort-de-France. Klaus und Dorothee kennen die Stadt bisher ja noch nicht und wir haben uns dazu entschieden ihr eine zweite Chance zu geben. Das Wetter ist schön und die Geschäfte haben offen. Die Stadt wirkt nicht mehr ganz so schrecklich wie bei unserem ersten Besuch, aber hübsch wird sie einfach nicht. Die Kirche und die Bibliothek sind geöffnet und werden durch uns besichtigt. Sie können sich beide sehen lassen. Bevor wir weiterfahren, gönnen wir uns eine Stärkung. Crêpes gibt es leider auch diesmal nicht, aber das Essen schmeckt ganz gut. Die Männer möchten nicht mit in den Jardin de Balata. So suchen sie sich einen netten Platz in einem Restaurant und müssen Sitzfleisch beweisen. Denn Melanie und Dorothee genießen den Besuch dieses wirklich hübschen botanischen Garten sehr. Die beiden Herren wissen gar nicht, was sie sich alles entgehen lassen! Wir Damen beobachten Kolibris, bewundern die interessante Gartengestaltung und die Aussicht ins Tal bis zum karibischen Meer. Wir klettern mutig über die richtig lange Hängebrücke, schießen Unmengen an Fotos, bewundern die extrem hohen Palmen und stellen uns bei den immer wiederkehrenden Regenschauern einfach unter. Vier Stunden später treffen wir uns dann alle am Auto wieder. Wir beschließen nicht direkt zurück zufahren, sondern noch einen Abstecher zum Sonnenuntergang nach St. Pierre zu machen. Dort gibt es eine Gedenkstätte, die an die Katastrophe von 1902 erinnert. Damals brach der Vulkan Mount Pelé aus und zerstörte den gesamten Ort. Fast alle Einwohner kamen dabei ums Leben. Leider schließt die Gedenkstätte um 18 Uhr, aber draußen hängen Bilder und Texte, die sehr informativ, beeindruckend und ergreifend sind. Auch im Ort gibt es überall noch Ruinen, die an diese Katastrophe erinnern. Es hat etwas bedrückendes an sich. Der Sonnenuntergang ist an diesem Abend einfach wieder bezaubernd schön und wir schwelgen auf der Rückfahrt in den vielen Gedanken dieses Tages.

Wieder einmal denken wir daran, wie schnell die Zeit vergeht, als wir am 27.01.2024 Abschied nehmen müssen. Klaus und Dorothee fliegen nach Hause. Es war eine sehr schöne Zeit mit den beiden an Bord. Wir hoffen, dass wir ihnen die Karibik näher bringen konnten. Eine Anmerkung müssen wir an dieser Stelle noch aussprechen. Melanies Mutter muss aus gesundheitlichen Gründen Stützstrümpfe tragen. Dies auch konsequent in der Karibik bei 28 Grad Celsius zu tun, zollt unseren ganzen Respekt! Jeden Morgen ist sie früh aufgestanden und hat sich in ihre Strümpfe gequält. Hut ab!.

Alle Bilder zum Wochenbericht 64 seht ihr, wenn ihr auf das Foto klickt.
Alle Bilder zu Wochenbericht 64

zurück   zur Übersicht   oben   weiter