Zeitraum: 07.05.2016 bis 10.05.2016
Revier: Griechenland, Insel Lefkada — Preveza
Boot: eMMa
Moody 44
Crew: Markus
Melanie


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Der Krimi der Schiffsübergabe

07.05.2016
Gedanken von Melanie:
„Fliegen - ausgerechnet Fliegen! Ich kann nicht sagen, dass ich fliegen hasse, aber es ist auch nicht mein allerliebstes Fortbewegungsmittel. Ich bin als 13-jährige zum 1. Mal geflogen. Gemeinsam mit meiner Großmutter und einer dicken Mittelohrentzündung. Der Start war damals zwar unangenehm, die Wolkendecke dicht, der Flug recht ruhig und die Landung nur mit einer Paracetamol, ohne Wasser geschluckt, zu ertragen. Die Flugreisen danach waren sehr überschaubar. Natürlich sind Oma und ich auch wieder zurück geflogen. Dann gab es 2010 die Reise nach Chicago und zurück mit unseren drei Kindern. Da ich aber so sehr mit den Kindern beschäftigt war, kam ich gar nicht dazu mich unwohl zu fühlen. Und dann der Flug letztes Jahr hin und zurück nach Preveza / Griechenland. Unser Ziel heute heißt wieder Preveza um die Bootsübergabe zu machen. Unser erstes eigenes Segelboot! Oh, wie ich mich freue!“

Im Oktober 2015 haben wir es uns angeschaut und Probe gesegelt. Danach haben wir lange gekämpft, gebangt, schwere Entscheidungen getroffen und eine Woche verbracht gegen die Achterbahn fahren langweilig ist. Und nun soll es endlich soweit sein! Unsere Nerven haben sich immer noch nicht ganz beruhigt, doch die Freude kommt immer mehr durch. Wir freuen uns aber nicht nur auf das Boot, sondern auch auf Griechenland. Es hat uns dort sehr gut gefallen. Das Land, das Meer, die Menschen - besonders die Freundlichkeit und auch die Einfachheit. Wir haben dort letztes Jahr nette Kontakte geknüpft, tolle Orte gesehen und die Seele baumeln lassen können. Doch bevor wir dort sind, kommt noch die Landung in Preveza. Die ist sehr spannend und gleichzeitig wunderschön. Preveza ist ein kleiner Militärflughafen, der mehr oder weniger nur in der Saison auch zivil genutzt wird. Er liegt auf einer Landzunge, rechts und links vom Meer umgeben. Das Flugzeug setzt kurz nach der Küste auf der Landebahn auf. Markus hat davon im letzten Jahr ein Zeitraffervideo gedreht. Es ist schon sehr imposant, denn es sieht immer so aus, als würde man auf dem Wasser landen. Etwas nervös sind wir schon vor der Bootsübergabe. Der alte Eigner Richard hängt sehr an seiner Sherringham Lady. Wir können es ja verstehen, aber er verkauft es nun mal an uns. Er weiß ja, dass es in eine nette Familie kommt, die es auch nutzen wird und es liebt zu segeln.



08.05.2016
Da steht sie vor uns - unser Boot! Sie ist einfach hübsch. Wir durchstöbern gemeinsam mit Richard so ziemlich alle Schaps und Stauräume. Oh man, da werden wir aber kräftig ausmisten müssen! Aber das Boot ist im Großen und Ganzen gut in Schuss. Was defekt ist oder war, wird bzw. wurde repariert oder ersetzt. Oder neu angeschafft. So wie das neue Dampferlicht und die Deckslampe. Und das Schapschloss über dem Kartentisch. Oder das Fernglas - denn jedes Boot braucht laut Richard immer ein Fernglas an Bord! Und da er sein gutes Glas behalten wollte, kaufte er kurzentschlossen ein neues. Wir haben jetzt zwei an Bord, denn auch wir besaßen bereits ein Fernglas. Oder der Ersatz-Ersatz-Ersatz-Impeller. Oder die Zusätze für Wasser und Diesel. Das Dinghy hatte er auch noch zur Reparatur gegeben. Es war nicht wirklich kaputt, aber am Heckspiegel leckte immer ein wenig Wasser beim Fahren. Aber das konnte er so nicht lassen!
Wir füllen schon mal die Wassertanks auf. Das dauerte ein wenig, denn es sind ja immerhin mehr als 400 Liter!

09.05.2016
Motto des Tages: Braucht noch jemand diesen Tag? Oder kann der weg?
Der kann definitiv weg!



10.05.2016
Der gestrige Tag war die Hölle für uns - für Markus und Melanie genauso wie für Richard und Frances. Das lag daran, dass wir den ganzen Tag gewartet haben. Alles begann damit, dass Richard die Original-Dokumente zum Rechtsanwalt nach Hamburg schicken musste, weil die Bank darauf bestand, dass diese durch den Rechtsanwalt auf Echtheit geprüft werden müssen. Richard wusste, dass alles am Freitag Morgen im Rechtsanwaltsbüro angekommen war, da er es mittels Kurierdienst ausliefern ließ. Einen Zweifel an der Echtheit gab es für uns nicht und somit schauten wir alle dieser Prüfung sehr gelassen entgegen. Der Rechtsanwalt in Hamburg musste also nur unserer Bank bestätigen, dass alles da ist und alle Dokumente echt sind. Das tat er am Montag Morgen auch direkt nach der Ankunft in seinem Büro. Nun war die Bank dran. Die warteten aber auf den Posteingang der pfändbaren Originalurkunde zur Schiffshypothek. Wir wussten, dass diese am Mittwoch bereits an die Bank versendet worden war. Bei uns und beim Rechtsanwalt in Hamburg kamen die beglaubigten Abschriften davon auch bereits am Samstag an. Um das Verfahren zu beschleunigen schickte der Rechtsanwalt diese Unterlagen als Scan-Kopie auch direkt an die Bank, so dass damit der Erhalt bestätigt war. Das reichte der Bank aber nicht aus! Sie wollten nur das Original! Und so haben wir 8 Stunden gewartet! Diese Zeit war schlimmer als alle drei Schwangerschaften und Geburten unserer Kinder zusammen!
Als der Arbeitstag in Deutschland zu Ende war und wir immer noch keinen positiven Bescheid hatten, gaben wir es für den gestrigen Tag auf und gingen Essen. Das Restaurant war sehr hübsch, wunderschön direkt am Wasser gelegen und wäre perfekt gewesen die erfolgreiche Bootsübergabe zu feiern. Hätte, hätte - Fahrradkette!
Heute Morgen ging die Warterei dann in die 2. Runde. Zunächst telefonierten wir noch einmal mit dem Finanzmakler um ihn nach dem Posteingang zu fragen. Der ging aber nicht dran, so sprachen wir auf den Anrufbeantworter und baten um Rückruf. Diesmal beschlossen wir nicht im Zimmer unserer Pension zu warten, sondern an den Strand zu gehen. Dort erreichte uns dann Richard. Er meinte, wir könnten uns ja treffen und gemeinsam zum Boot fahren. Warten könnten wir dort auch. Auf dem Weg fuhren wir noch kurz an der Dinghy-Werkstatt vorbei, wo Richard das Dinghy zur Reparatur abgegeben hatte. Es ist jetzt rundum erneuert! Er bezahlte die Reparatur und wir vereinbarten, dass die Werkstatt das Dinghy bis 14 Uhr zum Boot bringen würde. An der Marina angekommen gingen wir mit Richard zum Marina-Office und machten dort den Besitzerwechsel klar. Richard bezahlte seine Rechnung (den Liegeplatz noch bis zum 15. Mai 2016) und wir gaben unsere Daten an. Außerdem vereinbarten wir, dass wir Ende Juni kommen und Griechenland dann verlassen werden.
Anschließend telefonierte ich noch einmal mit dem Finanzmakler, denn der hatte sich immer noch nicht gemeldet. Als ich ihn dann endlich dran hatte, bestätigte er mir, dass die Original-Urkunde heute bei der Bank angekommen sei und die notwendigen Beteiligten gerade im gemeinsamen Meeting sind um die notwendigen Unterschriften zu geben. Sobald das erledigt sei, meldet er sich noch mal. Die Überweisung sei kein Problem, der Rechtsanwalt hätte innerhalb von 15-20 Minuten dann das Geld auf dem Treuhandkonto und alles ist gut. Das war um 12 Uhr griechischer Zeit. Um 14 Uhr bekamen wir endlich den Anruf, dass das Geld überwiesen sei! Jetzt fehlte nur noch die Bestätigung des Rechtsanwaltes, dass das Geld auf dem Treuhandkonto eingegangen ist. Wir machten alle Papiere fertig und warteten mal wieder - darin waren wir ja mit der Weile richtig gut nach all den Praxisübungen!
Das Dinghy wurde dann um 14:30 Uhr endlich geliefert und von uns verstaut. Unsere Sachen, die schon an Bord bleiben sollten, hatten wir auch schon ausgeräumt. Von 32 kg Gepäck auf dem Hinflug kamen nur 4 kg wieder mit zurück nach Deutschland!
So setzten wir uns ins Marina-Café, tranken Cola und warteten! So langsam drängte die Zeit. Unser Flug sollte um 16:30 Uhr starten. Das Boarding begann um 16 Uhr, wir mussten also so langsam zum Flughafen. Wir hatten mit Richard und dem Rechtsanwalt in Hamburg verabredet, sollte das Geld nicht vor unserem Abflug auf dem Treuhandkonto eingegangen sein, fliegen wir nach Hause, Richard wartet die Eingangsbestätigung noch ab (er fliegt erst einige Tage später), sendet dann die unterzeichneten Unterlagen per Fax an den Rechtsanwalt und hinterlegt für uns die Schlüssel im Marine-Office. Das war auch bereits so mit der Marina-Leitung abgesprochen. Für uns war es das Worst-Case-Szenario und das wollten wir eigentlich vermeiden.
Dann aber kam die Deadline und wir mussten zum Flughafen. Richard bot uns dann noch an, dass er zwar die Schlüssel in der Marina lassen würde, aber einen Schlüssel mit nach Hause nimmt und uns per Post zusendet. Das war eine sehr gute und freundliche Idee und ein kleiner Trost für uns. Er fuhr uns im Mietauto zum Flughafen. 500 m vor dem Flughafen klingelte das Handy und der Rechtsanwalt bestätigte den Zahlungseingang auf dem Treuhandkonto. Wir kamen am Flughafeneingang an und machten die Schlüsselübergabe dort. Wir waren überglücklich!
Richard und Frances waren sehr traurig. Sie hängen doch wirklich sehr an dem Boot. Richard sagte, es gibt so viele schöne Erinnerungen mit dem Boot. Nun ist es an uns viele schöne Erinnerungen mit dem Boot zu sammeln. Und das werden wir tun! Zurück ging es von Preveza über Wien nach Düsseldorf, diesmal allerdings mit dem Flugzeug. Von dort holte uns Julian mit dem Auto ab.



Wieder in Deutschland:
Richard bestätigte uns nach ein paar Tagen den Zahlungseingang auf seinem Konto und teilte uns den Differenzbetrag mit, der durch den Währungswechsel entstand. Der lag bei weniger als erwartet und Richard bot uns an den Betrag in Bar (in Euro oder Pfund, wie wir wollten) Ende Juni nach Griechenland mitzubringen und ihm dort zu übergeben. Er will ja auf jeden Fall kommen und uns beim Anschlagen der Segel und Fertig machen fürs Wassern zu helfen.
Wir fanden die Idee super, aber die Bank mal wieder nicht! Sie brauchten einen Zahlungsbeleg! Also tätigten wir wieder eine Auslandsüberweisung. Und Richard bestätigte nun, dass das Geld komplett sei. Wieviel nun genau bei ihm eingegangen ist, wissen wir nicht. Aber wir wissen, sollte etwas fehlen oder zu viel eingegangen sein, werden wir das „heimlich“ unter uns im Juni regeln, wenn wir alle wieder in Griechenland sind.
Wir haben dann schon mal ein großes Paket nach Griechenland geschickt. Bepackt mit Bootshaken, Duschtüchern, Antifouling, Streichutensilien und einen Teil der Wäsche sowie das Ölzeug vom Klaus. Wir sind gespannt, wann das Paket in Preveza ankommt.
Nachtrag zum Paket: vierzehn Tage sollte man auf jeden Fall einplanen!


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